Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Petersburger Erzählungen: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Petersburger Erzählungen: Fischer Klassik PLUS (German Edition)

Titel: Petersburger Erzählungen: Fischer Klassik PLUS (German Edition)
Autoren: Nikolai Gogol
Vom Netzwerk:
Persönlichkeitsspaltung – in Anlehnung an A. von Chamissos Peter Schlemihl und E. T. A. Hoffmanns Abenteuer der Silvesternacht  – in den Vordergrund. V. Setschkareff vermutet, gestützt auf den Epilog der Novelle und eine Äußerung Puschkins, der sie als fröhlich-originellen »Scherz« bezeichnete, in Die Nase eine Verspottung spießiger Forderungen nach nützlicher und moralischer Literatur.
Hans Günther

Aus Kindlers Literatur Lexikon:
    Nikolai Gogol, ›Der Mantel‹
    Im Mittelpunkt der 1842 erschienenen Novelle steht der teils ironisch-spöttisch, teils mitleidig-teilnahmsvoll geschilderte Akakij Akakijewitsch Baschmatschkin, ein äußerst beschränkter, kleiner Petersburger Büroschreiber, der arm und von niemandem beachtet sein Dasein fristet. Die Mischung von komischem ›skaz‹ – einer Erzählweise, die den Eindruck mündlicher Rede zu erwecken sucht – und sentimental-pathetischen Einschüben, die den Tonfall des Erzählers kennzeichnet, ergibt im Resultat eine »Groteske, in der die Mimik des Lachens und die Mimik der Trauer miteinander abwechseln« (Ėjchenbaum). Ein Beispiel für den anekdotischen ›skaz‹ ist die Verknüpfung von Namensetymologie – ›Baschmatschkin‹ leitet sich von ›bašmak‹ (Schuh) ab – und Akakijs Familienherkunft.
    Unter größten Entbehrungen spart Akakij für einen neuen Wintermantel, den er dringend braucht. Im Vergleich des Mantels (›šinel’‹ ist weiblichen Geschlechts) mit einer »Lebensgefährtin«, in dem auch erotische Anklänge nicht fehlen, erreicht die groteske Schilderung ihren Höhepunkt. An dem triumphalen Tag, als Akakij den neuen Mantel endlich von seinem Schneider Petrowitsch bekommt, wird er sogar vom Bürovorsteher zu einem Festessen eingeladen. Doch ist sein Glück nur von kurzer Dauer, da ihm nachts auf dem Rückweg in einem finsteren Viertel der Mantel bei einem Überfall entrissen wird. Eine »bedeutende Persönlichkeit«, an die sich Akakij wendet, weist ihn grob ab. Der Verlust des Mantels richtet ihn seelisch und physisch zugrunde. Komik und tragisches Pathos mischen sich auch in der Beschreibung seines Todes. Nach Akakijs Tod nimmt die Geschichte, wie der Erzähler ironisch bemerkt, »unerwartet ein phantastisches Ende«. In Petersburg ereignen sich allerlei unerklärliche Vorfälle, die erst ein Ende finden, nachdem das Gespenst des armen Beamten den Mantel der »bedeutenden Persönlichkeit« in seinen Besitz gebracht hat.
    Die Vertreter der russischen ›Natürlichen Schule‹ und des Realismus sahen in Gogols Novelle gewissermaßen ihren literarischen Ausgangspunkt, was sich in dem Dostojewskij zugeschriebenen Ausspruch »Wir alle kommen von Gogols ›Mantel‹ her« niedergeschlagen hat. Doch zeigt zumal das frühe Werk Dostojewskijs – Bednye ljudi ( Arme Leute , 1846) oder Dvojnik ( Der Doppelgänger , 1846), die beide das Thema des kleinen Beamten behandeln –, dass es sich dabei weniger um Nachahmung als vielmehr um ein kritisches Anknüpfen an Gogol handelte.
    Im Licht der seit Belinskij in Russland sich immer mehr durchsetzenden Normen des sozialkritischen Realismus musste Gogols Novelle im Sinn eines humanistisch engagierten Protests gegen das bürokratische Feudalsystem verstanden werden, eine Interpretation, die von der sowjetischen Gogol-Forschung im Wesentlichen übernommen wurde. Im Gegensatz dazu sieht eine Reihe neuerer westlicher Autoren den kleinen Beamten als Opfer teuflisch-irdischer Versuchung, als Träger einer großen Idee oder als Sinnbild der Fragilität aller menschlichen Existenz.
    Der russische Formalist Boris Ėjchenbaum hat mit seiner Arbeit Kak sdelana ›Šinel’‹ Gogolja ( Wie Gogols ›Mantel‹ gemacht ist , 1919), in der er die Aufmerksamkeit auf das groteske Wechselspiel von sentimental-deklamatorischer und komisch-spielerischer Erzählweise lenkte, entscheidend zum Verständnis der Novelle beigetragen.
Hans Günther

Aus Kindlers Literatur Lexikon:
    Nikolai Gogol, ›Der Newskij-Prospekt‹
    An der 1835 erschienenen Erzählung arbeitete Gogol von 1831 bis 1834. Sie wurde in dem Sammelband Arabeski veröffentlicht, der Gogols Hinwendung zur Petersburg-Thematik markiert. Während in den ersten Entwürfen des Newskij-Prospekt das phantastische Element noch vorherrscht, tritt es allmählich zugunsten der realen Darstellungsebene in den Hintergrund. Jedoch verschwindet die Phantastik nicht ganz, sondern geht gleichsam in die Tiefe und bleibt unterhalb der Oberfläche der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher