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Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten

Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten

Titel: Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten
Autoren: Gerhard Roth
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(phlegma), schwarzer Galle (melas cholé) und gelber Galle (cholé) in einer Person zustande kommen. Heute hängt man dieser »Vier-Säfte-Lehre« nicht mehr an, aber die entsprechende Charakterisierung in Grundpersönlichkeiten ist so falsch nicht und wird in der Alltagspsychologie noch durchaus verwendet. Man sagt z. B. von einer Person, sie habe eine phlegmatische oder cholerische Natur.
    Ein wichtiger Schritt in der Persönlichkeitspsychologie bestand darin, nicht individuelle Persönlichkeitsmerkmale für sich allein stehend zu bestimmen oder zu messen, sondern zu fragen, in welchen Persönlichkeitsmerkmalen Menschen sich qualitativ oder quantitativ voneinander unterscheiden – dies nennt man den differenziellen Ansatz , und deshalb bezeichnet man die Persönlichkeitspsychologie auch als »differenzielle Psychologie«. Aber welche Merkmale sind geeignet für einen solchen differenziellen Ansatz? Hier hat man seit längerem das so genannte lexikalische Verfahren angewandt, das ganz einfach darin besteht, dass man – von der »Alltagspsychologie« ausgehend – aus gängigen Lexika alle nur erdenklichen Vokabeln übernimmt, mit denen menschliche Eigenschaften beschrieben werden. Dabei handelt es sich um viele Tausende von solchen Wörtern, die natürlich in ihrer Bedeutung auch hochgradig redundant sind. Man kam nun durch wiederholtes Zusammenfassen (»Faktorisierung« heißt dies) auf immer weniger Grundmerkmale der Persönlichkeit, bis sich schließlich eine Klassifizierung von drei bis fünf solcher Grundmerkmale als optimal herausstellte.
    Einer der einflussreichsten Forscher, die hieran beteiligt waren, war der deutsch-britische Psychologe Hans Jürgen Eysenck (1916 – 1997). Er vertrat anfangs die Meinung, dass es zwei Grunddimensionen der Persönlichkeit gebe, nämlich »Neurotizismus«, welcher eine instabil-ängstlich-besorgte Persönlichkeit bezeichnet, und das Gegensatzpaar »Extraversion–Introversion«, welches die Spannbreite von einer gesellig-offenen bis hin zu einer zurückgezogen-verschlossenen Persönlichkeit bezeichnet. Später nahm er noch das Merkmal »Psychotizismus« hinzu, das eine aggressive, gefühlskalte, aber auch impulsive und kreative Persönlichkeit bezeichnet. In der Weiterentwicklung dieses Ansatzes kam man dann zu den bekannten fünf Grundfaktoren, » big five« genannt, die inzwischen nach Meinung vieler Experten eine Persönlichkeit am ehesten charakterisieren. Diese sind Extraversion, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Neurotizismus und Offenheit.
    Diese »großen Fünf« sind jeweils aus positiven oder negativen Einzelmerkmalen zusammengesetzt. So umfasst der Faktor Extraversion in seiner positiven Ausprägung die Eigenschaften gesprächig, bestimmt, aktiv, energisch, offen, dominant, enthusiastisch, sozial und abenteuerlustig, und in seiner negativen Ausformung die Eigenschaften still, reserviert, scheu und zurückgezogen. Der Faktor Verträglichkeit bezeichnet im positiven Sinne die Eigenschaften mitfühlend, nett, bewundernd, herzlich, weichherzig, warm, großzügig, vertrauensvoll, hilfsbereit, nachsichtig, freundlich, kooperativ und feinfühlig, und im negativen Sinn die Eigenschaften kalt, unfreundlich, streitsüchtig, hartherzig, grausam, undankbar und knickrig. Der Faktor Gewissenhaftigkeit bezeichnet in seiner positiven Ausprägung die Eigenschaften organisiert, sorgfältig, planend, effektiv, verantwortlich, zuverlässig, genau, praktisch, vorsichtig, überlegt und gewissenhaft, und im negativen Sinne die Eigenschaften sorglos, unordentlich, leichtsinnig, unverantwortlich, unzuverlässig und vergesslich.
    Der Faktor Neurotizismus bezieht sich in seiner negativen Ausprägung auf die Eigenschaften gespannt, ängstlich nervös, launisch, besorgt, empfindlich, reizbar, furchtsam, sich selbst bemitleidend, instabil, mutlos und verzagt, und im positiven Sinne auf die Eigenschaften stabil, ruhig und zufrieden. Der Faktor Offenheit schließlich umfasst im positiven Sinne die Eigenschaften breit interessiert, einfallsreich, phantasievoll, intelligent, originell, wissbegierig, intellektuell, künstlerisch, gescheit, erfinderisch, geistreich und weise, und im negativen Sinne gewöhnlich, einseitig interessiert, einfach, ohne Tiefgang und unintelligent.
    Man ist heute der Meinung, dass diese fünf Hauptfaktoren Personen gut charakterisieren, die sich wiederum in drei Hauptpersönlichkeitstypen zusammenfassen lassen, nämlich die resiliente Person, die
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