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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln
Autoren: Anne McCaffrey
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unterdrückte gewaltsam die Hoffnung, die in ihm aufzukeimen begann. Aber Meister Shonagar log ihn sicher nicht an – und schon gar nicht, um ihn nur vorübergehend zu trösten.
    Sie zuckten beide zusammen, als sie Tilgins Solo hörten. Ein rascher Blick zeigte Piemur, daß Shonagar schmerzlich das Gesicht verzog.
    »An deiner Stelle würde ich mich jetzt nicht in Meister Domicks Nähe blicken lassen«, meinte Shonagar.
    Trotz seines Kummers mußte Piemur lachen. Ihm war klar, daß der brillante, aber reizbare Komponist auf den Gedanken verfallen könnte, er habe sich den Stimmbruch absichtlich 14
    zugelegt, um andere Leute zu ärgern.
    Meister Shonagar seufzte abgrundtief.
    »Hättest du wirklich nicht noch ein paar Wochen warten können, Piemur?«
    Das klang wehmütig und resigniert zugleich.
    »Tilgin wird Tag und Nacht arbeiten müssen, wenn er die Gilde nicht blamieren will. Aber wehe, du sagst das weiter, junger Freund!«
    Piemur setzte eine Unschuldsmiene auf, und Shonagar drohte ihm finster.
    »Verschwinde jetzt!«
    Gehorsam drehte sich Piemur um, aber auf der Schwelle blieb er wie angewurzelt stehen.
    »Sie – Sie meinen – im Moment, oder?«
    »Im Moment? Ja, was denn sonst? Glaubst du, ich möchte dich noch heute nachmittag hier herumhängen sehen?«
    »Ich meine – werden Sie mich überhaupt noch brauchen?«
    fragte Piemur unsicher.
    Wenn er nicht mehr singen konnte, würde Meister Shonagar wohl einem anderen Lehrling die Aufgaben zuweisen, die er in den vergangenen Planetenumläufen für ihn erledigt hatte.
    Piemur verlor nur ungern das Privileg, direkt einem Meister unterstellt zu sein. Und er hatte die Botengänge und sonstigen Arbeiten nicht aus reinem Pflicht gefühl erledigt, sondern weil er Shonagar ehrlich mochte. Er liebte die blumige Sprache und den grimmigen Humor des Meisters, und es gefiel ihm, daß dieser Koloß von einem Mann sich keine Sekunde lang von ihm hatte täuschen und hintergehen lassen.
    »Im Moment – ja!«
    Und in seiner ausdrucksstarken Stimme schwang Bedauern mit, ein Bedauern, das Piemur den Abschied ein wenig leichter machte.
    »Aber ganz sicher nicht für immer!«
    Das klang schon wieder, als sei er nicht eben begeistert, 15
    seinen schwierigen Lehrling auch in Zukunft sehen zu müssen.
    »Wie könnten wir einander entrinnen, wenn wir beide in der engen Harfner-Halle eingepfercht sind?«
    Obwohl Piemur genau wußte, daß Meister Shonagar seine Räume selten verließ, fühlte er sich sehr beruhigt. Er wandte sich zum Gehen und kehrte noch einmal zögernd um.
    »Äh – brauchen Sie heute nachmittag etwas von mir?«
    »Du wirst vielleicht nicht abkömmlich sein«, meinte Shonagar mit ausdrucksloser Miene und Stimme.
    »Aber, Meister, wer wird Ihnen dann zur Hand gehen?«
    Und wieder kippte Piemurs Stimme um.
    »Sie wissen, wie sehr Sie nach dem Mittagessen immer beschäftigt sind …«
    »Wenn du damit fragen willst, ob Tilgin dein Nachfolger sein wird …« Spott funkelte in den Augen des Meisters.
    »Nun, in diesem Punkt kann ich dich beruhigen. Ich werde zwar beträchtliche Zeit aufwenden müssen, um Tilgins Stimme und Musikalität zu verbessern, aber daß er mir hier herumlungert und …«
    Die dicken Hände hoben sich abwehrend.
    »Verschwinde jetzt! Über dieses Problem muß ich gründlich nachdenken. Obwohl es sicher Dutzende von Lehrlingen gäbe, die meine bescheidenen Wünsche erfüllen könnten …«
    Piemur warf ihm einen gekränkten Blick zu und merkte, daß Meister Shonagar krampfhaft blinzelte. Ihm fiel der Abschied nicht leichter als seinem Lehrling.
    »Ganz sicher …«
    Piemur versuchte, einen leichten Ton anzuschlagen, aber er schaffte es nicht. Wenn Meister Shonagar nur dieses einzige Mal …
    »Geh jetzt, mein Junge! Und du weißt, wo du mich findest, wenn du etwas brauchst.«
    Diesmal war der Abschied endgültig, denn der Meister stützte das Kinn in die breite Handfläche und schloß die Augen, als sei 16
    er völlig erschöpft.
    Rasch verließ Piemur den Raum. Er blinzelte, als er aus dem Halbdunkel ins helle Sonnenlicht trat. Vor der untersten Treppenstufe blieb er stehen.
    Er hatte das Gefühl, daß seine Beziehung zu Meister Shonagar endgültig abbrach, wenn er diesen letzten Schritt tat. Etwas schnürte ihm die Kehle zusammen. Er schluckte, aber der Knoten blieb. Seine Augen waren feucht. Er biß die Zähne zusammen, stemmte die Fäuste in die Hüften und kämpfte dagegen an, einfach loszuflennen.
    Meister Robinton wollte ihm seine neuen
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