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Pforten der Hoelle

Pforten der Hoelle

Titel: Pforten der Hoelle
Autoren: Vampira VA
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Zwölf nunmehr.
    Ohne daß es eines weiteren Wortes von Salvat bedurft hätte, wandten sie sich ab und tauchten ein in die Schatten der Inneren Halle, nahmen ihre Plätze darin ein, von denen nur der Tod sie einst vertreiben würde - auf welchem Wege er auch zu ihnen kommen mochte .
    »Wenn unser Orden die mächtigste Armee auf Gottes weiter Welt ist, dann sind sie die Elitesoldaten.«
    Der alte Mann neben Salvat sah den Auserwählten, die eben zu den neuen Wächtern des Tores ernannt worden waren, versonnen nach. Dabei erkannte Salvat selbst mit einem flüchtigen Blick zur Seite hin, daß Adrien, sein treuer Freund und Lehrmeister der Gesandten, jenseits des Tatsächlichen etwas ganz anderes sah. Und doch - die wahren Schrecken, die der Welt harrten, vermochte nicht einmal der alte Adrien sich vorzustellen, der beinahe zeit seines Lebens in Monte Cargano weilte.
    »Trotzdem«, meinte Salvat mit dunkler, leiser Stimme, »sind sie vielleicht nicht gut genug, wenn das Schlimmste eintritt.«
    »Es sind die Besten«, erinnerte Adrien ihn an seine eigenen Worte. »Mehr können wir unsererseits nicht in die Waagschale werfen. Es muß genügen.«
    Salvat schritt langsam, wie in Gedanken versunken, zwischen den Säulen einher, die steinernen Bäumen gleich die im Dunkel liegende Decke der Inneren Halle stützten.
    Adrien blieb an seiner Seite. Ihre beider Schritte hallten dumpf und dutzendfach vom Fels ringsum wider; arhythmisch, weil Salvat das linke Bein beim Gehen leicht nachzog, und das helle Klicken seines Gehstocks setzte einen weiteren disharmonischen Ton in die Echos.
    Nicht zum ersten Mal fragte sich Adrien, welcher besonderen Art eine Verletzung sein mußte, die jemanden wie Salvat so nachhaltig beeinträchtigen konnte. Salvat hatte es ihm nie verraten. Doch in seinem Gesicht hatte Adrien erkennen können, daß der bloße Gedanke an die Ursache dieser Verletzung ihn selbst heute noch erschreckte -oder gar entsetzte .
    »Es hat schon einmal nicht genügt«, sagte Salvat nach einer Weile.
    Wie anklagend sah er zum Tor hin, dem sie sich näherten.
    »Du hast getan, was du konntest«, versuchte Adrien, der wie Sal-vat die Kutte mit dem verschlungenen Zeichen der Bruderschaft trug, ihm über die Selbstvorwürfe hinwegzuhelfen.
    »Nein, das habe ich nicht. Ich hätte schneller und besonnener reagieren müssen. Meine Aufgabe war und ist es, zu verhindern, daß das Tor geöffnet wird. Aber es ist geschehen, und somit habe ich versagt.«
    »Dich trifft keine Schuld. Der Verlust deines Sohnes belastete dich zu schwer, als daß du völlig klar und nüchtern hättest handeln können.« Adrien verhielt kurz im Schritt und sah dem Ordensführer ins asketische Gesicht. »Letztlich fühlst und leidest du doch -«, er lächelte matt, »- wie ein Mensch.«
    Salvats Blick umflorte sich mit Schatten. Rasch wandte er sich ab und ging weiter. »Das habe ich viel zu oft getan. Nie war es zu meinem oder irgendeines Menschen Besten. Und doch habe ich nie gelernt aus diesem einen Fehler und ihn immer wieder begangen.«
    Adrien lächelte wieder, breiter diesmal und unverhohlen schelmisch. »Eben das schätze ich so an dir, alter Freund.«
    »Spar dir deine Scherze - Jungspund.« Wenigstens für einen Moment wich das Dunkle aus Salvats Zügen, als auch seine Lippen sich zu einem flüchtigen Lächeln verzogen. Doch schon im nächsten Augenblick krochen die Schatten wieder zurück in die tiefen Linien seines Gesichts, trat erneut jener harte Schimmer in seine Augen, und er ging wieder wie ein Mann, auf dessen Schultern die Bürde einer Welt ruhte; wie ein Mann, der zwar nie gestöhnt hätte unter solchem Gewicht, der aber doch darunter litt - ohne es je zuzugeben, weder anderen noch sich selbst oder gar Ihm gegenüber.
    Schweigend setzten sie ihren Weg fort. Dennoch war es, als spräche Salvat zu Adrien, so klar und deutlich erkannte dieser die Gedanken des anderen. Sie befaßten sich mit der allerjüngsten Vergangenheit, in der sich so viel mehr ereignet hatte als in all der langen Zeit, die Adrien sich zurückentsinnen konnte.
    Was in einer Ewigkeit nicht hatte geschehen können, war eingetreten: Das mysterienumwobene Tor tief unter dem Kloster war geöffnet worden - von einem Kind!
    Ein Knabe hatte geschafft, was ein Dutzend und mehr Verblendete in Jahrhunderten nicht vermocht hatten. Sie alle hatten für ihren Frevel gesühnt, trotzdem sie letztlich erfolglos geblieben waren. Dieses Kind jedoch hatte Salvat nicht zur Rechenschaft gezogen -
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