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Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Perry und das unheimliche Haus von Hackston

Titel: Perry und das unheimliche Haus von Hackston
Autoren: Wolfgang Ecke
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Sie nicht, daß ein Geheimnis, das bis zu dieser Stelle aus einem unterirdischen Gang und einer Tür besteht, keine fünfhundert Pfund wert ist?“
    „Bon!“ erwiderte Mellier ohne Zögern. „Die dreihundert in bar jetzt und den Scheck dann, wenn ich den Schlüssel wieder zurück in das Versteck lege.“
    „Okay!“ Perry Clifton entnahm seiner Brieftasche die Geldscheine und hielt sie seinem „Geschäftspartner“ entgegen. „Bitte!“ Mellier nahm die Scheine. „Hier die Lampe. Leuchten Sie mir!“ Clifton kam der Aufforderung unbeeindruckt nach und sah zu, wie der hagere Franzose die Scheine zählte. „Stimmt! Und jetzt bitte Licht aus!“
    Clifton glaubte sich verhört zu haben.
    „Licht aus? Warum?“
    „Ich will das Geld wegstecken. Dazu brauche ich keine Zuschauer!“
    „Lachhaft!“ sagte der Detektiv, löschte die Lampe und trat gleichzeitig einen weiten Schritt zur Seite. All seine Nerven waren aufs äußerste gespannt. Er hörte das Rascheln der Banknoten und ein Geräusch, das entsteht, wenn man sich im Dunkeln an- oder auszieht.
    „Fertig!“ rief Mellier, und Clifton schrak zusammen. Als der Franzose gewahrte, daß Perry Clifton den Standort gewechselt hatte, fragte er mit der Naivität eines neugeborenen Kindes: „Mister Clifton, mißtrauen Sie mir?“
    Um die Mundwinkel des Gefragten huschte ein Lächeln, als er antwortete: „Ich würde es zwar anders formulieren, aber es käme auf dasselbe raus.“
    Mellier zuckte die Schultern und steckte den Schlüssel ins Schloß der Stahltür. Dabei bemerkte er vieldeutig: „Jeder macht die Geschäfte, die er für die besten und notwendigsten hält.“ Und mit dem Finger auf den Lippen: „Ganz leise jetzt!“
    Ein kaum wahrnehmbares Knirschen.
    Im Licht der nachlassenden Batterieenergie bot sich ihren Blicken ein gefliester Gang dar. Warme Luft schlug ihnen entgegen. Wieder legte Mellier seinen schmutzigen Zeigefinger quer über den Mund.
    Auf Zehenspitzen bewegten sie sich vorwärts. Drei Türen gingen ab: eine rechts, eine zweite links und die dritte am Ende des Ganges.
    François Mellier steuerte auf die linke Tür zu. Die Schatten der beiden Männer tanzten gespenstisch an den geweißelten Wänden auf und ab. Aus scheinbar unendlichen Fernen drangen Fetzen von Musik zu ihnen und Geräusche, die sich wie menschliches Schnarchen anhörten.
    Sie hatten die Tür, deren Interesse Mellier galt, erreicht. Er deutete mit dem Daumen nach oben. „Über uns wohnen Melvin und Webster“, flüsterte er.
    „Über uns ist der Keller“, gab Clifton zurück und erntete daraufhin einen überraschten Blick des Franzosen, der dann grinste: „Stimmt! Also überüberuns. Von dort kommt die Musik.“
    Er öffnete die Tür. Seine Hand fuhr tastend an dem Türfutter entlang.
    Als nacheinander brummend und tickend sechs lange Neonröhren den weitläufigen Raum in weißes, gleißendes Licht tauchten, stockte Perry Clifton der Atem. Obgleich ähnliches geahnt und erwartet, überwältigte ihn die nunmehrige Gewißheit. Er stand in einer komplett eingerichteten Druckerei. Am beeindruckendsten waren die Stapel von Banknoten.
    Englische Pfund, Kanadische Dollar, Schweizer Franken und Deutsche Mark. Teilweise füllten sie noch ungeschnitten auf großen Bogen die Regale. Doch die Masse lag, sauber gestapelt, gebündelt und mit Banderolen versehen, auf meterlangen Holztischen.
    „Wenn die echt wären, wären wir zwei jetzt Millionäre“, flüsterte der Franzose kichernd und zog Clifton am Jackenärmel zur Tür. „Denken Sie an unsere Abmachung, los!“
    Das grelle Licht verlosch und ließ das eben Gesehene unwirklich, traumhaft erscheinen. Und der verglimmende Schein der kleinen Stablampe machte das Ganze noch gespenstischer. Ja, es war wie in einem phantastischen Traum.
    François Mellier lockte mit dem gebogenen Finger wie die Hexe im Märchen, legte ihn zum dritten Mal zu einem „Pssst“ über die Lippen und bewegte sich lautlos auf die weiter vorn abgehende Tür zu, jene, die auf der gegenüberliegenden Seite des Ganges lag.
    „Kommt es jetzt?“ durchfuhr es Perry Clifton. „Ist das der Augenblick X?“ Er sah, wie Mellier sich wieder vorbeugte und das Ohr an die Tür preßte. Diesmal war es eine aus dicken Holzbohlen.

Der Augenblick X

    Melliers Mund näherte sich Cliftons Ohr. „Ich mache auf, und Sie leuchten hinein. Aber nur kurz, sonst wacht er auf!“ hauchte er und schob den Detektiv noch näher an die Tür heran, während sich in dessen Kopf die
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