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Pharmakon

Pharmakon

Titel: Pharmakon
Autoren: Robin Cook
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werden. Seine Angst, unter ihnen in den dunklen, wirbelnden Wassern könnten Haie lauern, wuchs mit jeder Minute. Jedesmal wenn er hinunterblickte, erwartete er, eine große schwarze Flosse die Wasseroberfläche durchbrechen zu sehen.
    Mit der Gewißheit, daß sie schon lange die Grenzen der MTIC-Arolen-Anlage passiert hatten, begann Adam, das Hobie-Cat auf das Land zuzusteuern. In den letzten fünfzehn Minuten hatte er gelegentlich Lichter an der Küste entdeckt. Jetzt konnte er die Wellen am Strand brechen hören. Er versuchte, sich nicht vorzustellen, was das bedeuten könnte.
    Ein Schrei zerriß die Stille. Urplötzlich umklammerte Alan mit beiden Händen seinen Kopf und schrie gellend in die Nacht hinein. Adam war völlig überrumpelt. Ein großer Bolus Adrenalin schoß in seinen Blutkreislauf.
    Alans Schreie verstärkten sich bis zur vollen Kraft seiner Lungen, er versuchte aufzustehen und warf sich gegen das Seil, das ihn an den Mast anband. Er begann, sich von einer Seite auf die andere zu werfen, und drohte, so das Boot zum Kentern zu bringen. Adam ließ die Ruderpinne und die Segelleine des Hauptsegels los und versuchte, den toll gewordenen Mann zurückzuhalten. Das Boot fiel sofort vom Strich ab, und das Hauptsegel luvte an.
    »Alan!« schrie Adam über das Getöse des Windes weg. »Was ist los?« Er faßte Alan an beiden Schultern und schüttelte ihn, so fest er konnte. Alan hielt immer noch seinen Kopf mit einer solchen Kraft umfaßt, daß sein Gesicht ganz verzerrt war. Seine Schreie kamen zwischen keuchendem Luftholen.
    »Was ist los?« rief Adam wieder.
    Alan ließ seinen Kopf los, und eine Sekunde lang konnte Adam sein Gesicht sehen. Der frühere leere Gesichtsausdruck hatte sich in einen von Schmerz und Wut gewandelt. Wie ein tollwütiger Hund stürzte sich Alan auf Adams Kehle.
    Von Alans Stärke schockiert, versuchte Adam aus seiner Reichweite zu krabbeln, aber auf dem Trampolin des Hobie-Cats war wenig Platz. Alan wand sich wie wild in seinen Fesseln, schlug mit seinen Armen um sich und traf Adam mit einem mächtigen Hieb ins Gesicht. Jetzt nun selbst schreiend, wankte Adam auf der Kante des Katamarans und versuchte verzweifelt, mit seinen Händen einen Haltepunkt zu finden. Seine Finger fanden die aufgerollte Falleine des Hauptsegels, die ihm aber keinen Halt gab. In einer Art von quälender Zeitlupenbewegung stürzte Adam in den gefährlichen Ozean.
    Er tauchte unter die Oberfläche des eisigen Wassers. Voller Panik mit den Armen rudernd, kämpfte sich Adam voller Angst an die Luft zurück, jeden Augenblick von einem Seemonster gebissen zu werden. Sein Bein berührte das Seil, das er in Händen hielt, und er schrie laut auf.
    Obgleich die Segel schlaff am Mast hingen, drückte der starke Passatwind das Boot weiterhin durch das Wasser. Adam hielt sich an der Falleine des Hauptsegels fest und wurde hinterhergezogen wie ein Köder am Ende einer Angelschnur. Er konnte sein rechtes Augenlid anschwellen spüren, aber am schlimmsten war eine herunterlaufende Wärme von seiner Nase, von der er vermutete, es sei Blut. Er erwartete, seine Beine würden jeden Augenblick abgebissen. Hand über Hand setzend, zog er sich wie toll zum Boot zurück. Auf dem Trampolin brüllte Alan immer noch vor Schmerzen. Adam ergriff ein Ponton und kletterte aus dem Wasser.
    Das Schlagen des schlaff hängenden, aber unbefestigten Hauptsegels hörte sich wie Gewehrschüsse an. Das Boot hatte sich nach luvwärts gedreht, und plötzlich schwang der Ausleger unkontrolliert über das Heck des Bootes, krachte gegen die Seite von Alans Kopf und warf ihn mit dem Gesicht nach unten auf das Trampolin.
    Adam zog sich aus dem Wasser, wich auf den hin- und herschwingenden Ausleger aus und näherte sich dem Mann mit gemischten Gefühlen, denn er erwartete halb, er würde von neuem explodieren. Aber Alan war bewußtlos und atmete tief und ruhig. Indem er sich selbst auf dem hin- und hertaumelnden Boot festzuhalten versuchte, tastete Adam Alans Kopf nach einem Schädelbruch ab. Das einzige, das er fand, war eine stark anschwellende eiförmige Beule.
    Vorsichtig drehte Adam Alan um und fragte sich, was in den Mann gefahren sei. Bis zu diesem beängstigenden Augenblick war er so friedlich gewesen. Adam bemerkte, daß einer der genähten Einschnitte aufgeplatzt war, und ahnte plötzlich, was geschehen sein konnte.
    Nachdem er zum Heck zurückgeklettert war, ergriff Adam die Ruderpinne und zog dann an der Hauptsegeltakelage. Das Boot reagierte,
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