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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger
Autoren: Anne McCaffrey
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einen gewissen Druck auf dich ausgeübt, um dich in die Harfnergilde zu holen. Das war nicht fair, ich weiß, aber du gehörst einfach hierher.«
    Sein Zeigefinger stach auf die Tischplatte und deutete dann hinaus zum Hof.
    »Erstens«, fuhr er nach einem Schluck Klah fort, »müssen wir herausbringen, welche Grundkenntnisse unseres Hand werks dir Petiron beigebracht hat und was du noch brauchst, um deine 32
    Fertigkeiten zu vervollkommnen. Außerdem …« – er deutete auf ihre linke Hand – »wollen wir versuchen, diese Narbe zu behandeln. Ich habe nämlich die Hoffnung, daß du uns eines Tages die Balladen, die du schreibst, auch vorspielst .«
    Jetzt erst merkte Menolly, daß sie die ganze Zeit geistesabwesend ihre linke Handfläche massiert hatte.
    »Wenn einer das richten kann, dann Meister Oldive.«
    »Silvina sagte, daß ich ihn heute noch aufsuchen sollte.«
    »Wir bringen dich schon wieder so hin, daß du mehr Instrumente spielen kannst als deine Panflöte. Denn Leute, die wie du Balladen komponieren … ach ja, da ist noch etwas, das ich dir erklären wollte …« Er strich sich über den Haaransatz im Nacken, und Menolly hatte den Eindruck, daß er verlegen war.
    »Erklären?«
    »Ja. Siehst du, dieses Lied über die Echsenkönigin, das du im Archivraum eurer Burg zurückgelassen hattest – es war noch nicht ganz fertig …«
    »Stimmt. Ich kam nicht mehr dazu …«
    Menolly traute ihren Ohren kaum. Was mußte der Meisterharfner ihr erklären ! Sie hatte doch nur ein paar Zeilen hingekritzelt, um ihr Erlebnis festzuhalten. Aber schon am Abend zuvor hatte er vo n der Ballade gesprochen, als sei sie allen Harfnern bekannt.
    »Hat Ihnen etwa Harfner Elgion das Zeug geschickt?«
    »Wie sonst hätte ich es bekommen? Und wir konnten dich einfach nicht finden!« Robintons Stimme klang verärgert.
    »Wenn ich daran denke! Da lebt ein junges Mädchen allein in einer Höhle, mit einer verletzten Hand – weil man ihm verboten hat, diese herrliche Ballade fertigzuschreiben … Versteh mich bitte nicht falsch – ich habe das Lied selbst vervollständigt.«
    Er stand auf, wühlte in einem Stapel von Wachstafeln unter dem Fenster, zog eine hervor und reichte sie Menolly. Sie warf gehorsam einen Blick darauf, ohne jedoch die Melodie zu 33
    lesen.
    »Ich benötigte dringend eine Ballade über Feuerechsen, da ich glaube, daß diese kleinen Geschöpfe bald eine viel größere Rolle spielen werden, als wir bisher ahnen.
    Und dieses Lied …« Er deutete mit einer Geste der Anerken-nung auf die Wachstafel. »Dieses Lied war genau das Richtige für mich. Ich mußte lediglich die Begleitung aufpolieren und die Lyrik etwas kompakter gestalten. Du hättest das wahr-scheinlich selbst noch getan, wenn du dazugekommen wärst.
    An der Melodie dagegen habe ich keinen Ton verändert …
    Was ist denn los, Menolly?«
    Menolly hatte ihn ungläubig angestarrt. Ihr wollte nicht in den Kopf, daß er ein albernes Liedchen, das sie ganz nebenbei niedergekritzelt hatte, so sehr lobte. Schuldbewußt senkte sie den Blick auf die Wachstafel.
    »Ich hatte nie Gelegenheit, es zu spielen … ich durfte in der Burg meine eigenen Sachen nicht spielen. Das hatte mir mein Vater verboten. Deshalb … deshalb …«
    »Menolly!«
    Verwirrt über seinen strengen Tonfall, schaute sie auf.
    »Du bist ab jetzt mein Lehrling, und ich verlange, jawohl, ich verlange, daß du jede Melodie, die dir in den Sinn kommt, aufschreibst. Und ich verla nge ferner, daß du sie so oft spielst, bis sie den letzten Schliff hat … Begreifst du mich? Deshalb habe ich dich nämlich hergeholt.« Er wies von neuem auf die Wachstafel. »Das hier war eine herrliche Komposition, noch ehe ich sie in die Finger bekam. Wir brauchen dringend Talente wie dich!
    Was ich anfangs über die Veränderungen sagte, betrifft uns Harfner nämlich mehr als alle anderen Gilden, weil wir die Aufgabe haben, den Wechsel in die Wege zu leiten. Genauso, wie wir mit unseren Balladen das Wissen um die Vergange nheit aufrechterhalten, helfen wir den Leuten, neue Ideen anzunehmen und notwendige Wandlungen zu bejahen. Deshalb 34
    suchen wir Talente wie dich …
    Noch muß ich mich streng an die Grundsätze und Richtlinien unserer Gilde halten – ganz besonders in deinem Fall, der ohnehin nicht in den Rahmen des Gewohnten paßt. Sobald jedoch die Formalitäten überwunden sind, kannst du selbst das Tempo deiner Ausbildung bestimmen. Jedenfalls gehört ihr hierher, Menolly, du und deine singenden
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