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Pern 04 - Drachensinger

Pern 04 - Drachensinger

Titel: Pern 04 - Drachensinger
Autoren: Anne McCaffrey
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Rocky und Taucher stimmten ein, die Schwingen halb gespreizt, damit sie ihre Lungen besser mit Luft füllen konnten. Spiegel und Brownie flatterten von ihrem Fenstersims herunter und sangen ebenfalls mit. Faulpelz mochte sich nicht anstrengen, und die beiden 26
    Tantchen sowie die blaue Echse Onkelchen waren allenfalls mäßige Sänger. Aber sie hielten die Köpfchen schräg und horchten zu; ihre glitzernden Augen kreisten. Die fünf Sänger saßen da, die Kehlen gebläht, die Augen halb geschlossen und völlig konzentriert auf ihren süßen Gesang.
    Sie sind hier glücklich, dachte Menolly erleichtert und begann die Gegenstimme mitzusingen.
    Sie waren bei den letzten beiden Takten des Chors angelangt, als Menolly plötzlich merkte, daß nur sie und die Echsen sangen, während die Stimmen der Lehrlinge verstummt waren.
    Verwirrt schaute sie auf und sah, daß an den Fenstern des Innenhofs ganze Trauben von Neugierigen hingen. Nur in dem Saal, aus dem der Gesang erschollen war, rührte sich nichts.
    »He, wer hat da eben gesungen?« fragte ein quengeliger Tenor, und ein Männerkopf erschien an einem der leeren Saalfenster.
    »Also, das war ein herrlicher Weckruf, Brudegan!« entgegnete der schöne Bariton des Meisterharfners von irgendwo hoch droben. Menolly hob den Kopf und erkannte Robinton im obersten Stockwerk zu ihrer Linken.
    »Ich wünsche einen guten Morgen, Meisterharfner«, sagte Brudegan höflich, doch sein Ton verriet, daß ihn Robintons Eingreifen verärgert hatte.
    Menolly versuchte sich ganz klein zu machen; am liebsten wäre sie im Dazwischen verschwunden.
    »Ich wußte gar nicht, daß deine Feuerechsen singen können!«
    Silvina war neben Menolly aufgetaucht und räumte geistesabwesend Becher und Schale von den Stufen. »Eine schöne Ergänzung für deinen Chor, Brudegan, was?« fügte sie lauter hinzu. Dann hob sie den Kopf. »Nun, Robinton – ein Becher Klah gefällig?«
    »Gern, Silvina.« Er beugte sich weit aus dem Fenster, um einen Blick auf Menolly werfen zu können. »Ein Schwarm singender Feuerechsen! Etwas Schöneres kann man sich zum 27
    Aufstehen gar nicht wünschen. Guten Morgen, Menolly!« Ehe das Mädchen antworten konnte, verzog er plötzlich das Gesicht zu einer Grimasse. »Mein Feuerechsen-Ei! Mein Ei!« Und er verschwand vom Fenster.
    Silvina lachte leise und nickte Menolly zu. »Der ist zu nichts mehr zu gebrauche n, bis er selbst eine kleine Echse besitzt.«
    In diesem Moment begannen Brudegans Sänger von neuem ihr Lied. Prinzessin zirpte fragend.
    »Schsch, Prinzessin! Jetzt ist Schluß mit dem Gesang.«
    »Die dort brauchen die Übung!« Silvina deutete zum Saal hinauf. »Aber nun muß ich das Frühstück des Harfners richten und dir ein Quartier verschaffen …« Sie unterbrach sich und betrachtete die Feuerechsen. »Was fangen wir nur mit denen an?«
    »Wenn sie so satt sind wie jetzt, schlafen sie meist.«
    »Gut, gut – aber wo? Ach, du liebe Güte …«
    Menolly bemühte sich, ernst zu bleiben, als sie Silvinas Verwirrung sah, denn alle Echsen bis auf Prinzessin, die wie gewohnt auf ihrer Schulter saß, waren verschwunden. Sie deutete auf das gegenüberliegende Dach, wo die kleinen Geschöpfe jetzt aus dem Nichts landeten.
    »Sie – sie gehen ins Dazwischen !« staunte Silvina. »Der Harfner deutete schon an, daß sie viel Ähnlichkeit mit Drachen besitzen.«
    »Ich kenne die Eigenheiten der Drachen nicht, aber es stimmt, daß Echsen ins Dazwischen tauchen. Gestern nacht folgte mir mein Schwarm vom Benden-Weyr hierher.«
    »Und sie gehorchen aufs Wort! Ich wollte, das könnte man auch von den Lehrlingen behaupten.« Dann zog Silvina das Mädchen mit in die Küche. »Camo, dreh den Spieß! Camo, dreh jetzt den Spieß! Und ihr anderen habt wohl in den Hof hinaus gegafft, anstatt hier weiterzuarbeiten!«
    Die Wirtschafterin sah sich mit gerunzelter Stirn um. Sofort nahmen die Mägde und Köche ihre verschiedenen Tätigkeiten 28
    wieder auf.
    »Ich habe eine Idee, Menolly. Du bringst Meister Robinton das Frühstück nach oben, dann kannst du gleich einen Blick auf dieses verflixte Ei werfen. Anschließend will ich Meister Oldive bitten, daß er sich deine Sohlen ansieht, obwohl ich volles Vertrauen in Manoras Heilkunst habe. Und …« Silvina hielt Menollys linke Hand fest und betrachtete düster die rote Narbe.
    »Sag, Kind, wo hast du dir diese gräßliche Wunde geholt?
    Und welcher Heiler hat sie so stümperhaft behandelt? Kannst du überhaupt richtig damit greifen?«
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