Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
nach Stoff.«
    »Ich dachte, Sie hätten es meinetwegen versucht, Elaine zu erobern«, meinte er nüchtern.
    »Ich kannte Elaine schon, bevor ich Sie kennenlernte oder etwas von Ihren verwandtschaftlichen Beziehungen wußte. Sie ist eine wundervolle und tapfere Frau, sie hat Kummer genug gehabt. Ich bin sehr stolz, daß sie mich mag.«
    Er schaute mir in die Augen. »Ich weiß. Sie hält sehr viel von
    Ihnen.«
    Ich schwieg.
    »Aber damit ist die Sache, derentwegen Sie mich aufgesucht haben, noch nicht erledigt«, sagte er.
    »Nein«, stimmte ich zu.
    »Wenn ich mich nicht bereit erkläre, mit Ihnen zusammenzuarbeiten, zerren Sie die Sache mit meiner Tochter an die Öffentlichkeit, nicht wahr?«
    »Ja, so ungefähr«, gab ich zu.
    »Und wenn ich mich dennoch weigere?«
    Ich antwortete ihm erst nach einer ganzen Weile. »Vor vielen Jahren hat mir mein Vater einmal gesagt, ich könnte wählen: zwischen der Hölle auf Erden oder der Hölle nach dem Tod. Ich verstand damals nicht, was er damit sagen wollte. Aber ich beginne zu lernen. Mir wäre die Hölle im Jenseits lieber.«
    »Das heißt, Sie werden nichts sagen?« fragte er und blickte mir ins Gesicht.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist nicht meine Sache. Es ist Ihre eigene, private Hölle. Ich will damit nichts zu tun haben.«
    Er seufzte leise. »Ich bin froh, daß Sie das gesagt haben. Wenn Sie mich erpreßt hätten, wäre es auf einen Kampf um jeden Preis hinausgelaufen, egal, was passiert wäre.«
    Ich stand auf. »Das Gefühl hatte ich, als ich das letzte Mal hier war.« Ich ging auf die Tür zu. »Kommen Sie, Bob«, sagte ich.
    »Augenblick mal, Mr. Rowan!«
    Ich drehte mich um. »Ja?«
    Der kleine Mann war aufgestanden, auf seinem sonst so reservierten Gesicht lag so etwas wie ein warmes Lächeln. »Wie können wir denn die Einzelheiten des Auftrages besprechen, wenn Sie weglaufen?«
    Ich spürte, wie mein Herz klopfte. Ich hatte es geschafft - ich hatte es geschafft! Der Versuchsballon war gelandet. Ich blieb stumm.
    Er kam um den Schreibtisch herum auf mich zu. Ich ergriff seine ausgestreckte Hand. Dann öffnete er die Tür. »Sandra, kommen Sie bitte mal einen Augenblick herein.«
    Sie erschien, ihr ganzes Gesicht war eine einzige Frage. »Ja, Mr. Brady?«
    »Mr. Rowans Firma übernimmt die Public-Relations-Kampagne für uns. Es wäre vielleicht ganz günstig, wenn Sie mit nach New York gingen, um unsere Interessen dabei ein bißchen im Auge zu behalten.« Aber in seinen Augen lag deutlich eine Bitte.
    Sie schaute ihn einen Augenblick lang an und warf dann mir aus den Augenwinkeln einen Blick zu. Beinahe unmerklich schüttelte ich den Kopf. »Später«, formulierte ich mit den Lippen.
    Sie war ihrem Vater ähnlich genug, um schnell zu begreifen. »Wenn es Ihnen recht ist, Mr. Brady«, sagte sie rasch, »möchte ich lieber noch eine Zeitlang bei Ihnen bleiben.«
    Der alte Mann konnte seine Freude nicht verbergen. Das strahlende Lächeln auf seinem Gesicht erhellte den ganzen Raum.

    Es war eine jener von Parks umgebenen Villen, die der vorneh-_men Wohngegend an der Peripherie von Washington ihren Akzent verliehen. Am Eingang brannte kein Licht, und so zündete ich ein Streichholz an, um das Namensschild zu finden.
    Schuyler. Ich drückte auf den Knopf. Innen erklang ein Glockenspiel. Das Streichholz erlosch, ich wartete im Dunkeln. Nach ein paar Minuten drückte ich noch einmal auf den Knopf. Keine Antwort. Das Haus lag noch immer im Dunkeln. Ich setzte mich auf die Stufen. Es war völliger Wahnsinn, ich wußte es selbst. Selbst wenn sie mich von ihrer Wohnung aus angerufen hatte, wie Mickey behauptete, mußte sie ja jetzt nicht zu Hause sein. Schließlich konnte sie über das Wochenende irgendwohin gefahren sein, es war ja Freitag abend.
    Ich steckte mir eine Zigarette an. Vielleicht lag ich überhaupt schief. Konnte ja sein, daß ich gar kein so toller Hecht war. Vielleicht betrog sie mich schon die ganze Zeit. Vielleicht gab es einen anderen - oder andere. Ich wußte es ja nicht. Ich wußte von ihr nur das, was sie mir erzählt hatte. Und da stand nichts davon drin, daß sie mich nicht betrügen konnte, wenn sie wollte.
    Die Zigarette schmeckte bitter, ich warf sie fort. Die Funken sprühten auf dem Boden auf wie winzige Glühwürmchen. Die Nacht wurde kühl, ich schlug meinen Mantelkragen hoch. Ich konnte nichts weiter tun; ich war bereit, notfalls bis zum Jüngsten Tag hierzu warten.
    Seit ich auf dem Pittsburgher Flughafen versucht hatte, sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher