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Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Pern 08 - Nerilkas Abenteuer

Titel: Pern 08 - Nerilkas Abenteuer
Autoren: Anne McCaffrey
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leergetrunken, und es war eine Gnade für ihn wie für uns, daß der Fellis-Saft sofort wirkte.
    Sie trugen ihn in sein Schlafzimmer, und ich erklärte mich bereit, an seiner Seite zu wachen, obwohl Desdra mir versicherte, daß er bis zum nächsten Tag durchschlafen würde.
    »Was können wir für ihn tun, Desdra?« fragte ich, immer noch erschüttert von seinem Leid. Unwillkürlich liefen mir Tränen über die Wangen.
    »Meine liebe Lady Nerilka, wenn ich darauf eine Antwort wüßte, wäre ich dem Meisterheiler überlegen.« Sie schüttelte langsam den Kopf und drückte damit die Hilflosigkeit aus, die auch ich empfand. »Es kommt ganz darauf an, ob er unseren Beistand annimmt. Wie grausam dieser neue Verlust ist - wie grausam und sinnlos!«
    Wir zogen ihn aus und breiteten die Felldecke über ihn. Er sah um Jahre gealtert aus. Die Augen waren tief in die Höhlen gesunken, die Lippen zusammengepreßt. Seine Züge wirkten wächsern. Desdra fühlte seinen Puls und nickte erleichtert.
    Dann setzte sie sich auf die Bettkante und stützte den Kopf müde gegen einen der Pfosten.
    »Er hat Moreta geliebt?« fragte ich.
    »Es geschah, als wir damals die Nadeldornen sammelten.
    Was war das für ein herrlicher Tag!« Sie seufzte, und der Hauch eines Lächelns huschte über ihre sonst so strengen Züge. »Wenigstens dieses Glück konnten sie genießen. Und, so hart und bitter das im Moment klingen mag - für den Fortbestand von Ruatha ist dieses Unglück vielleicht ein Segen.«
    »Weil Alessan Nachkommen braucht?« Noch nie in der Geschichte von Pern war eine Weyrherrin die Gemahlin eines Erb-Barons geworden; den umgekehrten Fall gab es häufiger.
    Außerdem hatte Moreta ein Alter erreicht, in dem sie nicht mehr ohne Risiko gebären konnte. Nun, Alessan hätte eine zweite Frau nehmen können. Zur Sicherung der Erbfolge konnte ein Burgherr in seinem Herrschaftsbereich sogar eigene Gesetze erlassen. Diesen Grundsatz hatte man den Fort-Töchtern von frühester Jugend an eingeprägt.
    »Oklinas Kinder sollten hier aufwachsen«, meinte Desdra.
    »Aber das würde niemals reichen - bei all den Verlusten, die Ruatha erlitt!«
    »Sie müssen ihm Ihre wahre Herkunft verraten, Lady Nerilka!«
    Ich schüttelte den Kopf, noch während sich der Gedanke in meinem Gehirn festsetzte, dieser aussichtslose, völlig unmögliche Gedanke. Er brauchte eine Frau, die schön und anziehend war, klug und charmant - eine Frau, die ihn vergessen ließ, was er durchgemacht hatte.
    Desdra erhob sich und sagte, sie wolle dafür sorgen, daß man mir etwas zu essen brächte. Ich war zu erschöpft, um zu entgegnen, daß ich wahrscheinlich keinen Bissen
    hinunterbrächte.

KAPITEL X
    24.3.43-23.4.43
     
    Ich weiß nicht mehr genau, wie wir die nächsten Tage durchstanden. B'lerion kümmerte sich um Oklina. Es zeigte sich immer deutlicher, daß ihre Zukunft dem Weyr gehörte. Sie hatte das Entsetzen der Drachen gespürt - ein seltenes Talent, wenn jemand weder Drachenreiter war noch zur Gemeinschaft des Weyrs gehörte. Daß Alessan auf telepathischem Wege Kunde von Moretas Tod erhielt, blieb allen bis auf Desdra und Oklina ein Rätsel. Ich reimte mir die Geschichte nach und nach zusammen, unterstützt von einer wachsenden Intuition in allen Angelegenheiten, die Alessan betrafen.
    Die Drachenreiter und ein Großteil der Weyrbewohner hatten das tragische Ende von Moreta und Holth unmittelbar miterlebt. Später erfuhren wir von B'lerion, daß die Disziplin und die Gesetze der Weyr verschärft worden waren, um in Zukunft ähnliche Katastrophen zu vermeiden.
    Es hatte damit begonnen, daß verwundete Reiter ihre Drachen baten, mit einem unverletzten Ersatzmann zu fliegen, um die Geschwaderstärke während des Sporenkampfes nicht zu vermindern. Zwar besaß jeder Drache seine ganz speziellen Fluggewohnheiten, die nur sein Partner kannte und verstand, aber im Prinzip konnte jeder Reiter mit jedem Drachen fliegen.
    Leri traf keine Schuld, daß sie diese Gepflogenheit mitgemacht und Moreta ihre Königin in dieser besonderen Notlage überlassen hatte. Aber erschöpfte Reiter und Drachen begingen Fehler, und an jenem Spätnachmittag waren Moreta und Holth über die Grenzen ihrer Kräfte hinausgegangen. Mir fiel ein, daß Holth damals dicht über dem Außenwall von Ruatha ins Dazwischen gegangen war.
    »Genau«, bestätigte B'lerion mit leiser Stimme. »Holth besaß nicht mehr die nötige Sprungkraft in den Hinterbeinen.
    Vermutlich wechselte sie so rasch ins Dazwischen, daß
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