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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)
Autoren: Victoria Alexander
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zahlreich die …« Quint grinste auf jene verschlagene Art, die schon der Niedergang manch einer arglosen Dame gewesen war. »… Zerstreuungen sind, denen ein Mann ohne die Obhut seines Gewissens ausgesetzt wird.«
    Nate lüpfte eine Braue. »Wenn du von Gewissen sprichst, meinst du mich?«
    »Sehr richtig, kleiner Bruder.« Quint lachte leise. »Du bist mein Gewissen, der Hüter meiner Moral, der Wächter meiner Tugendhaftigkeit, der …«
    Nate lachte. »Dann scheine ich meine Aufgabe sträflichst zu vernachlässigen.«
    »Und dafür werde ich dir ewig dankbar sein.«
    »Genau wie ich.« So ungern er es auch zugab, wusste Nate, dass sein Leben unsagbar öde wäre, müsste er auf Quints Hang zum Abenteuer und die Schwierigkeiten verzichten, die ihm beständig auf dem Fuße folgten.
    Nachdem Nate sein Studium abgeschlossen hatte, war es Quint gewesen, der vorschlug, dass er ihn auf seinen Reisen und der Suche nach verlorenen antiken Schätzen begleitete. Gemeinsam hatten sie Länder und Orte besucht, von denen Nate sich nie erträumt hätte, sie jemals mit eigenen Augen zu sehen. So waren sie mal in Ägypten, mal in Persien oder Kleinasien, wo der Nil, der Tigris oder der Euphrat flossen. Wo immer Menschen einst lebten und Städte errichteten, die für die Ewigkeit geplant waren.
    Sollte er ehrlich sein, hatte Nate eher erwartet, seine Tage in staubigen Museumsbibliotheken oder den geweihten Hallen der einen oder anderen Universität zu verbringen. Er hatte sich vorgestellt, sein Leben mit der Suche nach antikem Wissen auszufüllen. Stattdessen studierte er nun vergilbte Manuskripte oder in Stein gemeißelte Fragmente nach Hinweisen auf historische Schätze. Für Nate hauchten die Artefakte und Antiquitäten, die sein Bruder und er fanden, den längst untergegangenen Zivilisationen neues Leben ein und machten sie real. Quint indes interessierte eher der hohe Preis, den sie mit ihnen bei Museen oder Sammlern erzielen konnten. Doch trotz ihrer unterschiedlichen Philosophien, oder vielleicht gerade wegen ihnen, ergänzten sich die Brüder aufs Beste.
    »Hast du …« Quint verstummte, denn im Grunde war es unnötig, die Frage laut auszusprechen.
    Nate warf ihm einen resignierten Blick zu. »Die Bußgelder wurden gezahlt und die Passierscheine für die entsprechenden, wenn auch fiktiven, Daten ausgestellt. Alle betroffenen Behörden erhielten die üblichen, in einigen Fällen auch großzügigeren Zuwendungen. Und der französische Konsul ist nunmehr überzeugt, dass nicht du es warst, der beim Verlassen des Schlafgemachs seiner Gattin gesehen wurde. Die Aufmerksamkeit wurde auf einen der Amerikaner gelenkt.« Nate schüttelte den Kopf. »Es ist ein Jammer, fürwahr, denn ich mochte sie.«
    »Ich wage zu behaupten, dass ihre Moral in Angelegenheiten dieser Natur nicht höher ist als meine. Und ganz gewiss nicht höher als die der französischen Konsulsgemahlin.« Quint schmunzelte ohne einen Funken Reue. »Deine Hilfe weiß ich zu schätzen.«
    »Ja, das dachte ich mir«, sagte Nate seufzend. »Wie dem auch sei, mach dich auf Mutters Zorn gefasst. Was den angeht, kann ich dir nicht helfen. Sie war in größter Sorge, du könntest gar nicht wieder heimkommen.«
    »Aber nein, ich würde doch niemals den ersten Ball unserer kleinen Schwester versäumen.« Quint zupfte an seinen Manschetten. Er sah aus wie ein Mann, der sich in Eile angekleidet hatte, was zweifellos auch der Fall gewesen sein dürfte. »Reggie würde mir den Kopf abreißen, wie Mutter gleichfalls und wahrscheinlich auch Sterling.«
    »Ja, es ist offenbar ein ehernes Gesetz, dass alle Familienmitglieder anwesend sein müssen, wenn eine Schwester erstmals in die Gesellschaft eingeführt wird.« Nate blickte wieder hinab in die Menge. »Wann bist du in London angekommen?«
    »Wie spät ist es jetzt?«, antwortete Quint grinsend. »Wie es aussieht, habe ich nichts von Bedeutung verpasst, und es klingt auch nicht, als wäre mir in Alexandria Interessantes entgangen.«
    »Nein, eigentlich nicht.« Nach einer kurzen Pause sagte Nate: »Ach, jemand fragte nach dir.«
    Quints Grinsen wurde breiter. »Es fragt immerzu jemand nach mir.«
    »Ja, nun, dieses Mal war es weder ein misstrauischer Ehemann noch ein erzürnter Vater. Erinnerst du dich an Enrico Montini?«
    Quint überlegte. »Vage.«
    »Gewiss entsinnst du dich. Er behauptete, er hätte ein antikes Siegel entdeckt, akkadisch, wenn ich mich nicht irre, das sich auf das Jungferngeheimnis bezog, die verlorene
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