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Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst

Titel: Perry Rhodan Neo 027 – Das Gespinst
Autoren: Michelle Stern
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Bild unter ihr sackte rhythmisch ab, schoss in die Höhe. Fünfzig Meter Nichts, dann die weißblaue Fläche, von harten Rissen durchzogen. Adrenalin durchströmte sie, lustvolle Angst beschleunigte ihren Herzschlag. Tatjana Michalowna griff Crests Hand. Sie sprangen gemeinsam ab, stürzten kopfüber durch samtige Schwärze auf den harschen Eisgrund Snowmans zu.
    Michalowna schrie und presste Crests Finger zusammen. Crest war den Bruchteil einer Sekunde vor ihr abgesprungen, seine weißblonden Haarsträhnen kitzelten ihre Wange. Es roch salzig und nach Metall, als wollten sie in ein Meer aus abkühlendem Stahl eintauchen. Der Rausch des freien Falls verwandelte ihren Schrei in ein euphorisches Johlen, ihr Mundraum trocknete aus. In ihrem Kopf wurden die Gedanken weggewischt bis auf einen: Ich lebe.
    Die Oberfläche des Planeten schlug ihnen mit Wucht entgegen. Der Aufprall kam hart und unvermittelt. Von einem Prallfeld gestoppt, verharrten sie dicht über dem Holo, das den Untergrund Snowmans suggerierte. Ein imaginärer Schneewall umgab sie. Sie hingen in der Luft, den Bauch voran, die Beine angewinkelt, die Arme ausgebreitet. Unter Crest und Michalowna öffnete sich ein Krater. Goldene Funken tanzten auf seinem Grund und stiegen ihnen wie Seifenblasen entgegen.
    Crest lachte. »Das habe ich seit vielen Jahrzehnten nicht mehr gemacht. Die Vergnügungscontainer der Mehandor sind unbezahlbar.«
    Ein leises Klingeln ertönte, das Holo verschwand und gab die Sicht frei.
    Unter ihnen legte Anne Sloane den Kopf in den Nacken. »Das glaube ich allerdings auch«, bemerkte die Amerikanerin spitz. »Und irgendwer wird für Ihre Vergnügungen aufkommen müssen, Crest!«
    Tatjana Michalowna verdrehte von Sloane abgewandt die Augen. Gibt es für diese Frau eigentlich ein Leben vor dem Tod oder nur eins danach an der rechten Seite Gottes? Sie musterte Crest, dessen Lachen mit einem Schmunzeln endete. Es tat gut, ihn so ausgelassen zu sehen. Seine roten Augen glommen unternehmungslustig. Ihr neugieriger Blick wollte nicht zu den tiefen Linien passen, die sich mit den Jahren in sein Gesicht gegraben hatten. Einmal mehr ging ihr durch den Kopf, dass er alt war, aber auf eine nicht zu fassende Art jung wirkte.
    Langsam schwebte Michalowna mit kreisenden Armbewegungen neben ihm zu Boden und ging auf die Schleuse zu, die in einen Abschnitt mit erdähnlichen Schwerkraftverhältnissen führte. Crest folgte ihr mit der Spannkraft eines Leistungssportlers.
    Sie nahmen einen Antigravlift nach unten. Von dieser Perspektive aus konnte man das neu aktivierte Holo des Planeten Snowman nicht sehen. Stattdessen hatten sie direkten Blick auf die Sprungplattform, fünfzig Meter höher, auf der zwei zierliche Mehandormädchen mit kunstvollen roten Flechtzöpfen wippten.
    Michalowna blieb stehen, um die beiden zu betrachten. Bunte, hochgeschlossene Kombinationen in schlichtem Taubengrau betonten ihre Rundungen. An den Ohren und in den Zöpfen blitzten Schmuckklammern. Ihre Füße steckten in ungewöhnlichen Stiefeln, zu klobig, um nach menschlichem Ermessen modisch zu sein. Doch auf dem Gespinst trug sie nahezu jeder. Crest hatte sie Sar-Schuhe genannt und erklärt, dass sie bei geringerer Schwerkraft eine automatisch regulierte magnetische Bindung zum Boden der Station aufnehmen konnten.
    Michalowna streckte neugierig ihre mentalen Fühler aus. Schon beim Verlassen der TOSOMA hatte sie ausprobiert, ob sie die Gedanken der Mehandor lesen konnte. Es war ihr ohne Probleme gelungen. Sie schloss die Augen, feiner Schweiß bildete sich auf ihrer Stirn. Die Mädchen waren aufgeregt, freuten sich auf den bevorstehenden Sprung. Gleichzeitig verunsicherte sie das Bild, das sich ihnen bot. Michalowna erschloss nicht, was genau die beiden abschreckte, doch die Tatsache, ausgerechnet der simulierten Oberfläche von Gedt-Kemar entgegenzuspringen, löste bei ihnen Grausen aus und galt als eine Art Mutprobe.
    »Können wir weiter?«, fragte Sloane. Man sah ihr deutlich an, für wie überflüssig sie diesen Zwischenstopp hielt.
    Crest berührte vertraulich ihren Arm. »Gönnen Sie sich denn gar keinen Spaß, Miss Sloane? Wir haben Zeit. Die Gartenplattform werden Sie noch schnell genug entdecken. Sie läuft uns nicht davon.«
    Sloane erwiderte nichts, wirkte aber besänftigt.
    Michalowna grinste in sich hinein. Wenn Crest vergnügt lächelte, fiel es anderen schwer, missmutig zu sein. Selbst Anne Sloane, die seit der Transitionskatastrophe einen dicken Panzer aus
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