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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Victoria Alexander
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goutieren.«
    »Ich auch nicht.« Allerdings vermutete Nate, dass er lange vor seinem Bruder zu einer ständigen Pudding-Diät bereit wäre. Nicht dass er jetzt schon nach Pudding verlangte – oder vielmehr nach Heirat. Dennoch fand er den Gedanken nicht annähernd so abstoßend wie Quint. Nein, er war gewiss, dass er die richtige Dame erkennen würde, sobald sie in sein Leben trat. Bis dahin war er gewillt, alle Desserts zu kosten, die sich anboten.
    »Es scheint, dass Sterling meine Ankunft bemerkt hat«, raunte Quint aus dem Mundwinkel und schickte zugleich ein Lächeln sowie ein kurzes Winken in Richtung ihres Bruders, der seitlich auf der Terrasse neben ihrer Mutter stand. Der verärgerte Blick des Earls of Wyldewood war so gnadenlos wie die legendären Strahlen des Pharaos von Alexandria. »Wollen wir uns zu den anderen gesellen?«
    »Ich schätze, das lässt sich nicht umgehen«, antwortete Nate lachend.
    Quint schritt durch die Tür auf die Galerie, von der man den Ballsaal überblickte. Ein letztes Mal schaute Nate hinab in die Menge, dann folgte er seinem Bruder. Die Frau in dem Apricot-Kleid hatte er aus den Augen verloren, würde sie jedoch wiederfinden. Er lächelte vor sich hin, denn ihn erfüllte dieselbe kribbelnde Vorfreude, wie er sie beim Aufbruch jeder neuen Suche empfand, sei es nach den verlorenen Schätzen antiker Völker oder nach einer faszinierenden Dame. Könnte dieser Fund ein bedeutender sein? Oder erginge es ihm wie dem armen Kerl Montini, und er beging nichts weiter als einen furchtbaren Fehler?
    Wie auch immer, er hatte Aprikosen stets gemocht.
     
    Es war nicht so, als wäre sie noch nie auf einem Ball gewesen. Wenn ihr Bruder in London weilte, hatten sie den Jahresball der Antikengesellschaft besucht und gelegentlich auch andere Bälle von Organisationen, die einer Universität oder einem Museum verbunden waren.
    So gelassen wie möglich, schlenderte sie am Rande der Menge auf der Terrasse entlang, als würde sie hierher gehören. Ihr Selbstvertrauen wurde durch das Wissen bestärkt, dass sie so schön aussah, wie es ihr irgend möglich war. Ihre Robe entsprach der neuesten französischen Mode: eine Extravaganz, auch wenn sie sich derlei leisten konnte. In ihrer Welt war eine größere Auswahl modischer Kleider eher nebensächlich. So oder so betonte dieses ihr angenehmes Äußeres, und sie besaß gerade genug Eitelkeit, um es zu schätzen zu wissen. Ihr war wohl bekannt, dass sie mit ihrem dunklen Haar und den tiefblauen Augen als hübsch galt, doch war ihr Aussehen für sie nie sonderlich wichtig gewesen.
    Gabriella Montini lächelte und nickte Menschen zu, denen sie niemals begegnet war und auch nicht kennenzulernen erwartete. Dieses Unterfangen hier wäre zweifellos einfacher, hätte sie jemals zuvor einen Ball des Earls besucht. Und erst recht weniger, nun ja, merkwürdig, hätte man sie tatsächlich eingeladen und sie sich nicht durch die hintere Gartenpforte einschleichen müssen.
    Dies also war das Zuhause jener verdorbenen Harrington-Brüder, und hier hoffte sie Beweise zu finden, dass einer oder wahrscheinlich sogar beide ihrem Bruder das Ambropia-Siegel gestohlen hatten. Bisher hatte sie noch nichts gegen sie in der Hand, doch die beiden standen ganz oben auf Enricos Liste möglicher Täter, und folglich war dies ein geeigneter Ort, die Suche aufzunehmen. Gabriella schritt durch die hohen Glasflügeltüren in den Ballsaal. Sollte sich je die Gelegenheit ergeben, müsste sie demjenigen danken, der auf die seltsame Idee verfiel, den Tanz draußen abzuhalten. Das machte ihr die Aufgabe um ein Vielfaches leichter – und diesmal hatte sie einen Plan.
    Gabriella nahm ein Glas Punsch, das ihr von einem Diener angeboten wurde, und erkundigte sich nach dem Salon für die Damen. Nicht dass sie sich dorthin zurückzuziehen beabsichtigte, aber er böte eine exzellente Zuflucht, sollte sie entdeckt werden. Auch das hatte sie geplant. Zugegeben, ihr Plan war nicht herausragend, aber um einiges besser als der letzte, dem es fatal an wenigstens einem Quäntchen vernünftiger Voraussicht gemangelt hatte, was wiederum desaströs hätte ausgehen können. Überhaupt waren Katastrophen beinahe unausweichlich, handelte man impulsiv statt rational überlegt.
    Was sie vor Jahren hätte begreifen müssen, ja, sogar längst begriffen zu haben glaubte. Nur hatte sie nicht ermessen, welcher Kummer und welche Wut sich über Monate aufstauen konnten, bis sie selbst den Vernünftigsten in den Wahn
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