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Perry Rhodan - 2569 - Das goldene Zeitalter

Perry Rhodan - 2569 - Das goldene Zeitalter

Titel: Perry Rhodan - 2569 - Das goldene Zeitalter
Autoren: Michael Marcus Thurner
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Lebens sorgenfrei zu leben. Ich gelte als Guru unter meinesgleichen;

genieße Achtung und Bewunderung all jener, die sich ernsthaft mit dem Datenäther

beschäftigen.
    Wie haben es die Flottenleute bloß geschafft, mich aus meinem Wohlfühl-Dasein und der

schützenden Behausung zu zerren?
    Die Psychobetreuer tragen Schuld! Sie haben stundenlang auf mich eingeredet. Haben mich

beschworen, mich ein wenig zu öffnen und mit der Außenwelt in Kontakt zu treten.
    Ich benötige keine Außenwelt! Ich bin mit mir selbst zufrieden, zumal ich nie zuvor einem

Wesen in natura begegnet bin, das es wert wäre, mehr als einige wenige Worte mit ihm zu

wechseln.
    Sie haben mich ins Freie geführt, mich dem grässlichen Sonnenlicht preisgegeben. Haben von

Verpflichtungen gesprochen, die ich den Stardust-Terranern gegenüber hätte. Von Geld, das sie wie

aus einem Füllhorn über mir ausschütten würden, wenn ich mich für eine Weile verpflichte. Von

Ruhm und schönen Frauen, die mir freiwillig und ohne, dass ich dafür zahlen muss, zu Füßen fallen

würden.
    »Ihr habt mich reingelegt!«, schreie ich.
    »Noch drei Minuten.« Die Stimme der Bordpositronik klingt ungeduldig. »Stuart Lexa verabscheut

Unpünktlichkeit. Du solltest dich rasch auf den Weg machen.«
    Man behandelte mich wie ein rohes Ei; allerdings nur so lange, bis ich den Zwei-

Jahres-Flottenkontrakt unterschrieben hatte. Anschließend wich alle Freundlichkeit jener

distanzierten Professionalität, die ich so sehr hasse.
    Ich steckte in diesem unbarmherzigen Getriebe des Flottenbetriebs, begleitet von robotischen

Psychologen, Betreuern, Ärzten und Beratern, die mich den ganzen Tag belehrten und bequatschten.

Um mich »vorzubereiten«. Um mich zu einem »Mitglied des Teams« zu machen. Um meine

manisch-depressiven Schübe unter Kontrolle zu bekommen.
    Als ob ich das jemals gewollt hätte! Ich pfeife auf Eingliederung, Gruppendynamik und

Gruppengehorsam! Ich möchte allein gelassen werden und meine Ruhe haben!
    »Du musst jetzt gehen!«, quengelt die Positronik.
    »Bin ja schon unterwegs!« Ich schleudere einen Stiefel in Richtung des Akustikfelds. Es weicht

geschickt zur Seite. Der Schuh wird von einem Antigravpolster aufgefangen und sanft neben dem

Bett abgestellt, wahrscheinlich durch einen Orientierungsmechanismus gesteuert, den ich selbst

vor Jahren zum Patent angemeldet habe. Verdammt!
    »Soll ich einen Betreuer rufen?«, fragt das Bordgehirn. »Brauchst du Hilfe?«
    Alles, nur das nicht! Ich stehe auf, schlüpfe in die Bordkombination und bereite mich darauf

vor, die Kabine zu verlassen. Es gibt bloß eines, was noch schlimmer als die Kommissköpfe der

Schiffszentrale ist: die robotischen Psychologen.
    Ich warte, bis das Schott weit geöffnet ist, luge nach allen Richtungen und versichere mich,

dass weit und breit kein Mensch zu sehen ist.
    Drei Atemzüge.
    Ein Schritt vor, einer zurück, dann wieder einer vor. Wie immer, wenn ich losgehe. Dann

schnell weiter, vom Fokus eines Leuchtkörpers zum nächsten.
    28 Meter bis zur Antigravröhre, den Käfig umrunden, weiter geradeaus, noch einmal 25 Meter.

Ich lasse den demütigenden Scan einer beweglichen Roboteinheit über mich ergehen.
    Ich nehme eine Tablette. In der Fachliteratur wird das Wirkmittel dezent als

»psycho-hygienisches Supressorum« umschrieben. Die Wirkung wird sich binnen weniger Sekunden

einstellen und mir die Umgebung wie durch einen Weichzeichner vermitteln. Wesentlich

freundlicher, als sie eigentlich ist.
    Ein letzter Atemzug, eine letzte Sicherheitskontrolle. Ich trete ein. Fühle die Blicke

mehrerer »Kameraden« auf mir. Ich ignoriere sie und passiere das derzeit verwaiste Podest des

Kommandanten und des Expeditionsleiters, um zum Versammlungsraum auf der gegenüberliegenden Seite

zu gelangen.
    Mehr als ein Dutzend Menschen haben sich in dem Saal versammelt und auf Stühlen Platz

genommen. Ihre Aufmerksamkeit ist auf Stuart Lexa gerichtet. Man wartet auf mich. Die Menschen

rutschen ungeduldig auf ihren Hintern hin und her.
    Zwei Teilnehmer kenne ich lediglich von Bildern. Es handelt sich um den Epsaler Kom Agonis und

die Ertruserin Vacucha Sabo. Sie sind Überlebende jenes Unglücks auf P-17-25-1463, das vor mehr

als drei Monaten die Stardust-Streitkräfte auf den Plan gerufen hat.
    Ich blicke an den beiden vorbei. Sie riechen streng. Ihr Schicksal mag bedauernswert sein,

aber es kümmert mich nicht.
    »Setz dich, bitte.«
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