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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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versoff.
    Den Orden hatte er in der folgenden Woche versetzt und seitdem stahl und betrog er sich durch die Lande. Und dann musste er auch noch in dieser verfluchten Stadt landen, als die Pest ausbrach. Immerhin brauchten sie Leute, die die Leichenwagen zogen. Der Tod schien einen Bogen um Jeremias Wimmer zu machen. Er schleppte Kadaver, und bei jeder Leiche sah er eine Münze in seinen Beutel springen. Und dann war da diese Frau in der Gasse, wunderschön, halbnackt und feuchtglänzend im Nieselregen. Sie stand gebückt über etwas und Wimmer erkannte mit Erschrecken den Umhang des Apothekers.
    Das Schlimmste aber war der Augenblick, als die Frau sich umdrehte und Wimmer ihr Gesicht sah. Er sah kein Gesicht. Knochen unter einem dunkelblonden Haarschopf. Nur Fetzen von Haut hafteten noch an ihnen. Auch keine Augen, keine Lippen. Wimmer sackte in der Ecke zusammen und betete, dass die Ausgeburt der Hölle nicht ihn als nächsten massakriere! So erbärmlich sein Leben sein mochte – er wollte es nicht verlieren!
    Doch die knochenköpfige Frau stand nur da. Wimmer wollte sich schon nach hinten wegschieben, weg, nur fort von hier, als ein Zittern durch den Körper lief und die Frau zu Boden sank. Leise, fast ohne ein Geräusch glitt sie in den Schmutz der Gasse und blieb liegen. Nur der Stoff ihres Kleides raschelte gedämpft.
    Es dauerte bald eine Stunde, bis Wimmer sich bewegen konnte, so sehr zitterte er. Er hatte Menschen sterben sehen auf den Schlachtfeldern, qualvoll und grausam, und er war sicher kein Feigling, aber das hier hatte ihn wahrhaft in Angst versetzt.
    Als er wieder Kontrolle über seine Beine hatte, machte er sich auf den Weg zum Sammelplatz, wo sie abends die Pestopfer verbrannten. Da war auch Gendarmerie, da waren Ärzte! Wimmer war kein Idiot und er wusste, dass es sich für ihn lohnen konnte, wenn er die richtigen Leute informierte. Wimmer war nicht sehr gebildet, aber was er gesehen hatte, das konnte doch nur ein Auswuchs der Pest sein! Die Leute verfaulten schon im Eiltempo bei lebendigem Leibe!
    Am Sammelplatz kehrten ein paar Männer die Reste des vorabendlichen Feuers zusammen. Halbverkohlte Knochen und Schädel rollten vor den Besen her und die Asche bildete mit dem Regen zusammen einen schleimigen, schwarzen Brei, der an allem kleben blieb, mit dem er in Berührung kam.
    Am Rathaus im Schutz des Säulengangs standen einige Honoratioren zusammen. Wimmer eilte auf sie zu. Darunter musste sich auch ein Arzt oder noch besser der oberste Pestarzt der Stadt befinden. Wimmer hatte diesmal Glück. Der vom Rat der Stadt bestellte Pestarzt, der das Ganze lenken sollte, der ehrenwerte Professor Doktor Stanken, stand mit in der Runde.
    Um besser gesehen werden zu können, richtete Wimmer sich aus der gebückten Haltung auf, die er normalerweise einnahm, und machte eine militärische Meldung:
    „Leichenträger Jeremias Wimmer, Euer Gnaden, Herr Professor, bitte um Entschuldigung, aber ich muss melden, dass ich was gesehen hab’, wo ich davon denke, dass Ihr es auch wissen solltet!“
    Die Herren unterbrachen ihr Gespräch. In normalen Zeiten hätten sie nach einem Gendarmen gerufen, der Wimmer entfernen solle, aber es waren Pestzeiten und der Mann hatte sich darauf berufen. Man musste dem Aufmerksamkeit zollen!
    Der Professor nickte Wimmer zu. „Nur zu, Mann, was habt Ihr gesehen?“
    So genau wie möglich beschrieb Wimmer, was er gesehen hatte, und löste damit eine hektische Aktivität aus. Der oberste Pestarzt schickte sofort Männer los, die Leiche der Frau und die des Apothekers zu holen und in seinen Seziersaal zu bringen.
    „Und Ihr kommt mit, Meister Wimmer, ich habe da noch ein paar Fragen!“
    Dann stakste der alte Mann durch den schwarzen Schlamm über den Platz in Richtung Hafen, wo sein Haus stand, in dessen Kellergeschoss sich der besagte Seziersaal befand, und Wimmer hinterher.
    Meister Wimmer hatte der Oberste Arzt ihn genannt. Wimmer beschloss, bei nächster Gelegenheit ein Bad zu nehmen.

Rebekka zielte genau, bevor sie mit der Axt zuschlug. Wenn sie nicht genau traf, konnte die Axt auf den Boden prallen und schartig werden, und es dauerte Stunden dergleichen Scharten auszuwetzen, das wusste sie. Aber der Schlag traf genau und spaltete das Holzscheit in der Mitte. Sie war froh, dass sie im Sommer immer wieder ins Holz gegangen war. Die anderen Mädchen hatten gelacht, aber Rebekka hatte so ein Gefühl gehabt, als würde es ein langer, kalter Winter werden.
    Sie schob die
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