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Phönix

Phönix

Titel: Phönix
Autoren: Steven Brust
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das auch.
    Sie erhob sich, als ich mich näherte, und kam dann vom Podest herunter. Etwa drei Schritte vor ihr blieb ich stehen, unsicher, auf welche Weise ich ihr huldigen sollte, wenn überhaupt. Allerdings schien es sie nicht zu kümmern. Ihre Stimme klang tief und glatt, leicht melodisch, und hallte scheinbar ein bißchen wider. Sie sagte: »Du hast mich angerufen.«
    Ich räusperte mich: »Ich war in Schwierigkeiten.«
    »Ja. Es ist schon eine Weile her, seit wir uns zuletzt gesehen haben.«
    »Ja.« Ich räusperte mich abermals. Loiosh schwieg. Sollte ich etwa fragen: »Und, wie ist es so gelaufen?« Was sagt man zu seiner Schutzpatronin?
    Sie sagte: »Komm mit mir«, und führte mich durch den Nebel hinaus. Wir betraten ein kleineres Zimmer, ganz in dunkelbraun, in dem bequeme Sessel standen und ein Feuerchen vor sich hinprasselte und den Kamin hinaufzüngelte. Ich wartete, daß sie sich zuerst setzte, dann ließ ich mich ebenfalls nieder, und wir saßen wie zwei alte Freunde beieinander, die vergangene Schlachten und Gelage wiederaufleben ließen. Sie sagte: »Du kannst etwas für mich tun.«
    »Ah«, machte ich. »Das erklärt es.«
    »Erklärt was?«
    »Ich bin nicht dahintergekommen, warum mich eine Gruppe von Zauberern plötzlich in einem Keller in Süd-Adrilankha angreifen sollte.«
    »Und jetzt glaubst du, du weißt warum?«
    »Ich habe eine Idee.«
    »Was hast du in diesem Keller getan?«
    Ich fragte mich kurz, in welchem Maße man sein Privatleben mit seiner Göttin besprechen sollte, dann sagte ich: »Es hatte mit ehelichen Problemen zu tun.« Etwas, das wie Belustigung aussah, flackerte kurz in ihrem Gesicht auf, danach ein fragender Blick. Ich sagte: »Meine Frau hat sich in den Kopf gesetzt, dieser Bande von Bauernrebellen zu folgen –«
    »Ich weiß.«
    Beinahe hätte ich gefragt, woher, doch ich konnte mich bremsen. »Ja. Nun, es ist kompliziert, aber schließlich gelang es mir vor einigen Wochen, die Anteile der Organisation in Süd-Adrilankha zu erwerben – wo die Menschen leben.«
    »Ja.«
    »Ich habe versucht, dort aufzuräumen. Ihr wißt schon, die übelsten Sachen dichtmachen, aber dabei trotzdem profitabel bleiben.«
    »Das klingt nicht leicht.«
    Ich zuckte die Achseln. »Dadurch halte ich mir Ärger vom Leib.«
    »Tatsächlich?«
    »Na ja, vielleicht nicht völlig.«
    »Aber«, beharrte sie, »der Keller?«
    »Ich habe mir dieses Haus als mögliches Büro für die Gegend angesehen. Das kam eigentlich ganz plötzlich; ich habe das Schild ›Zu vermieten‹ gesehen, als ich anderweitig beschäftigt dort vorbeilief –«
    »Ohne Leibwächter?«
    »Meine anderweitige Beschäftigung war ein Besuch bei meinem Großvater. Ich nehme nicht überallhin Leibwächter mit.« Das stimmte; ich fand, solange meine Bewegungen nicht vorhersehbar waren, dürfte ich sicher sein.
    »Vielleicht war das ein Fehler.«
    »Kann sein. Aber Ihr habt sie mich ja nicht wirklich töten lassen, sondern mir nur Angst eingejagt.«
    »Du meinst also, ich hätte es arrangiert?«
    »Ja.«
    »Warum sollte ich so etwas tun?«
    »Tja, einigen meiner Quellen zufolge seid Ihr nicht in der Lage, Sterbliche zu Euch zu bringen oder direkt mit ihnen zu sprechen, wenn sie Euch nicht anrufen.«
    »Das scheint dich nicht wütend zu machen.«
    »Wut wäre zwecklos, oder nicht?«
    »Nun, ja, aber bist du nicht an zwecklose Wut gewöhnt?«
    Ich spürte, wie ein trockenes Lachen meiner Kehle entrinnen wollte. Ich unterdrückte es und sagte: »Daran arbeite ich.«
    Sie nickte und fixierte mich mit Augen, die, wie mir eben auffiel, blaßgelb waren. Sehr merkwürdig. Ich starrte zurück.
    »Weißt du was, Boß, ich bin nicht sicher, ob ich sie mag.«
    »Hmm.«
    »Also«, sagte ich, »jetzt, wo Ihr mich hier habt, was wollt Ihr?«
    »Nur, was du am besten kannst«, antwortete sie leicht lächelnd.
    Ich überlegte. »Ihr möchtet jemanden getötet haben?« Normalerweise bin ich nicht so geradeheraus, aber ich wußte immer noch nicht, wie ich mit der Göttin sprechen sollte. Ich sagte: »Ähm, für Götter berechne ich Zuschläge.«
    Das Lächeln blieb in ihrem Gesicht. »Keine Sorge«, meinte sie. »Ich möchte nicht, daß du einen Gott umbringst. Nur einen König.«
    »Ach so«, sagte ich, »na dann, kein Problem.«
    »Gut.«
    Ich sagte: »Göttin –«
    »Selbstverständlich wirst du bezahlt werden.«
    »Göttin –«
    »Du wirst ohne einige deiner üblichen Hilfsmittel auskommen müssen, fürchte ich, aber
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