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Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV

Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV

Titel: Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV
Autoren: Michael Marcus Thurner
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der mittlerweile auf die Größe eines putzigen Haustiers

geschrumpft ist.
    »Dein Ziel«, sagt der Kosmokrat mit piepsiger Stimme.
    »Soll ich mit ihm reden?«
    Taurec lacht. »Als ob du das nicht ohnehin die ganze Zeit tätest!«
    Ich nehme die kleine Treppe an der nächstgelegenen Ecke und ziehe mich an den Seilen hoch.

Schlüpfe zwischen ihnen hindurch und trete ins Innere des Boxrings. Ich sehe unendlich viele und

hauchdünne Schnüre, die den Boden bedecken. Das Wesen vor mir, etwa so groß wie ich, hält sie in

den Händen, obwohl dies unmöglich erscheint. Doch was an einem Traum ist schon »unmöglich«?
    Kopf und Oberkörper meines Gegenübers werden von einem wallenden Umhang bedeckt. Die Beine

wirken seltsam verdreht. Wie von mehreren Gelenken durchbrochen.
    Ich fühle Enttäuschung. Ich hatte erwartet, mir selbst zu begegnen, wie das in letzter Zeit

irgendwie Mode geworden ist. Einem Spiegelbild meines Seins, das mich hier erwarten und mir

Aufklärung über dieses seltsame Schauspiel geben würde.
    Oder mir Absolution erteilen würde.
    Nein. Dieser da ist fremd. Fremdartig. So absurd anders, dass mir jegliche

Vergleichsmöglichkeit fehlt. Kein Porleyter, kein Nakk, kein Zwotter, kein Arcoana könnte jemals

eine derartige Andersartigkeit ausstrahlen.
    Noch während ich diesen Gedanken formuliere, rasen semitransparente Gestalten an mir vorbei.

Porleyter, Nakken, Zwotter, Arcoana. Gestalten, die ich eben erst herbeigedacht habe. Sie werden

ins Innere des Unbekannten gesogen und verschwinden dort, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Der Unbekannte labt sich an meinen Gedanken. Er frisst sie.
    Ich stehe dem Netzweber gegenüber. Beziehungsweise seinem Avatar. Einer Gestalt, die ihr

Erscheinen meinen Vorstellungen anpasst - oder?
    Ich bin ratlos. Ich möchte Fragen stellen. Wissen, wohin all die Ideen und Gedanken

verschwinden, die der Netzweber aus mir zieht.
    Ich drehe mich im Kreis und erkenne all die Netzstrukturen, die mich die ganze Zeit umgeben

haben. Selbst der Verlauf der Straßen ähnelt einem Spinnengewebe. Und hier, im Zentrum, wartet er auf mich.
    Ist er meine Nemesis? Wird er mich nun vernichten, da er so viele meiner Träume und

Erinnerungen in sich aufgesogen hat?
    Er atmet ein und aus, es ist wie der Herzschlag eines Schwarzen Lochs. Rotierende Masse und

Energie. Ich werde auf den Netzweber zugezogen, taumle immer näher, fühle seine Neugierde, sein

Interesse an all dem, was noch immer in meinem Kopf begraben ist und nicht freigegeben wurde.
    Sein Gesicht ist wunderschön. Es ist dunkel, wie aus schwarzem Elfenbein gemeißelt. Eine

Maske, starr, ätherisch, mit einem Ausdruck von Güte und Interesse.
    Ich betrachte den Netzweber und höre einen Namen. Einen Begriff, der in mir nachschwingt und

mich glücklich macht. Er möchte nicht, dass ich traurig sterbe.
    Falsch.
    Er möchte ganz und gar nicht, dass ich sterbe.
    »Danke«, flüstert er mir zu und tritt einen Schritt zurück, »danke für all die schönen

Träume!«
    Die Stimme verhallt, die Buchstaben erstarren zu Zuckermasse und stürzen einer nach dem

anderen zu Boden, um dort in winzige Krümel zu zerbrechen.
    Ich fühle Schwäche und Müdigkeit. Der Netzweber möchte, dass ich schlafe. Dass ich in meinem

Traum traumlos schlafe. Um den Übergang in die Realität möglichst schmerzfrei absolvieren zu

können.
    Ich drehe mich ein letztes Mal im Kreis. Der Boxring ist leer. All die Fäden, die den Boden

bedecken, verschwinden nun im Nichts. Die daran hängenden Gestalten werden in Windeseile

herangezogen. Sie schweben auf dieses Nichts zu und vergehen, unbeachtet vom Netzweber, der sich

bereits ausreichend an mir gelabt hat. Er hat sich die Prämie für seine Hilfestellung geholt und

nimmt nicht mehr, als ihm zusteht.
    Ich versuche mich zu erinnern, und es gelingt augenblicklich. Nichts ist verloren gegangen.

Dieser - wie nannte er sich nochmals? - Radyl-im-Abstrakten knabberte ein wenig an den

Dingen, die ich mir über die Jahrtausende in meinem Kopf bewahrt habe; aber er stahl mir

nichts.
    Geht er auch mit anderen Wesen derart pfleglich um, oder machte er angesichts des

reichhaltigen Angebots bei mir eine Ausnahme?
    Ich fühle unendliche Müdigkeit. Ich setze mich auf den nachfedernden Boden. Selbst nun, da

alles verschwimmt und weniger wird, bleibt die Illusion eines Boxrings erhalten. Wahrscheinlich

wird er zuletzt verschwinden. Nachdem die Sandwüste ins Nichts geweht
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