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Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)

Titel: Pesthauch - Band 1 der Blutdrachen Trilogie (German Edition)
Autoren: Ralph G. Kretschmann
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aufgespalteten Scheite ins Herdfeuer unter den großen Kessel, den sie zu einem Viertel mit Wasser gefüllt hatte. Auf dem Tisch lagen ein paar Zwiebeln und im Regal stand ein Tiegel mit Schmalz. Das würde mit etwas Salz eine brauchbare Suppe für sie und ihre Schwester geben. Liese müsste bald zurück sein vom Apotheker. Rebekka war nicht wohl, solange ihre kleine Schwester nicht im Haus war. Es waren gefährliche Zeiten, besonders für ein elfjähriges Mädchen, das allein unterwegs war.
    Ihre Mutter war schon bei der Geburt von Elisabeth gestorben und im letzten Jahr hatte die Schwindsucht ihren Vater dahingerafft. Aber Rebekka beschwerte sich nicht. Sie hatten ein wenig Geld und ein Haus von Vater geerbt, der mit Leder gehandelt hatte. Die Zunft sorgte für ihre Mitglieder, und wenn Rebekka einen Mann ehelichen würde, so brächte sie als Mitgift den Zunftplatz ihres Vaters mit. Ihr Mann wäre dann Mitglied der Gilde und würde das Geschäft übernehmen.
    Langsam begann sich eine wohlige Wärme in der schwarzen Küche auszubreiten. Wo blieb Liese nur? Zum Apotheker und zurück brauchte man nur eine halbe Stunde.
    Da flog die Tür auf und herein kamen Elisabeth, die Kälte der Straße und der Gestank und ein Schwall von neuestem Tratsch.
    Rebekka lächelte, amüsiert von der Aufregung, die ihre kleine Schwester an den Tag legte.
    „Hast du die Kräuter?“
    „Nein, das ist es ja, stell’ dir vor – der Apotheker – der ist tot! Eine Frau soll ihn umgebracht haben, eine Halbnackige, stell dir nur vor! Am helllichten Tage, und einen Zeugen haben sie und …“
    „Halt!“, rief Rebekka und setzte sich. „Herr Zimmerling ist tot, sagst du? Umgebracht von einer Frau? Ist das denn sicher oder nur Tratsch von den Waschweibern …?“ Rebekka fiel ein, dass die Waschweiber sich schon seit Wochen nicht mehr trafen, nicht mehr treffen durften, seit die Pest umging. Auf Anordnung des Stadtrates.
    „Das wird schon stimmen!“, behauptete Elisabeth. „Der Gendarm hat’s erzählt und zwar als öffentliche Bekanntmachung. Und man solle nicht mehr allein aus dem Haus gehen und nachts schon gar nicht, hat er gesagt und da großen Wert drauf gelegt, dass es eine Bekanntmachung sei. Also so amtlich.“
    Rebekka fröstelte bei dem Gedanken an eine Mordserie. Das fehlte noch gerade! Die Pest am Halse und einen wahnsinnigen Mörder im Genick. Oder eine Mörderin in diesem Falle.
    Sie zog ihre Schwester an sich und nahm sie fest in die Arme.
    „Wir halten zusammen! Wir stehen das durch, wirst sehen, alles wird gut!“
    Aber irgendwo ganz hinten in ihrem Kopf ahnte Rebekka, dass es nicht gut war, gar nicht gut! Und selten hatte sie sich geirrt wenn sie dieses Gefühl gehabt hatte. Nur manchmal, und Rebekka hoffte sehnlichst, dass es diesmal eines der seltenen Male war, in denen ihr Gefühl sie trog.

Wimmer war erstaunt über die Kraft, die die Stimme des alten Mannes hatte. Der Professor hatte mehr in sich, als das hutzelige Äußere vermuten ließ.
    Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes lagen die Leichen des Apothekers und der Frau. Oder was von deren Körpern noch übrig war. Der Professor und zwei jüngere Kollegen lagen sich nun schon seit einer Stunde in den Haaren und stritten über den Befund der Untersuchung.
    „Verdammt, Hinrichs, Ihr seht es doch mit eigenen Augen! Fasst doch mal zusammen, ja? Die Körper sind ausgeblutet bis auf einen kläglich Rest von vielleicht einem halben Bierglas! Trotzdem hat die Frau sich nach Aussage von Meister Wimmer hier“, er deutete auf den abseits stehenden Wimmer, „hat sich die Dame noch bewegt. BEWEGT, meine Herren! Ohne Gesicht! Und die Löcher, die Einstiche, die Bisse an den Hälsen? Selbst Ihr müsstet doch erkennen können, dass das Bisse sind!“
    Die Fäuste in die Hüften gestemmt stand der alte Mann vor dem jüngeren Kollegen und funkelte ihn kampfeslustig an.
    Aber der Jüngere hielt an seinem Standpunkt fest.
    „Es gibt keinen Beweis dafür, dass die Bisse mit dem anderen in kausalem Zusammenhang stehen, Herr Professor, keinen! Ich bin auch seltsam berührt von dem Gedanken, dass ein ernsthafter Wissenschaftler wie Ihr mit solchen Theorien liebäugelt!“
    Das wiederum brachte den Älteren aus der Fassung.
    „Liebäugeln? Was, bitte, meint Ihr mit liebäugeln? Ich äugle nicht lieb, Herr Kollege, ich beobachte und schlussfolgere, das ist es, was ich tue!“
    Er schritt um die Tische herum und zog das Laken, das die Leiber bedeckt hatte, beiseite.
    „Gebt mir
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