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Pern 05 - Drachentrommeln

Pern 05 - Drachentrommeln

Titel: Pern 05 - Drachentrommeln
Autoren: Anne McCaffrey
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und für die neun Echsen gesorgt, zu denen sie unbeabsichtigt eine telepathische Bindung hergestellt hatte, als sie damals das Gelege rettete.
    Wenn er nur nicht so an die Gildehalle gebunden wäre!
    dachte Piemur mit einem Seufzer.
    Wenn er nur die Möglichkeit hätte, die Strände abzusuchen und selbst ein Gelege zu entdecken …
    Natürlich mußte er als Lehrling so einen Fund dem Gildemeister abliefern, aber Robinton würde ihm zur Belohnung ganz sicher eines der Eier überlassen.
    Das laute Gezeter einer Feuer-Echse ließ ihn hochfahren, und er blinzelte erschrocken. Sonnenlicht strömte über die Außen-fassade der Harfnerhalle, die ein großes Viereck um einen weitgedehnten Innenhof bildete. Er war wieder eingeschlafen.
    Wenn Rocky so laut schrie, dann kam er sicher zu spät zum Füttern. Mit raschen Bewegungen warf er seine Kleider über, nahm die Stiefel in eine Hand und rannte die Treppe hinunter in den Hof, eben als die hungrige braune Echse ein zweites Mal vorwurfsvoll nach ihm rief.
     
    9
    Als Piemur sah, daß Camo eben erst aus der Küche geschlurft kam, eine Schüssel mit Fleischabfällen fest an sich gepreßt, atmete er erleichtert auf. Er hatte es noch einmal geschafft!
    Eilig schlüpfte er in die Stiefel und stopfte die Schnürriemen, um Zeit zu sparen, einfach nach innen. So rannte er stolpernd weiter und stieß fast mit Menolly zusammen, die eben die Stufen des Hauptgebäudes herunterkam. Rocky, Spiegel und Faulpelz umkreisten Piemurs Kopf und schalten ihn mit schrillem Gekeife.
    Piemur warf einen Blick auf Prinzessin. Menolly hatte ihm erklärt, daß sich der Goldschimmer einer Echsenkönigin vertiefte, wenn sie kurz vor der Paarung stand. Die Kleine landete auf Menollys Schulter, aber sie hatte die gleiche Farbe wie immer.
    »Camo kleine Drachen füttern?«
    Der Küchenhelfer strahlte, als Menolly und Piemur ihn erreichten.
    »Camo kleine Drachen füttern!« bestätigten Piemur und Menolly gleichzeitig und holten lachend ein paar Fleischbrocken aus der großen Schüssel. Rocky und Spiegel setzten sich wie gewohnt auf Piemurs Schultern, während Faulpelz gar nicht so faul wie sonst auf seinen linken Arm flatterte.
    Sobald die Echsen fraßen, warf Piemur Menolly einen fo rschenden Blick zu.
    Ob sie die Trommel-Botschaft gehört hatte?
    Sie sah so aus, als sei sie schon eine ganze Weile wach, und sie wirkte ein wenig geistesabwesend. Nun ja, vielleicht schrieb sie gerade an einer neuen Ballade – obwohl das bestimmt nicht ihre einzige Aufgabe in der Harfnerhalle war.
    Kaum hatte sie die Echsen gefüttert, da kam Leben in die Halle. Silvina und Abuna scheuchten die Küchenmägde umher, die das Frühstück richteten; in den Schlafsälen hörte man lautes Rufen; und in den Räumen der Gesellen wurden die Fensterläden zum Lüften aufgestoßen.
     
    10
    Die Echsen flatterten auf das sonnenbeschienene Dach, und Menolly, Piemur und Camo trennten sich: Camo trottete nach einem sanften Schubs von Menolly in die Küche zurück, während die Harfnerin und Piemur auf den Speisesaal zugin-gen.
    Piemurs erste Stunde an diesem Morgen war Gesang. Um diese Zeit des Jahres probten sie voller Eifer für das große Frühlingsfest von Baron Groghe. Meister Domick hatte erstmals mit Menolly zusammengearbeitet, und seine Ballade über Lessa und die Drachenkönigin Ramoth wirkte leicht und schwungvoll wie nie zuvor.
    Piemur sollte den Part der Lessa singen. Zum erstenmal machte es ihm nichts aus, daß er eine »Weiberstimme«
    übernehmen mußte. Im Gegenteil, er wartete angespannt auf seinen Einsatz. Der Moment kam, der Chor schwieg, er machte den Mund auf – und brachte keinen Ton hervor.
    »Wach auf, Piemur!« knurrte Meister Domick und klopfte mit seinem Taktstock verärgert auf das Notenpult. Er wandte sich an den Chor.
    »Wir wiederholen die letzten Takte von Piemurs Einsatz –
    falls du jetzt fertig bist, mein Freund!«
    Im allgemeinen schüttelte Piemur Meister Domicks beißenden Spott ab, aber da er diesmal wirklich aufgepaßt hatte, errötete er unsicher. Er holte tief Luft und summte mit ge-schlossenem Mund, während der Chor die letzten Takte wiederholte. Von Heiserkeit keine Spur – eine Erkältung war also kaum im Anzug.
    Wieder kam sein Einsatz, und er öffnete den Mund. Der Ton, den er sang, schwankte eine ganze Oktave herauf und herunter, und es war eine Oktave, die nirgends in seinem Notenblatt verzeichnet stand.
    Mit einem Mal herrschte vollkommene Stille. Meister Domick sah Piemur stirnrunzelnd
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