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Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega

Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega

Titel: Perry Rhodan Neo 010 - Im Licht der Wega
Autoren: Christian Montillon
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folgte als zweiter Schritt ein Lichtblitz, und ich konnte sehen. Was ich sah, war allerdings nicht von Bedeutung: eben jenes Versteck unter Steinen.
    Doch halt, da war noch mehr. Ein Insekt. Mehrere Beine, ein glänzender Panzer aus Chitin und eindeutig nicht von Intelligenz beseelt. Der Käfer – das Wort fiel mir plötzlich ein – krabbelte genau auf meine Hand zu. Oder auf das zerstörte Stück Schrott, das wieder meine rechte Hand werden würde.
    Kontakt steht unmittelbar bevor, teilten mir die Autoreparaturmechanismen unnötigerweise mit. Das sah ich schließlich selbst.
    Eine Berührung – meine Finger griffen zu –, der Chitinpanzer knackte, als er brach. Ich nahm die biologische Körpersubstanz in mich auf. Immerhin 99,53 Prozent konnte ich verwerten, kein schlechter Schnitt. Was übrig blieb, war ein hauchdünnes, zerbröselndes Etwas, feiner als der Wüstensand.
    Trotz dieser Effektivität bildete das winzige Insekt für mich nur einen Tropfen auf dem heißen Stein; so lautete eine der Redensarten der Bewohner dieses Planeten. Sie sprachen viel in solchen Wortbildern, was zwar ineffektiv war, aber einen gewissen Reiz besaß, das konnte ich nicht leugnen. Wahrscheinlich lag es an meinem biologischen Anteil, dass ich dieses sinnlose Sprachelement zu würdigen vermochte.
    Die Energie dieser winzigen Biomasse verlieh mir allerdings einiges an Beweglichkeit. Oder genauer gesagt: Sie verlieh diese Beweglichkeit meiner Hand. So bot sich mir die Gelegenheit, der Zerstückelung meines Körpers etwas Positives abzugewinnen. Mit den Fingern zog ich dieses Bruchstück meines Leibes zu der Kuhle, in der sich der größte Stein in den Boden bohrte. Die Erfahrung lehrte, dass dort ...
    Tatsächlich, meine Hand wurde fündig. Viele Käfer wuselten dort unter- und übereinander, und es gab sogar einige Larven. Deren Gehalt an Eiweiß und verwertbaren Proteinen und Aminosäuren war sehr hoch.
    Währenddessen arbeiteten die Autoreparaturmechanismen unablässig weiter. Bald konnte ich nicht mehr nur denken und sehen, sondern auch hören und fühlen, ja, sogar sprechen, wenn diese Fähigkeit momentan völlig nutzlos blieb.
    Drähte fuhren aus, verkabelten sich, zurrten Körperteile zusammen. Außerdem hatte ich Glück, denn etwas näherte sich mir, und es war kein Mensch.
     
    Das sehr stattliche Exemplar eines Dschiggetais senkte den Schädel und schnupperte. Wenn es überhaupt zu einem einfachen Gedanken fähig war, fragte es sich wohl, was dort vor ihm im Sand lag.
    Mein Erinnerungsspeicher schlug an: Dschiggetai, auch Equus Hemionus, der Asiatische Esel. Für gewöhnlich im ausgewachsenen Zustand mit einer Kopfrumpflänge von zwei Metern. Gleicht dem Equus Asinus, dem Afrikanischen Esel, besitzt aber viele Merkmale der Gattung Pferd. Zahlreiche regionale Bezeichnungen wie Onager, Kulan oder Khur, in diesem Gebiet des Planeten Dschiggetai genannt.
    Ehe die Flut sinnloser Informationen weiterging, stoppte ich den Zufluss mit einem scharfen Gedankenbefehl. Stattdessen wartete ich auf den richtigen Augenblick. Als letztes Körperteil verband sich soeben meine zu den Insekten gewanderte Hand mit dem Rest des Leibes. Die Voraussetzungen waren erfüllt.
    Die Autoreparaturmechanismen informieren mich, dass das Auftauchen des Asiatischen Esels ausgerechnet zum Zeitpunkt meines Erwachens keineswegs einen Glücksfall darstellte, wie ich zunächst vermutet hatte. Im Gegenteil, sie riefen, erweckten und aktivierten mich, als sie die Annäherung des Tieres aus der Ferne registrierten.
    »Komm«, sagte ich mit tiefer Stimme, dem eines alten Mannes nachempfunden.
    Der Esel hob einen seiner Vorderhufe, setzte ihn dicht neben mir auf. Seine Nüstern blähten sich. Er schnupperte. Ob er den Tod wohl roch, der auf ihn wartete? Ich schnellte hoch, trat ein einziges Mal auf und klammerte mich an den Leib des Tieres.
    Es gab einen kläglichen Laut von sich und rannte davon. Mich trug es mit sich, ich baumelte an seinem dicken Körper zwischen den galoppierenden Hufen.
    Irgendwann blieb das Tier stehen. Ich beschloss, dass dieser Ort weit genug von meinem ursprünglichen Versteck entfernt lag. Die Menschen, die mich vielleicht suchten, würden die Spur bis hierher nur mit äußerster Mühe verfolgen können.
    Ich empfand eine Mischung aus Rührung und Dankbarkeit, als ich den Esel mit einem gezielten Genickbruch tötete. Um die Qualen der Kreatur zu verkürzen, bohrte ich zugleich meine Finger in das Fleisch und durchtrennte das
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