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Perry Rhodan - 2526 - Die Gespenster von Gleam

Titel: Perry Rhodan - 2526 - Die Gespenster von Gleam
Autoren: Michael Marcus Thurner
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»Paralysator«.
    Beinahe wäre sie über einen Strunk gestolpert, der hier oben nichts zu suchen hatte. Über einen Ast, faustdick und knorrig, etwa einen Meter lang.
    Da war doch was ...
    Anais erinnerte sich, während sich der Ast entfaltete und sein wahres Gesicht zeigte: Es war ein Moosläufer, eine auf Gleam weithin verbreitete Spezies.
    Blitzschnell entfaltete sich das Ding regenschirmförmig. Es war halb Tier, halb Pflanze; in der Leibesmitte saß ein längliches, an ein Astloch gemahnendes Auge, das Anais bösartig anglotzte.
    Der Moosläufer bewegte sich. Die Arme/Beine/Gliedmaßen/Versteifungen seines Regenschirm-Gerüsts bewegten sich scheinbar willkürlich und prügelten auf sie ein. Unterhalb des Auges, kaum sichtbar, entstand eine schmale Öffnung. Haut- oder Gewebelappen blähten sich auf, und als sich der Körper wie ein Blasebalg wieder zusammendrückte, entstand jenes widerlich schrille Geräusch, das dem Schrei eines Menschen ähnelte.
    Anais wich zurück und versuchte sich zu erinnern, wo sie derartige Töne schon einmal gehört hatte.
    »Zurück!«, hörte sie die Stimme des Majors vom Treppenabsatz. »Lasst den Moosläufer in Ruhe.«
    Der TARA gehorchte augenblicklich, wie es seiner Programmierung entsprach. Anais hielt inne. Fasziniert beobachtete sie das seltsame Wesen. Ihr drohte gewiss keine Gefahr.
    »Ich sagte: zurück!« Lethem Shettles Stimme gewann an Dringlichkeit.
    Sie tat einen Schritt rückwärts, dann noch einen. Das Flattern der Regenschirm-Haut ließ allmählich nach, das Auge des Moosläufers wurde zum schmalen Spalt.
    Langsam, ohne einen Blick von dem Geschöpf zu nehmen, folgte sie dem Major widerstrebend die Treppe hinab. Nur zu gerne wäre sie geblieben und hätte den Moosläufer weiter beobachtet.
    Im unteren Stock angenommen, wandte sie sich Shettle zu. In seinen Augen stand Unzufriedenheit, vielleicht gar Zorn zu lesen.
    »Konzentrier dich aufs Wesentliche, Soldatin!«, forderte er. »Dort oben geschieht nichts , was uns etwas angeht.«
    »Nichts? Aber ...«
    »Eine Geburt. Die natürlichste Sache der Welt. Ein Blick in die Datenbanken zu Gleam und seinen Geschöpfen hätte gereicht, um das festzustellen.«
    Ein Holzstrunk, der sich im Angesicht einer Gefahr entfaltet und zu einem regenschirmartigen Geschöpf wird. Der seinen Geburtsschmerz in die Welt hinausschreit, der sich und seine Brut wütend gegen alle Eindringlinge im Brutbereich verteidigt. Wie hätte ich das erkennen sollen?
    Der Major hatte die richtigen Schlüsse gezogen. Binnen weniger Sekunden.
    Aber worauf wollte er eigentlich hinaus? Was meinte er mit »Konzentrier dich aufs Wesentliche«? Was hatte sie gesehen? Was hatte sie übersehen?
    Sie hatte das Wohnzimmer inspiziert, als sie der Schrei des Moosläufers nach oben getrieben hatte. Da waren die Regale und der Holo-Projektor gewesen, der Tisch ...
    Der Tisch.
    Sie wandte sich dem Möbel zu und betrachtete es genauer.
    »Vier Stühle«, sagte sie leise und schuldbewusst. »Zwei davon wurden wie in großer Eile umgestoßen.«
    Anais trat näher, streifte mit der Hand sachte über das knorpelige Echtholz. Die Rezeptoren ihres SERUN-Handschuhs übermittelten die Berührungen so deutlich und so intensiv, als würde sie mit nackten Fingern über den Tisch streichen.
    »Die Bewohner hatten keine Zeit. Sie waren in Eile.«
    Da standen die Schüsseln und die teilweise noch versiegelten Essensbeutel.
    »So sehr, dass sie nicht einmal ihr Frühstück zu sich nehmen konnten. Sie sind in größter Panik geflüchtet – oder entführt worden.«

5. Der Kommandant
    28. Februar 1463 NGZ. Stunde fünf

    Die junge Soldatin schlug sich gut. Nicht ausgezeichnet, aber gut. Jene Dinge, die sie noch nicht verinnerlicht hatte, würden mit der Routine kommen.
    Er würde sie weiterhin strenger als notwendig behandeln. Nur dann würde das Lob, das er irgendwann auszusprechen gedachte, den richtigen Wert besitzen. Das Raumlandebataillon der RICHARD BURTON war eine Elite-Kampfeinheit der LFT. Anais Berkoff würde sich dem Niveau anpassen müssen – oder das Bataillon verlassen. So oder so.
    Lethem kehrte zu seinem eigentlichen Problem zurück. In Power City war definitiv etwas falsch gelaufen. Da war dieses abgestürzte Raumschiff, dessen Trümmer in der Nähe zur Stadt lagen. Dann der Allgemeinzustand aller Anlagen, das unverständliche Schweigen der Positroniken – und zu guter Letzt das Verschwinden der Stationsbesatzung.
    Immer mehr Meldungen liefen ein und erweiterten
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