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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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schimmerten in den Augen des Bronzereiters, und dann schlang Oklina die Arme um den Hals ihres Bruders und begann heftig zu schluchzen. Alessan machte sich schweigend von ihr frei und schob sie auf B'lerion zu. Seine Miene wirkte versteinert, als der Bronzereiter Oklina wegführte. Ich wußte, wie schwer Alessan diese Trennung fiel, und ich senkte den Kopf, weil ich seine Verzweiflung nicht mitansehen konnte.
    M'barak hatte geschwollene Augen, als er uns abholte, und mir stockte der Atem, denn ich kannte den Grund für seine Trauer. Dann aber nahm ich mir ein Beispiel an Alessans Haltung. Man mußte das Unvermeidliche akzeptieren.
    Eine Gegenüberstellung sollte ein freudiges Ereignis sein, denn an diesem Tage fanden sich junge Menschen und junge Drachen zu einer Partnerschaft, die erst mit dem Tode wieder endete. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, daß dieses Mal auch nur ein Funken von Freude aufkommen würde. Und die Ankunft im Fort-Weyr bestätigte meine schlimmsten Befürchtungen. Die Reiter hatten geweint, und die Haut der Drachen war grau verfärbt. Die Gäste wirkten ernst und still, obwohl nicht alle wußten, daß Leri und Orlith im
    Morgengrauen für immer ins Dazwischen gegangen waren.
    Trotz der Besucherscharen, die ein buntes festliches Bild boten, hörten wir kaum Gespräche, als wir durch den Weyrkessel zur Brutstätte gingen. Ich hoffte, daß sich die düstere Stimmung nicht auf die frisch geschlüpften Drachen übertragen würde. Nur keinen weiteren Fehlschlag, dachte ich, das wäre zuviel für mich!
    So klammerte ich mich an das Wissen, daß ich noch einen Monat in Alessans Gesellschaft verbringen durfte, wenn wir diesen schrecklichen Tag überstanden. Ich mußte mir positive Dinge vorstellen. Meine Ehre und meine Würde standen auf dem Spiel. Ich sagte mir vor, daß ich jetzt Herrin auf Ruatha war, einer der ältesten Burgen von Pern, und daß Alessans Schwester eine Kandidatin für das Königin-Ei war. Ich hatte das Recht, heute stolz zu sein. So stand ich hoch aufgerichtet neben Alessan und hoffte aus ganzem Herzen, daß er durchhalten würde.
    Er war blaß, wie ich mit einem raschen Seitenblick feststellte, aber der Stolz gab auch ihm Kraft. Als wir die Brutstätte betraten, reichte er mir den Arm. Ich war froh darüber, denn es fiel mir schwer, meine Würde beizubehalten, als der heiße Sand durch die dünnen Sohlen meiner Schuhe brannte. Alessan führte mich zu den oberen Rängen auf der linken Seite der Brutstätte. Sobald wir Platz genommen hatten, richtete er den Blick unverwandt auf die Eier, ganz besonders auf das Königin-Ei, das etwas abgesondert in einer Kuhle lag.
    Da ich weder das Gelege noch Alessan ansehen konnte, ließ ich meine Blicke in der Brutstätte umherschweifen.
    Meisterheiler Capiam putzte sich gerade geräuschvoll die Nase. In seiner Begleitung befand sich Desdra, die stolz die Zeichen der eben erworbenen Meisterwürde trug. Angeblich wollte sie nicht in ihre eigene Gildehalle zurückkehren, wie es ursprünglich vereinbart gewesen war, sondern bei Meister Capiam bleiben. Ich glaubte, den Grund für diesen Entschluß zu kennen ...
    Jetzt traf Tirone ein, wie immer von seiner Harfner-Schar umgeben. Dicht hinter ihnen betraten Baron Tolocamp und Anella die Brutstätte. Meine Stiefmutter hatte sich so herausgeputzt, daß der Tand ihr schmächtiges Figürchen zu erdrücken schien. Als sie mich bemerkte, wandte sie sich mit einem Ruck ab und zerrte meinen Vater auf die andere Seite der Tribüne - wohl um sich von mir und Alessan zu distanzieren.
    Die Ränge füllten sich. Weyrführer und Weyrherrinnen nahmen Platz, Barone und ihre Gemahlinnen, Handwerks-und Herdenmeister ... Ich sah, daß Falga humpelte, als sie den Sand überquerte. Ratoshigan kam allein wie immer. Mir wurde erstmals bewußt, daß ich durch meine Eheschließung mit Alessan zur Elite von Pern gehörte. Aber was bedeutete das schon? Von Telgar waren nur wenige Besucher gekommen; viele dagegen trugen das Abzeichen von Keroon.
    Dann hörte ich das Summen der Drachen. Es begann leise und schwoll an, bis der Felsengrund der Brutstätte mitschwang.
    Der Chor vermittelte Melancholie, aber auch freudige Erwartung. Sh'gall selbst geleitete die Kandidatinnen herein. Er scheuchte die Jungen ungeduldig zu einem Halbkreis und brachte dann die vier Mädchen zum Königin-Ei. Das Summen steigerte sich zu einem hellen Willkommensschrei. Eines der Eier begann zu schaukeln, dann noch eines. Mein Herz schlug schneller. O
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