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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Victoria Alexander
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die Jungen mit Leseaufgaben weggeschickt und sich dann in ihren privaten Salon zurückgezogen. Was sie gelegentlich tat. Gemeinhin an Regentagen.
    »Also.« Quinton hielt die Kerze in die Höhe und blickte sich auf dem Dachboden um. Er sah bereits wie ein Pirat aus, und sobald sie mehr Piratenkleider aufgetan hatten, würden die beiden anderen es auch. »Womit wollen wir anfangen?«
    »Mit den Truhen«, antwortete Sterling. »In denen sind ganz bestimmt Piratensachen.« Er ging voraus in den hinteren Teil des Dachbodens, wo es, wie Nathanial dachte, ziemlich finster und gruselig war. Aber seine Brüder waren bei ihm, also brauchte er keine Angst zu haben.
    »Welche?«, fragte Sterling, der die vielen Holztruhen betrachtete, die alle genau wie Piratenschatzkisten aussahen, nur größer.
    »Mit der größten natürlich.« Quinton grinste seinen jüngeren Bruder an. »In der größten sind immer die besten Schätze.«
    »Na schön.« Sterling klappte den Deckel der größten Truhe auf, und die Jungen sahen hinein.
    »Da sind bloß Anziehsachen drin«, sagte Nathanial enttäuscht, hatte er doch gehofft, sie würden einen Schatz finden.
    »Das hier sind nicht bloß Anziehsachen.« Quinton gab Nathanial die Kerze, griff in die Truhe und zog einen roten Gehrock heraus, der so aussah wie die aufgemalten ihrer Zinnsoldaten. »Das sind Kleider für Piraten und Ritter.«
    »Und Abenteurer«, ergänzte Sterling. »Und Forscher.«
    »Ich will ein Forscher sein«, sagte Nathanial rasch. »Oder ein Abenteurer.«
    »Guckt euch das an.« Sterling holte noch etwas anderes aus der Truhe.
    Quinton zog eine Grimasse. »Das ist ein Buch!«
    »Ein Tagebuch.« Sterling ging näher zur Kerze und blätterte das Buch auf. »Es ist von Urgroßmutter.«
    »Trotzdem ist es bloß ein Buch«, sagte Quinton.
    »Ich weiß«, murmelte Sterling. »Aber es könnte doch ein gutes Buch sein.«
    Quinton schnaubte verächtlich. »Wie kann denn ein Buch gut sein?«
    »Du magst Bücher über Piraten«, gab Nathanial zu bedenken.
    »Das hier handelt von Schmugglern.« Sterling blätterte immer weiter.
    Nun trat ein Strahlen auf Quintons Züge. »Urgroßmutter kannte Schmuggler?«
    »Ich glaube«, sagte Sterling langsam, »Urgroßmutter ist vielleicht selbst eine Schmugglerin gewesen.«
    »Lies vor«, bettelte Nathanial.
    »Ja, gut.« Sterling nickte.
    Die Jungen hockten sich im Schneidersitz auf den Fußboden. Sterling gab die Kerze Nathanial, und der hielt sie so, dass mehr Licht auf die Seiten fiel. Die nächste Stunde lang las er seinen Brüdern von den Abenteuern ihrer Urgroßmutter vor, die offenbar wirklich eine Schmugglerin gewesen war, gejagt von einem Agenten der Krone, einem früheren Earl of Wyldewood.
    Schließlich hörte es auf zu regnen, und Sterling klappte das Tagebuch zu. »Ich glaube nicht, dass wir Mutter hiervon erzählen sollten«, konstatierte er streng.
    »Weil wir ihr dann verraten müssen, dass wir auf dem Dachboden waren?«, fragte Nathanial.
    »Unsinn«, höhnte Quinton. »Weil es ihr bestimmt nicht gefällt, eine Schmugglerin in der Familie zu haben.«
    »Ach so.« Nathanial fand es eigentlich eher spannend, eine Schmugglerin zur Verwandten zu haben. »Lasst uns Schmuggler statt Piraten sein.«
    »Heute nicht mehr«, sagte Sterling. »Miss Thompson wundert sich sicher schon, wo wir sind. Aber wir können vielleicht noch mal herkommen, weiterlesen und Schmuggler spielen.«
    »Denken wir uns dann auch Schmugglernamen aus?« Nathanials Stimme klang aufgeregt.
    »Schmugglernamen!« Quinton lachte. »Was sind denn Schmugglernamen?«
    »Dasselbe wie Piratennamen, nur für Schmuggler«, verteidigte Nathanial sich voller Überzeugung. »Und ich bin Black Jack Harrington.«
    Seine älteren Brüder sahen sich an, und Sterling schüttelte den Kopf. »Der passt nicht zu dir.«
    »Wieso nicht?«
    »Zum Beispiel, weil du gar nicht Jack heißt. Wir spielen nämlich nicht bloß«, erklärte Quinton mit der Überlegenheit des Älteren. »Neue Namen sind eine ernste Sache, sogar Schmugglernamen. Der Schmugglername muss zum richtigen Namen passen.«
    »Nate«, sagte Sterling. »Das klingt nach einem Schmuggler. Und du kannst Quint sein.«
    Quinton runzelte die Stirn. »Der Name ist langweilig.« Er überlegte einen Moment. »Wie wär’s mit Holzbein-Quint oder Quint der Verwegene?«
    »Wohl eher Quint der Spitzbube«, spöttelte Sterling.
    »Und wie sollst du heißen?«, fragte Nathanial, neuerdings Nate. »Wie ist dein Schmugglername?«
    »Ich
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