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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Victoria Alexander
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bleibe Sterling.«
    Quint schnaubte. »Das ist aber kein Name für einen Schmuggler.«
    »Ha, ich bin auch kein Schmuggler«, erwiderte Sterling grinsend. »Ich bin der gefürchtete Earl of Wyldewood, Agent der Krone, furchtloser Jäger aller Schmuggler. Und ich bin der Retter der schönen Maid, der Held.«
    »Mädchen können nicht spielen«, sagte Nate. »Sie sind Mädchen.«
    »Dann bin ich Quint.« Quinton stemmte die Fäuste in die Hüften und streckte die Brust heraus. »Der wagemutige, kühne König der Schmuggler.«
    »Und wer bin ich?« Nate blickte vom gefürchteten Earl zum König der Schmuggler. Das war nicht fair! Was sie auch spielten, immer durfte er erst als Letzter wählen.
    »Na schön.« Sterling stieß einen langen, leidvollen Seufzer aus. »Ich gebe das mit furchtlos auf, und du kannst der furchtlose Schmuggler-Nate sein.«
    »Ich möchte ›wagemutig‹ behalten, aber du kannst ›kühn‹ haben.« Quint grinste. »Dann bist du jetzt der furchtlose Schmuggler, Nate der Kühne.«
    Der furchtlose Schmuggler Nate der Kühne . Ja, das gefiel ihm.
    »Schmuggler und Schmugglerjäger zu spielen, wird richtig gut«, erklärte Sterling sehr ernst, als ginge es tatsächlich um eine höchst ernste Angelegenheit. »Wir erbeuten große Schätze, erleben spannende Abenteuer und retten hübsche Mädchen.«
    »Und wir reisen um die Welt und entdecken neue Länder«, fügte Quint hinzu.
    »Und … und …« Nate fiel nichts ein. Wieder einmal war er der Letzte. Aber das machte nichts. Auch er könnte große Abenteuer erleben und um die Welt reisen.
    »Ich denke, wir brauchen einen Pakt«, sagte Sterling nachdenklich. »Einen Schmugglerpakt.«
    Nate grübelte. »Schließen Schmuggler Pakte?«
    »Weiß ich nicht«, antwortete Quint achselzuckend. »Du meinst, so wie Musketiere? Einer für alle und alle für einen?«
    »Das ist ein Motto«, korrigierte Sterling. »Außerdem sind wir Brüder. Bei uns gilt sowieso immer einer für alle und alle für einen.«
    Nate betrachtete ihn prüfend. »Für immer und ewig?«
    »Ja, tat es immer und wird es immer«, sagte Sterling mit einem feierlichen Nicken, als gäbe er ein Versprechen ab, das ewig gelten sollte. »Brüder, einer für den anderen.«
    »Einer für den anderen«, murmelte Quint.
    »Einer für den anderen.« Nate grinste.
    Das war ein sehr guter Pakt.

Erstes Kapitel
     
    Sie sahen aus wie Herren, welche die Gesellschaft am liebsten gänzlich mieden, wäre es ihnen möglich. Und sie genossen weder deren Annehmlichkeiten noch Vergnügungen. Nein, nicht bloß die Gesellschaft widerstrebte ihnen, sondern die Zivilisation überhaupt. Ihre große Ähnlichkeit wies sie zweifelsfrei als Brüder aus, auch wenn sie eher dem Blick ihrer Augen, der Haltung ihres Kinns und der Zuversicht ihres Gangs geschuldet war als der Haarfarbe, der Breite der Schultern oder der überdurchschnittlichen Körpergröße.
     
    In den Augen des Jüngsten erkannte man vornehmlich Intelligenz und Amüsement. Noch die am wenigsten empfindsame Dame wusste, begegnete sie diesen Augen, dass ihr ein Herr gegenüberstand, der weit mehr war, als er zunächst schien. Und sie erkannte überdies, dass er imstande wäre, der widerspenstigsten Dame das Herz zu stehlen.
     
    Aber, ach, was für ein reizender Diebstahl wäre es!
     
    Anmerkungen einer Dame zu ihrer Begegnung mit Nathanial Harrington und dessen Brüdern

London, 1885
     
    »Mir scheint, die Einheimischen sind in diesem Jahr besonders rastlos.« Nathanial Harrington blickte von dem Balkon aus auf die Menge hinab.
    »Nun, es ist Frühling«, sagte sein älterer Bruder Quinton mit einem Anflug von Amüsiertheit. »Die Paarungsrituale haben begonnen.«
    »Ich würde meinen, dass die Spitzen der Londoner Gesellschaft ganz und gar nicht erfreut wären zu hören, dass du ihre Saisonfestivitäten als Paarungsrituale bezeichnest«, bemerkte Nate trocken.
    »So angemessen die Bezeichnung auch sein mag.«
    »Angemessenheit spielte bei gesellschaftlichen Aktivitäten noch nie eine tragende Rolle.« Nate sah seinen Bruder an. »Ebenso wenig wie, zu deinem Glück, Pünktlichkeit.«
    Quint zuckte mit den Schultern. »Ich bin lediglich vornehm verspätet.«
    »Du hast Ägypten geschlagene zwei Wochen vor mir verlassen, und dennoch bin ich seit fünf Tagen wieder in London«, sagte Nate und beäugte Quint prüfend. »Was hielt dich auf? Wo warst du?«
    »Hier und dort. Und was die Frage betrifft, wodurch ich aufgehalten wurde, so ist es erstaunlich, wie
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