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Peter Nimble und seine magischen Augen

Peter Nimble und seine magischen Augen

Titel: Peter Nimble und seine magischen Augen
Autoren: J Auxier
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dabei waren. Er und seine Jungs waren nämlich so hart, dass sie nicht auf den Boden zielten, sondern gegenseitig auf die Füße … oder, noch schlimmer, auf die Füße eines unglückseligen Opfers, das ihnen in die Falle gegangen war.
    Peter lauschte aufmerksam auf die Rufe, Schreie und das Klirren in der Gasse. Es klang, als wären es fünf Jungen. Und ein Opfer. Aus dem Geräusch ihrer Schritte schloss er, dass die Bande das Tier irgendwie auf der Erde festhielt und versuchte, mit dem Messer den Rücken zu treffen. Peter drückte sich gegen die Hauswand, froh, dass er nicht zu sehen war.
    Zumindest dachte er das, aber im nächsten Moment wurde das Spiel von einem Ausruf unterbrochen. »He! Wer ist da?«, rief einer von den Jungen in Peters Richtung. »Ich glaub, da hinten war grad jemand.« Der Rest der Bande drehte sich um und kam näher.
    Peter verharrte vollkommen reglos. Durch die Kälte auf seiner Haut wusste er, dass er im Schatten stand, außerhalb des Mondlichts. Um auf Nummer sicher zu gehen, hielt er seinen Herzschlag an.
    »Ich seh nichts«, sagte Pencil nach einer Weile. »Bloß ein paar alte Fässer.«
    Plötzlich ertönte ein rumms ! und panisches Wiehern.
    »He! Der blöde Gaul versucht abzuhauen!«
    »Haltet ihn fest!«
    Anscheinend hatte das Tier versucht, die Ablenkung zur Flucht zu nutzen. Peter entspannte sich ein wenig, als die Bande sich wieder ihrem »Spiel« zuwandte.
    Wenn ein Junge – oder überhaupt irgendjemand – in eine üble Situation kommt, dann sollte er sich als Erstes die Halunkenfragen stellen. Und als Meisterdieb kannte Peter die Fragen natürlich auswendig.
    Wo befand er sich?
    Hinter dem Stadtgefängnis, kurz vor Mitternacht.
    Waren irgendwelche Freunde in der Nähe?
    Peter hatte keine Freunde. Und als Dieb wollte er nicht, dass ihn jemand nachts draußen sah.
    Waren irgendwelche Waffen in der Nähe?
    Peter überlegte einen Moment und lächelte dann. Vielleicht hatte er sogar noch etwas Besseres.
    Er schlüpfte aus der Gasse und lief zum Eingang des Gefängnisses. Ein geknacktes Schloss später war er im Innern, umgeben von schlafenden Gefangenen. Auf Zehenspitzen schlich Peter in eine leere Zelle und nahm vorsichtig eine lange Kette und mehrere Fußschellenpaare von der Wand. Für einen gewöhnlichen Menschen ist es vollkommen unmöglich, eine Kette so zu bewegen, dass sie kein Geräusch macht: Sobald du sie an dem einen Ende anfasst, rutscht dir das andere herunter oder schlägt dir rasselnd gegen den Arm. Aber nicht bei Peter Nimble. In null Komma nichts war er wieder draußen in der Gasse und legte den Fieslingen lautlos die Fesseln um die Fußgelenke.
    Mit seinen geschickten Fingern drückte er die Schlösser zu, ohne dass ein einziges Bandenmitglied etwas davon mitbekam. Dann zog er das eine Ende der Kette durch die Fußfesseln und ging mit dem anderen um die Ecke, überquerte den Marktplatz und kletterte auf das Dach des Rathauses.
    Jede Stadt, die etwas auf sich hält, hat mindestens ein großes Gebäude in der Mitte, und auf diesem Gebäude befindet sich für gewöhnlich eine große beeindruckende Uhr. Peters Stadt war da keine Ausnahme. Im Turm des Rathauses war vor kurzem die Glocke entfernt und durch eine riesige Uhr ersetzt worden – ein kühner erster Schritt in eine modernere Welt. Zu jeder vollen Stunde sprang ein mechanischer Pelikan heraus wie ein Kuckuck, quäkte die Zeit und drehte sich flügelschlagend um die eigene Achse. Peter konnte hören, dass die Zeiger der Uhr auf Mitternacht zugingen. Er hoffte, dass die Zahnräder, die sie antrieben, kräftig genug waren für das, was er vorhatte.
    Er nahm das Kettenende in den Mund, knackte das Schloss der Seitentür und schlüpfte in den Turm. Jeder Zentimeter war ausgefüllt von einem mächtigen Uhrwerk, das sich langsam bewegte. Nach kurzem Suchen fand Peter den Pelikan, der zwischen zwei großen Zahnrädern kauerte und auf seinen nächsten Auftritt wartete. Er hockte sich hin und schlang die Kette um die Messingfüße des Vogels. Während er das Ende befestigte, spürte er das schwache Vibrieren der Messerwerfer-Bande, die am anderen Ende des Marktplatzes jubelnd mit den Füßen stampfte. Er hatte alles vorbereitet; jetzt musste er die Bande nur noch daran hindern, ihr Opfer vor Mitternacht zu töten.
    Peter kletterte wieder hinunter und folgte der Kette zurück zu den Ställen. Als er bei der Gasse ankam, erinnerte er sich an den Bierkrug, über den er beim ersten Mal gestolpertwar – die perfekte
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