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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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bitte, Oklina, du mußt es schaffen! Es wäre ein Zeichen, daß noch alles gut wird, daß die Sorgen von Ruatha vergehen ...
    Sie stand stolz und aufrecht da, nicht mehr das schüchterne, unauffällige Mädchen von früher, sondern eine selbstbewußte, würdevolle junge Frau. Ich hatte Tränen in den Augen.
    Unwillkürlich ballte ich die Fäuste. Ich spürte Alessans eiskalte Finger auf meinem Handgelenk.
    Ein Ei zerbrach, und ein feuchter kleiner Drache arbeitete sich unter jämmerlichem Geschrei aus seinem
    Schalengefängnis. Es war ein Bronzedrache! Ein Seufzer der Erleichterung ging durch die Menge. Ein gutes Zeichen! Das kleine Geschöpf stolperte direkt auf einen hochgewachsenen Jungen mit einem dichten hellbraunen Haarschopf zu. Auch das war gut, ein Drache, der wußte, wen er als Partner wollte!
    Der Junge glaubte noch nicht recht an sein Glück und warf hilflose Blicke auf seine Nachbarn. Einer von ihnen schob ihn zu dem kleinen Geschöpf hin. Der Junge rannte los, kniete im Sand und streichelte dem Kleinen die Augenwülste.
    Tränen strömten mir über die Wangen, und ich war nicht die einzige, die weinte. Ich hatte nicht gewußt, daß in meinem Innern so viele Tränen aufgestaut waren. Das Weinen half mir, den Druck und die Anspannung der letzten Wochen zu lindern.
    Es war, als würde ich aus einem langen dunklen Traum in den sonnenhellen Tag treten. Dann sah ich durch den Schleier meiner Tränen, daß ein kleiner blauer Drache ebenfalls seinen Partner gefunden hatte. Das Summen der erwachsenen Drachen wurde durch das Kreischen der Jungtiere und das aufgeregte Geschrei ihrer neuen Partner noch verstärkt.
    Plötzlich hatten alle nur noch Augen für das Königin-Ei. Es schaukelte heftig hin und her. Alessans Finger auf meinem Handgelenk verkrampften sich, und ich spürte plötzlich, daß ihm der Ausgang dieser Gegenüberstellung weit wichtiger war, als er sich einzugestehen wagte - vielleicht weil er die Erfahrung gemacht hatte, daß immer dann Leid über ihn kam, wenn er Gefühle äußerte.
    Das Ei kippte hin und her. Ein Riß klaffte in der Mitte der Schale, die Hälften fielen mit einem leisen Knirschen auseinander, und die kleine Königin drängte mit ungestümer Kraft ins Freie. Wieder ein ausgezeichnetes Omen!
    Zwei der Mädchen beugten sich vor. Ich merkte, wie Alessan den Atem anhielt, aber seltsamerweise hegte ich nicht den geringsten Zweifel daran, wen die kleine Königin wählen würde. Entschlossen und mit großer Behendigkeit steuerte der feuchte goldene Winzling geradewegs auf Oklina zu. Ich merkte nicht, daß ich mich eng an Alessan schmiegte, aber ich spürte seinen Arm auf meinen Schultern, als Oklina sich mit leuchtenden Augen aufrichtete. Ihr Blick wanderte instinktiv zu B'lerion.
    »Sie heißt Hannath!« rief sie. In ihrer Stimme schwangen Staunen und Jubel mit, und ihr Gesicht strahlte. So schön hatte ich sie noch nie gesehen.
    »Sie wußte, daß Oklina es schaffen würde!« murmelte Alessan mit gebrochener Stimme, während er seine Schwester beobachtete. »Sie wußte es!« Mir war klar, daß er von Moreta sprach. Sein Arm hielt mich so fest, daß ich kaum noch atmen konnte. Ich spürte den Schmerz in seinem Innern, das harte Schlagen seines Herzens. Dann entrang sich seiner Brust ein Schluchzen, und er barg das Gesicht an meiner Schulter. Einen Moment lang standen wir engumschlungen da, dann trat Alessan einen Schritt zur Seite und starrte auf den Sand der Brutstätte hinaus. Ich weiß, daß er nichts sah, denn er rührte sich nicht, als Oklina und B'lerion zu uns herauf schauten. Ich gab den beiden durch ein Zeichen zu verstehen, daß wir nachkommen würden.
    Die Stille in der Felsenhöhle war vollkommen, als sich die Ränge geleert hatten. Selbst das aufgeregte Geschrei im Weyrkessel drang nur gedämpft durch die dicken Wände.
    Schließlich hob Alessan den Kopf und ließ seine Blicke über die Tribüne der gegenüberliegenden Seite schweifen. Eine Veränderung schien in ihm vorgegangen zu sein, aber sie war so vage, daß ich sie nicht zu fassen bekam. Es war, als habe sich die Erstarrung in seinem Innern gelöst - in dem Moment, da Oklina die kleine Drachenkönigin für sich gewonnen hatte.
    Endete seine Trauer da, wo für sie ein neues Leben begann?
    Und würde er es schaffen, ebenfalls ein neues Leben zu beginnen?
    »Dort drüben traf ich sie, als ich ihr Festgewand zurückbrachte.« Ich mußte mich anstrengen, um seine Worte zu verstehen. »Sie schenkte mir Hoffnung, verstehst
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