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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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meinerseits eine Frage. „Habt Ihr versucht, Euer Kästchen zu öffnen?“
    „Selbstverständlich habe ich das!“, lachte der Holländer. „Kenntet Ihr ein Forscherherz, das dies nicht mit aller Macht versucht hätte?“
    „Und wart Ihr erfolgreich?“
    Das Grinsen des Holländers wurde noch breiter. „Ihr wisst doch, dass ich nicht vermochte den Mechanismus zu öffnen! Und seid versichert, dass ich wirklich Alles versucht habe außer roher Gewalt, die sich von selbst verbietet. Dies ist eine Herausforderung für den Geist, nicht für den Körper!“
    „Ihr sagt es, Mijnheer, für den Geist! Und nun sage ich Euch noch, dass ich den Inhalt des dritten Kästchens mein Eigen nenne.“
    Der Holländer sprang von seinem Stuhl auf, dass dieser durch den halben Raum geschleudert wurde.
    „Was? Was … was ist es? Ich muss es wissen …“ Abrupt unterbrach er sich, als ihm bewusst wurde, dass uns der Wirt und der einzige Gast, ein Seemann, mit großen Augen anstarrten. Er räusperte sich, bestellte zwei weitere heiße Weine und rückte den Stuhl zurecht.
    „Verzeiht!“, raunte er mir zu. „Das war unnötig. Ich sollte mich wirklich besser unter Kontrolle haben, Herr von Steinborn.“ Insgeheim gab ich ihm Recht. Aufmerksamkeit war dem Gegenstand unseres gemeinsamen Interesses überhaupt nicht zuträglich.
    Wir schwiegen, bis der Wirt die Weine brachte. So hatte jeder von uns Zeit, sich zu sammeln.
    „Ihr wisst“, begann Van Strout, „ich beschäftige mich schon lange mit diesem leidigen Thema. Dies mag erklären, weshalb ich mich echauffierte, doch nicht entschuldigen. Aber versteht auch, dass Ihr besitzt, was ich immer besitzen wollte! Damit ist es für mich unerreichbar geworden!“
    „Aber im Gegenteil!“, gab ich zurück. „Nie wart Ihr der Lösung näher.“ Ich legte das Kästchen wieder auf den Tisch, zu der kristallenen Gemme und schob beides dem Holländer hin.
    „Es sei das Eure.“
    Der Holländer klappte wortlos ein paar Mal seinen Mund auf und zu. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Eben noch kontinentweit entfernt vom Begehrten und im nächsten Moment seiner habhaft!
    „Das … kann ich nicht …“
    „Ach, Papperlapapp, natürlich könnt Ihr! Wenn Ihr Euch Gedanken um meine finanzielle Situation machen solltet, so sei Euch gesagt, dass allein die Erlöse meiner Bücher die Kassen mehr als genügend füllen! Ich kann es mir leisten und ich würde Euch fordern müssen, solltet Ihr mein hochherziges Präsent ablehnen, und Ihr wisst, welchen Ruf als Schütze ich genieße!“
    Der Holländer sog tief den Atem ein.
    „Lasst ab, mein Herr, ich hab’s verstanden!“ Er tastete nach dem Kasten und nahm ihn in die Hand, ehrfürchtig und behutsam.
    „Ich … Wir müssen die beiden Kästchen miteinander vergleichen  … Wie ist es mit Eurer Zeit bestellt? Ich führe mein Kästchen nicht mit mir, Ihr versteht!“
    Selbstverständlich verstand ich. Das Risiko wäre viel zu groß gewesen. Ich hatte auch nicht damit gerechnet.
    „Ich kann bereit sein zur Abfahrt, wenn Ihr es seid, Mijnheer Van Strout!“
    „Dann lade ich Euch hiermit ein, mich auf meinen Familiensitz zu begleiten. Habt Ihr eine Kutsche oder darf ich mich Eurer Gesellschaft in der meinigen erfreuen?“
    Ich war Reiter und mein Pferd konnte gut angebunden hinter der Kutsche hertraben. Van Strout hatte noch zwei Tage in der Stadt zu tun, zwei Tage, an denen ich abends die brennenden Scheiterhaufen lodern sah, in denen die Pestleichen verbrannten.

Wimmer keuchte vor Anstrengung, seinen Husten zu unterdrücken. Er lag im Dreck, war kaum von dem Schmutz, der ihn umgab, zu unterscheiden. Sein strähniges Haar hing ihm bis auf die Schultern, die Haut grau und vernarbt. Ihm fehlten ein paar Finger und ebenso sah es mit seinen Zähnen aus. Die Finger hatte ihm eine preußische Kugel abgeschlagen, als die Husaren seine Einheit niedergemacht hatten.
    Jeremias Wimmer hatte nie viel Glück gehabt. Eigentlich überhaupt keines. Er war das siebte Kinder eines Webers aus Friesland. Ein ärmlicheres Dasein kann man sich kaum vorstellen und Wimmer war mit zwölf von zu Hause abgehauen und schließlich beim Militär gelandet, wie so viele arbeitslose und entwurzelte junge Männer. Der Moloch Krieg fraß schnell und der König brauchte neues Kanonenfutter!
    Er brauchte Soldaten mit Fingern. Finger, die sie um Abzüge krümmen können, und so bekam Jeremias Wimmer den Abschied, einen Orden und ein paar Münzen, die er schon am ersten Abend im Bordell
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