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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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Moreta ihr keine Bilder mehr vom Landeplatz übermitteln konnte. Und so blieben sie in der eiskalten Zwischenwelt gefangen.«
    Später, als Meister Tirone eine Ballade über Moretas mutigen Ritt zu schreiben begann, bedrängten ihn die Weyrführer, Orlith und nicht Holth als Königin zu nennen. Die Wahrheit, so befürchteten sie, könnte zuviel Schaden anrichten. Auf diese Weise blieb einem Großteil der Bewohner Perns verborgen, was sich in den Tagen nach der Seuche wirklich abgespielt hatte. Und manchmal bedauerte ich, daß ich den wahren Ablauf kannte. Nicht, daß ich Moretas Tapferkeit schmälern wollte - aber es quälte mich, daß ein einziger Fehler solches Leid verursacht hatte.
    Desdra, die mir inzwischen voll vertraute, erklärte auch, wie es die Drachenreiter geschafft hatten, den Impfstoff rechtzeitig in ganz Pern zu verteilen: Ihre Tiere konnten nicht nur von Ort zu Ort, sondern auch von einer Zeit in die andere wechseln -
    ein Talent, von dem nur Eingeweihte wußten. Doch die Zeitverzerrung, die bei solchen Sprüngen auftrat, zehrte an der Substanz von Drachen und Reitern - ein weiterer Faktor, der die Tragödie ausgelöst hatte. Denn nur durch eine Reihe von Zeitsprüngen war es Moreta und Holth gelungen, das Serum in der gesamten Ebene von Keroon zu verteilen. Und dabei hatten sie ihre Kräfte überschätzt.
    Ein Weyr-Gericht befand einstimmig, daß Moreta am Leben geblieben wäre, wenn M'tani sich nicht geweigert hätte, seine Reiter für die Aktion einzusetzen. Ich erfuhr nie, welche Strafe man über den Telgar-Weyr verhängte. Wenn Oklina es wußte, so erwähnte sie es nicht.
    Ich verstand nun vieles besser - aber mein Wissen reichte nicht aus, um Alessan zu helfen. Er kam vierundzwanzig Stunden später zu sich. Ich war gerade ein wenig eingenickt und erwachte, als er sich auf seinem Lager umherzuwälzen begann. Als ich seinen gequälten Blick sah, hatte ich das Gefühl, daß er dem Wahnsinn nahe war.
    »Desdra hat mir ein Schlafmittel verpaßt, nicht wahr?« Ich nickte, und er stieß einen heiseren Fluch aus. »Es hilft nicht.
    Nichts hilft mehr. Wißt ihr inzwischen, was geschehen ist?«
    Also schilderte ich ihm die Ereignisse. Ich versuchte leise und ruhig zu sprechen, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. Der Schmerz, der von Alessan ausging, war greifbar, rollte wie eine schwere Woge über mich hinweg. Als ich schwieg, starrte er mich mit brennenden Augen an.
    »Leri und Orlith sind noch am Leben?« Das klang wie eine Anschuldigung.
    »Die Eier! Orlith bleibt, bis sie ausgebrütet sind, und Leri betreut sie.«
    »Tapfere Leri! Brave Orlith!«
    Sein Hohn ließ mich zusammenzucken, aber sein starrer Körper und die geballten Fäuste verrieten mir, welcher Kampf in seinem Innern tobte. »Drachen und Reiter haben manche Vorteile, die unsereinem versagt bleiben. Warum mußte mein Vater mich zurückhalten, als ich damals bei der Suche auserwählt wurde? Mein Leben hätte ganz anders verlaufen können ...« Er wandte sich ab und starrte aus dem Fenster.
    Dann, als sein Blick auf die Grabhügel fiel, drehte er sich mit einem Ruck um und schloß die Augen.
    »Du hast also meinen Schlaf bewacht, Rill. Und solange ich wach bin, wird mir vermutlich ein anderer Schutzengel auf Schritt und Tritt folgen, um zu verhindern, daß ich aus einem Leben gehe, das keinen Sinn mehr für mich hat ...«
    In diesem Moment brach mein eigener Kummer durch. Ich war nicht mehr die vernünftige, pflichtbewußte Älteste der Fort-Horde, sondern Surianas Freundin, die neue
    Wirtschafterin auf Ruatha - und eine Frau, die Alessan weit mehr schätzte, als sie es sich eingestand. Jeder Kummer läßt sich ertragen. Die Zeit heilt die tiefsten Wunden des Herzens -
    aber um diese Zeit mußte ich kämpfen.
    »Selbst wenn Sie nicht mehr leben wollen, Alessan - Sie sind Erb-Baron von Ruatha und dürfen nicht sterben!«
    »Ruatha ist nicht mehr Grund genug für mich, am Leben zu bleiben«, entgegnete er bitter. »Es hat schon einmal versucht, mich umzubringen.«
    »Und Sie haben gekämpft und das Steuer herumgerissen!
    Keiner außer Ihnen hätte das geschafft. Sie haben sich Würde und Ehre errungen.«
    »Was zählen Würde und Ehre da draußen?« Er deutete, ohne sich umzudrehen, zu den Erdhügeln vor dem Fenster.
    »Noch atmen Sie, und Sie sind ein Ruatha!« Ich hatte mit Schärfe gesprochen. Vielleicht konnte ich ihn auf diese Weise aufrütteln und von dem Kurs abbringen, den er eingeschlagen hatte. Aber Pflicht, Ehre und Tradition
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