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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln
Autoren: Anne McCaffrey
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Aufgaben zuteilen?
    Das hieß, daß die Meister bereits mit seinem Stimmwechsel gerechnet hatten.
    Sicher, man würde ihn nicht von heute auf morgen aus der Harfnergilde verstoßen und zurück zu seinem Vater schicken, wo das langweilige Leben eines Hirten und Bauern auf ihn wartete – und das nur, weil er seinen Sopran verloren hatte!
    Nein, das nicht, aber man hatte ihn nun mal seiner klaren Stimme wegen zu den Harfnern geholt. Andere Talente besaß er kaum. Talmor behauptete, seine Gitarren-und Harfenbeglei-tung sei brauchbar, solange die anderen laut genug sangen, um sie zu übertönen. Die Trommeln und Pfeifen, die er unter Meister Jerints Aufsicht hergestellt hatte, waren nicht schlecht, aber auch nicht gut genug, daß er sie beispielsweise auf Festen verhökern konnte.
    Wenn er sich anstrengte, kopierte er ganz ordentlich die alten Schriften, aber er sah nicht ein, warum er stundenlang mit verkrampften Fingern und Schultern dasitzen und etwas schreiben sollte, was andere in der Hälfte der Zeit viel schöner fertigbrachten. Spaß machte ihm die Sache nur, wenn er seine eigenen Schriftzüge erfinden durfte. Und das durfte er nicht.
    Nicht, wenn ihm Meister Arnor über die Schulter schaute und etwas von vergeudeter Tinte und kostbaren Pergamenten murmelte.
     
    17
    Piemur seufzte tief. Das einzige, was er echt konnte, war Singen, und damit schien es im Moment vorbei.
    Im Moment?
    Oder für immer?
    Alles, nur das nicht!
    Abwehrend streckte er die Hände aus und ballte sie erneut zu Fäusten. Er würde wieder singen, wenn sich seine neue Stimmlage gefestigt hatte. Er hatte bei Meister Shonagar eine Menge über Atemtechnik, Phrasieren und Ausdruck gelernt…
    wenn er aber als Erwachsener keine gute Stimme hatte? Auf Mittelmäßigkeit würde er verzichten. Das war er seinem Ruf schuldig. Lieber nie mehr den Mund aufmachen als …
    Tilgin verpatzte wieder eine Strophe. Grinsend hörte Piemur zu, wie er noch einmal von vorne anfing. Wenigstens dem Chor würde er fehlen! Er konnte die schwierigste Passage vom Blatt singen, ohne einen Taktschlag auszulassen oder eine Pause zu machen. Selbst die reich ausgeschmückten Diskant-Rollen, die Meister Domick mit Vorliebe komponierte! Ja, Piemur würde dem Chor fehlen!
    Dieses Wissen gab ihm Kraft, und er betrat den Hof. Die Daumen lässig in den Gürtel gehakt, schlenderte er auf den Haupteingang der Harfnerhalle zu. Gleich darauf schalt er sich.
    Ein einfacher Lehrling, der eben seine Sonderstellung bei einem geliebten Meister verloren hatte, besaß kaum Grund zur Lässigkeit, wenn er den ranghöchsten Harfner von Pern aufsuchte.
    Piemur blinzelte ins Licht und beobachtete die Feuer-Echsen, die sich auf dem gegenüberliegenden Dach sonnten. Zair, Robintons Bronze-Echse, befand sich nicht bei Menollys Schar. Also war der Meister noch nicht wach. Ihm fiel ein, daß er spät in der Nacht den klaren Bariton von Robinton gehört hatte und daß bald darauf ein Drache vom Hof aus gestartet war. Im Moment verbrachte der Harfner mehr Zeit auf den Weyrn und Burgen als in der Gildehalle.
     
    18
    »Piemur?«
    Erschrocken schaute er auf. Menolly stand am oberen Treppenabsatz. Sie hatte leise gesprochen, und ein Blick auf ihre Züge verriet ihm, daß sie wußte, was mit ihm los war.
    »Es war wirklich nicht zu überhören«, fuhr sie mit der gle ichen sanften Stimme fort.
    Piemur wußte nicht, ob er sich über ihr Mitgefühl ärgern oder freuen sollte. Menolly verstand ihn sicher besser als alle anderen. Sie hatte selbst erfahren, was es bedeutete, ohne Musik leben zu müssen.
    »Ist das Tilgin?«
    »Ja – und die Schuld an der Katastrophe trage ich!«
    »So?«
    Menolly starrte ihn verblüfft an.
    »Warum mußte ich ausgerechnet jetzt meinen Stimmbruch bekommen?«
    »Tja – warum wohl? Ich bin überzeugt, du hast es nur getan, um Meister Domick zu ärgern!«
    Menolly grinste ihn an. Sie hatten beide Bekanntschaft mit Domicks aufbrausendem Temperament gemacht.
    Piemur trat neben Menolly und erlebte den zweiten Schock des Tages: Er befand sich beinahe in Augenhöhe mit ihr – und die Harfnerin war groß für ein Mädchen! Sie streckte die Hand aus und fuhr ihm übers Haar. Als er ärgerlich zurückwich, lachte sie nur.
    »Nun komm schon, Meister Robinton möchte dich sprechen!«
    »Warum? Was soll ich denn jetzt anfangen? Weißt du das?«
    »Vielleicht, aber ich darf es dir nicht verraten«, erklärte sie und ging mit langen Schritten voraus. Er hatte Mühe, ihr zu folgen.
    »Menolly,
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