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Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV

Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV

Titel: Perry Rhodan - 2570 - Die Falle von MASSOGYV
Autoren: Michael Marcus Thurner
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vieles zu

ignorieren lernen musste. In dreitausend Jahren Leben verliert man so viel, so viel mehr als

Erinnerungen, und doch sind sie das Einzige, was einem bleibt. Und das macht sie so wertvoll.
    Was kann es sein, das ich vergessen habe? Details aus meiner Beziehung zu Orana Sestore?

Informationen über den Angriff der Dolans? Weiß ich noch, wie es sich anfühlte, ein Gänger des

Netzes zu sein? Erinnere ich mich an die Namen aller Herren der Straßen? Aber würde ich den

Verlust überhaupt erkennen können?
    Lücken in älteren Erinnerungen ließen sich verschmerzen. Doch was, wenn ich wichtige

Informationen über den Kampf gegen die Frequenz-Monarchie verloren habe?
    Die Schwäche lässt nach, ebenso der leichte, kaum spürbare Entzerrungsschmerz in meinem

Nacken.
    Einen Moment lang wird es dunkel in MIKRU-JON; vermutlich eine verzögerte Reaktion auf die

Versetzung. Die Notbeleuchtung flackert für zwei, drei Sekunden. Mikru verschwindet und taucht

ein wenig versetzt wieder auf. Das Licht geht an.
    »Energiefluktuationen«, sagt Mikru kurz angebunden.
    »Warum und wie?«
    Ich beobachte, wie die Konturen des Avatars für einen Augenblick verschwimmen. Dann

verfestigen sie sich endgültig.
    Mikru blickt gegen die mit seltsamen Zeichen verzierte Decke. Wäre sie ein Mensch, würde sie

nachdenken, aber der Avatar des Schiffes braucht dafür gewöhnlich nur Bruchteile von Sekunden.

Reagiert sie zögerlich?
    »Ich weiß es nicht«, gesteht sie. »Ich wurde räumlich versetzt, so viel steht fest. Über die

zurückgelegte Distanz kann ich noch nichts sagen.«
    Weitere Unsicherheiten und Unabwägbarkeiten tun sich vor uns auf. Die Galaxis Anthuresta wahrt

ihre Geheimnisse. Vorerst.
    Ich gebe mir einen Ruck. Ich bin keinesfalls so weit gekommen, um nun Däumchen zu drehen und

einfach abzuwarten.
    Aktiv bleiben. Das Heft in der Hand behalten.
    Ich lasse die TARA-Kampfroboter überprüfen. Sie sind wieder vollständig einsatzbereit, der

Transfer hat ihnen keinen nachhaltigen Schaden zugefügt.
    Sie haben auch keine Erinnerungen wie ich.
    Das Netz. Meine Gedanken kehren immer wieder zu dieser seltsamen Erscheinung zurück, die uns

versetzt hat. Willentlich? Unbewusst? Was ist es, worum handelt es sich?
    Ich muss mehr darüber herausfinden, und dazu ist es notwendig, dass ich zum Piloten werde. Nur dann kann ich mit den Möglichkeiten des Schiffs nachvollziehen, was mit MIKRU-JON

geschehen ist. Mag sein, dass Mikru überfordert ist. Ich hingegen beurteile als Außenstehender.

Ich habe einen anderen, womöglich »objektiveren« Blickwinkel, um die eingehenden Daten zu

analysieren.
    Ich versinke im Kontursessel, werde eins mit dem Schiff. Der Vorgang belastet über alle

Gebühr, und ich frage mich, ob das Gefühl der Aufregung, das mit dieser Art der Verschmolzenheit

einhergeht, jemals nachlassen wird.
    Mentale Eindrücke ehemaliger Piloten nähern sich mir. Zaghaft und ein wenig misstrauisch. Sie

haben mich als einen der ihren akzeptiert, aber sie kennen mich nicht lange genug, um mir

bedingungslos zu vertrauen.
    Was denke ich da? Diese Gedankensplitter sind lediglich Schatten von Erinnerungen der mentalen

Abdrücke ehemaliger Lebewesen. Ich sollte aufhören, sie als Persönlichkeiten zu betrachten.
    Ich bin in diesen Momenten MIKRU- JON, und das ist, der wundersamen Technologie sei

dank, mehr, als ein Emotionaut jemals sein wird. Nicht einmal diese besten Piloten der Menschheit

können jemals das Gefühl perfekter Symbiose zwischen Schiff und Piloten spüren. Für zwei, drei

Nanosekunden empfinde ich Stolz.
    Ich schwimme durch die Kälte des Alls. Ein letzter Rest meiner Menschlichkeit empfindet ein

Gefühl des Fröstelns, dann ersetze ich es durch Gleichgültigkeit. Es ist, wie es ist.
    Ich bin MIKRU-JON, und ich bin gesund. Da und dort spüre ich ein Jucken. Doch schon heilen die

kleinen Wunden in meiner Haut, Organe sind nicht verletzt. Ich fliege.
    Ich arbeite in Bildern. Mit Krücken, die mir mein Verstand zur Verfügung stellt. Andernfalls

würde ich verrückt werden und mich für alle Zeiten an das Schiff verlieren.
    Ich bemerke die Änderung. Anfangs habe ich sie nur als subtiles Gefühl des Unwohlseins

wahrgenommen. Nun, da ich mit den Sinnen des Piloten nach der Ursache für dieses Missbehagen

suche, finde ich sie auch.
    In meinem erweiterten Blickwinkel als MIKRU-JON entdecke ich die Hülle, die mich nach wie vor

umgibt. Diesmal ist das Netz nicht
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