Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Phantom

Phantom

Titel: Phantom
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
sind«, Wesley sah mich an, »ich habe mit Patterson gesprochen und ihm gesagt, daß er nichts gegen Sie in der Hand hat und daß ich das auch beim Prozeß aussagen werde.«
    » Wir denken, daß es nicht zum Prozeß kommen wird«, sagte Grueman. »Wenn Sie nachher im Zeugenstand sind, informieren Sie die Geschworenen bitte darüber, daß Sie mit Patterson gesprochen und ihm gesagt haben, daß er nichts gegen Dr. Scarpetta in der Hand habe, er jedoch auf der Vorverhandlung bestand. Wann immer er Ihnen eine Frage stellt, die Sie bereits mit ihm erörtert haben, sagen Sie ›wie ich Ihnen schon in Ihrem Büro sagte‹ oder ›wie ich Ihnen bereits deutlich sagte, als wir uns da und da trafen‹ et cetera, et cetera. Es ist wichtig, daß die Geschworenen erfahren, daß Sie nicht nur Special Agent des FBI sind, sondern auch der Leiter des Behavioral Science Unit in Quantico, dessen Aufgabe es ist, Gewaltverbrechen zu analysieren und Persönlichkeitsprofile von Mördern zu erstellen. Sie können durchaus sagen, daß Dr. Scarpetta in keiner Weise dem Persönlichkeitsprofil des gesuchten Mörders entspricht und Sie den Verdacht als völlig absurd betrachten. Ein wichtiger Faktor ist auch, daß Sie Mark James’ Mentor und engster Freund waren. Sagen Sie das alles von sich aus, denn Sie können sicher sein, daß Patterson Sie nicht danach fragen wird. Und teilen Sie den Geschworenen mit, daß Charlie Hale hier ist!«
    »Und was ist, wenn sie mich nicht als Zeugen haben wollen?« fragte Charlie Hale.
    »Dann sind uns die Hände gebunden«, erwiderte Grueman. »Wie ich Ihnen schon in London erklärte, ist dies die Show des Staatsanwaltes. Dr. Scarpetta hat nicht das Recht, irgendwelche Beweise vorzubringen, also müssen wir mindestens einen der Geschworenen dahingehend beeinflussen, daß er uns durch die Hintertür reinläßt.«
    »Hoffentlich klappt das«, meine Charlie Hale.
    »Sie haben den Kontoauszug und die Quittungen über die geleisteten Zahlungen dabei?«
    »Ja, Sir.«
    »Sehr schön. Warten Sie nicht darauf, um die Unterlagen gebeten zu werden, legen Sie sie auf den Tisch, während Sie sprechen! Der Zustand Ihrer Frau hat sich seit unserem Gespräch in London nicht verändert?«
    »Nein, Sir, bis jetzt geht alles gut.«
    »Denken Sie daran, dies, wenn möglich, einzuflechten«, sagte Grueman.
    Ein paar Minuten später wurde ich ins Geschworenenzimmer gerufen.
    »Natürlich, er will Sie zuerst.« Mein Anwalt stand mit mir auf. »Wenn er die Verleumder nach Ihnen aussagen läßt, bleiben den Geschworenen deren Äußerungen besser im Gedächtnis haften als die Ihren.« Er begleitete mich zur Tür. »Ich bin hier, falls Sie mich brauchen.«
    Ich trat ein, begrüßte die Geschworenen mit einem Nicken und setzte mich auf den Stuhl am Kopfende des langen Tisches. Patterson war nicht da: Er wollte mich der schweigenden Prüfung durch diese Fremden aussetzen, die mein Schicksal in der Hand hatten. Ich hielt ihren Blicken stand und tauschte mit einigen sogar ein Lächeln. Eine ernst dreinschauende junge Frau mit grell geschminkten Lippen beschloß, nicht auf den Staatsanwalt zu warten.
    »Was veranlaßte Sie zu der Entscheidung, sich mit Toten zu befassen anstatt mit lebenden Patienten?« fragte sie. »Das erscheint mir merkwürdig für einen Arzt.«
    »Mein intensives Interesse an den Lebenden bewog mich dazu, mich mit Toten zu beschäftigen«, erwiderte ich. »Was ich dabei erfahre, kommt den Lebenden zugute, und indem ich dazu beitrage, Gewaltverbrechen aufzuklären, handle ich auch im Sinne der Hinterbliebenen.«
    »Geht Ihnen Ihre Arbeit nicht an die Nieren?« wollte ein alter Mann mit großen schwieligen Händen wissen. Sein Gesicht war so ernst, daß es aussah, als habe er Schmerzen.
    »Natürlich tut sie das.«
    »Wie lange dauerte Ihre medizinische Ausbildung nach dem High-School-Abschluß?« erkundigte sich eine stämmige Schwarze.
    »Siebzehn Jahre, wenn man die chirurgische Fachausbildung im Krankenhaus und das Jahr einschließt, in dem ich mich an der Universität weiterbildete.«
    »Guter Gott!«
    »Und wo waren Sie überall?«
    »Zur Ausbildung, meinen Sie?«
    »Ja, Ma’am.«
    »Saint Michael’s, Our Lady of Lourdes Academy, Cornell, John Hopkins, Georgetown.«
    »War Ihr Vater Arzt?«
    »Nein, er hatte in Miami einen kleinen Lebensmittelladen.«
    »Da ist es ihm bestimmt schwergefallen, die lange Ausbildung zu bezahlen.«
    »Ich hatte das Glück, Stipendien zu bekommen«, antwortete ich. »Bereits ab der High
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher