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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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auf.
    »Du bekommst einen kurzen Aufschub, Nerilka!« flüsterte er mir zu. »Aber denk daran - wir haben einen Vertrag geschlossen, und wir werden ihn erfüllen. Ich sehne mich nach diesem Becher!«
    Tuero trat ein. Als er sah, daß Alessan wach war und mit mir sprach, zeichnete sich auf seinen Zügen Erleichterung ab.
    »Brauchen Sie etwas, Alessan?« erkundigte er sich.
    »Meine Kleider.« Alessan streckte die Hand aus. Ich holte frische Sachen aus dem Schrank, und Tuero reichte ihm seine Stiefel. Er kleidete sich rasch an und verließ mit uns den Raum.
    Mehr noch als sein Erscheinen löste sein Verhalten bei den Anwesenden im Großen Saal Befremden aus. Er schickte nach Deefer, ließ Dag holen und wollte wissen, wo sich Oklina befand. Als seine Schwester zusammen mit Desdra den Saal betrat, erkundigte er sich mit keiner Silbe, weshalb die Heilerin ihre Abreise verschoben hatte. Aber er wich zurück, als Oklina ihn umarmen wollte, und forderte Tuero und mich scharf auf, mit den anderen in sein Büro zu kommen. Dort erläuterte er mit beherrschter, tonloser Stimme, wie er sich den Wiederaufbau von Ruatha vorstellte, und er bat uns, unverzüglich alles Notwendige in die Wege zu leiten.
    Alle waren erleichtert, daß er sich so vehement in die Arbeit stürzte. Außer mir schien niemand zu bemerken, daß er Ruathas Angelegenheiten ordnete, um für immer Abschied zu nehmen. Er packte mit an, wo es nötig war, und saß abends stundenlang mit Tuero zusammen, um Verwaltungsdinge zu erledigen. Trommelbotschaften wurden ausgesandt, und berittene Boten beförderten versiegelte Briefe. Einige der Nachrichten bekam ich mit. Alessan suchte nach Zuchtstuten für seine Hengste und forderte besitzlose Familien mit gutem Leumund auf, sich bei ihm als Pächter zu melden. Er schickte Leute zu Fuß und zu Pferde aus, um einen Überblick zu gewinnen, wie viele verlassene Höfe es gab, welche Herden überlebt hatten und welche Äcker bereits bestellt waren.
    Die Betriebsamkeit wurde überschattet von Alessans düsterem Ernst. Als wir das Serum herstellten, hatten wir härter geschuftet, aber damals hatte Freude und Hoffnung unsere Arbeit beflügelt. Nun schien Alessan uns alle mit seiner Kälte angesteckt zu haben. Nicht einmal die Tatsache, daß die Spuren der Seuche nach und nach verschwanden und Ruatha in neuem Glanz erstrahlte, vermochte Begeisterung in uns zu wecken. Oklina pflanzte Frühlingsblumen rund um die Burg, in der Hoffnung, uns ein wenig aufzuheitern, aber viele davon verwelkten, als könnten auch sie in der frostigen Atmosphäre nicht überleben. Ich machte mir ständig Vorwürfe, daß ich die Schuld an Alessans schrecklicher Veränderung trug, weil ich nicht mit allen Mitteln versucht hatte, ihn von seinen Selbstmordplänen abzubringen.
    Zehn Tage nach Moretas Tod saßen wir gerade schweigend beim Abendessen, als Alessan sich feierlich erhob und ein zusammengerolltes Pergament aus seinem Gürtel zog.
    »Baron Tolocamp hat hiermit seine Zustimmung erteilt, daß ich seine Tochter Lady Nerilka zur Gemahlin nehme«, verkündete er in seiner schroffen, unbewegten Art.
    Sehr viel später entdeckte ich im hintersten Winkel einer Truhe das Schreiben, das mein Vater an Baron Alessan abgeschickt hatte. Es lautete: »Wenn Sie auf Ruatha weilt -
    bitte, machen Sie mit ihr, was Sie wollen. Sie ist nicht mehr meine Tochter.« Alessan hätte meine Gefühle nicht schonen müssen. Aber seine Reaktion bewies, daß sich hinter der erstarrten Fassade ein weicher, mitfühlender Kern verbarg.
    An jenem Abend machte sich ein verblüfftes Raunen in der Tischrunde breit, aber niemand achtete auf mich, nicht einmal Tuero. Desdra war fünf Tage zuvor in die Heiler-Halle heimgekehrt.
    »Lady Nerilka?« fragte Oklina zaghaft und starrte ihren Bruder aus großen Augen an.
    »Ruatha braucht einen Erben«, entgegnete Alessan und setzte trocken hinzu: »Rill versteht diese Notwendigkeit.«
    Alle Blicke wandten sich mir zu. Ich wagte kaum, von meinem Teller aufzuschauen.
    »Jetzt weiß ich endlich, woher ich Sie kenne!« rief Tuero. Er lächelte, das erste Lächeln auf Ruatha seit zehn Tagen. »Lady Nerilka!« Er stand auf und verneigte sich tief vor mir. Den anderen schien der Atem zu stocken.
    Oklina sah mich einen Moment lang verwirrt an, dann sprang sie auf, lief um den Tisch herum und schloß mich in die Arme.
    »O, Rill - du bist wirklich Nerilka von Fort?« Es gelang ihr nicht, die Tränen zurückzuhalten.
    »Baron Tolocamp hat sein
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