Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phantom

Phantom

Titel: Phantom
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
School.«
    »Ich habe einen Onkel, der in Norfolk beim Beerdigungsinstitut ›Twilight‹ arbeitet«, sagte ein anderer.
    »Oh, kommen Sie, Barry!« unterbrach ihn ein fünfter, »es kann kein Beerdigungsinstitut geben, das so heißt!«
    »Ich mache keine Witze.«
    »Das ist noch gar nichts. Wir haben eins in Fayetteville, das der Familie Stiff gehört. Raten Sie mal, wie das heißt!«
    »Ich komme nicht drauf.«
    »Sie sind also nicht von hier?« Diese Frage war wieder an mich gerichtet.
    »Ich wurde in Miami geboren.«
    »Dann ist der Name Scarpetta spanisch?«
    »Nein, italienisch.«
    »Das ist ja interessant; ich dachte, alle Italiener sind dunkelhäutig.«
    »Meine Ahnen stammen aus Verona in Norditalien, wo ein Großteil der Bevölkerung unter anderem österreichische und schweizerische Vorfahren hat«, erklärte ich geduldig. »Viele von uns sind blond und blauäugig.«
    »Mann, ich wette, Sie können kochen!«
    »Das ist eine meiner Lieblingsbeschäftigungen.«
    »Dr. Scarpetta, ich bin mir nicht ganz klar über Ihre Position«, sagte ein gutangezogener Mann, der etwa in meinem Alter zu sein schien. »Sind Sie der Chief Medical Examiner für Richmond?«
    »Nein, für den ganzen Staat. Wir haben Niederlassungen in vier Bezirken: die Zentrale hier in der Stadt, eine Zweigstelle in Tidewater, Norfolk, das Western Office in Roanoke und das Northern in Alexandria.«
    »Dann sitzt der Chief nur zufällig hier in Richmond?«
    »Nun, es ist das Naheliegendste: Unsere Behörde ist eine staatliche und Richmond der Sitz der Legislative«, erwiderte ich gerade, als die Tür aufging und Patterson erschien. Er war ein großer, breitschultriger, gutaussehender Schwarzer mit kurzgeschorenem Haar, das grau zu werden begann. Er trug einen dunkelblauen Zweireiher und ein blaßgelbes Hemd, auf den Manschettenknöpfen waren seine Initialen zu sehen. Er war bekannt für seine ausgefallenen Krawatten, die heutige sah aus wie handbemalt. Während er die Geschworenen freundlich begrüßte, gönnte er mir nur ein knappes Nicken.
    Die Frau mit dem grellen Lippenstift war, wie sich erwies, die Sprecherin der Geschworenen. Sie räusperte sich und informierte mich, daß ich das Recht habe, die Aussage zu verweigern, und alles, was ich sage, gegen mich verwendet werden könne.
    »Ich habe verstanden«, sagte ich, ehe ich vereidigt wurde.
    Patterson hielt sich nicht mit Einzelheiten über meine Person auf, sondern legte den Schwerpunkt seiner Ausführungen auf die Betonung der Macht, die meine Position mit sich brachte, und darauf, wie leicht es sei, diese Macht zu mißbrauchen.
    »Und wer könnte das bezeugen?« fragte er. »Oft war niemand da, der Dr. Scarpetta bei der Arbeit beobachtete – außer ihrer Assistentin Susan Story. Sie können sie nicht als Zeugin hören, denn sie und ihr ungeborenes Kind sind tot, meine Damen und Herren, aber Sie werden andere Zeugen hören, und diese werden Ihnen das Bild einer eiskalten, ehrgeizigen Frau zeichnen, einer Machtbesessenen, die schwerwiegende Fehler vertuschen wollte. Zuerst bezahlte sie Susan Story für ihr Schweigen, dann ermordete sie sie, um ihres Schweigens sicher zu sein.«
    Patterson nahm einen Schluck Wasser und strich über das Revers seines Jacketts.
    »Man hört oft das Schlagwort vom ›perfekten Verbrechen‹ – und wer wäre besser geeignet, ein solches zu begehen, als eine Frau, die ihr Leben damit verbringt, Verbrechen aufzuklären? Als Expertin weiß sie, daß es sich, wenn sie jemanden in einem Fahrzeug erschießen will, empfiehlt, eine kleinkalibrige Waffe zu benutzen, um Querschläger zu vermeiden. Als Expertin hinterläßt sie keine Spuren am Tatort, auch keine Patronenhülsen. Als Expertin würde sie niemals einen eigenen Revolver benutzen, eine Waffe, von der Freunde und Kollegen wissen, daß sie sie besitzt, sondern einen, dessen Besitz ihr nie nachgewiesen werden kann. Ja, sie könnte sich sogar eine Waffe aus dem Labor ›leihen‹, meine Damen und Herren, denn jedes Jahr werden Hunderte von Feuerwaffen konfisziert, mit denen Verbrechen verübt wurden, und einige davon werden dem staatlichen Feuerwaffenlabor gespendet. Der Zweiundzwanziger-Revolver, mit dem Susan Story getötet wurde, hängt im Moment dortselbst an der Wand, oder er befindet sich im Schießstand, wo auch die Leichenbeschauer regelmäßig trainieren. Dr. Scarpetta schießt übrigens so gut, daß sie es mit jedem Polizeibeamten der Vereinigten Staaten aufnehmen kann, und sie hat schon einmal jemanden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher