Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)

Titel: Pergamentum – Im Banne der Prophetin: Roman (German Edition)
Autoren: Heike Koschyk
Vom Netzwerk:
Moment schien er nur umso rasender.
    Clemens bedeutete ihr, zur oberen Plattform des Turmes zu steigen und die Leiter von dort wegzustoßen. Dann sei sie in Sicherheit.
    »Und du?«, flüsterte Elysa.
    Clemens lächelte. » Per Dominum moriemur «, antwortete er. »Rasch, beeil dich.«
    Mit bangem Herzen kletterte sie die Leiter hinauf, blindlings ergriff sie in der Finsternis die Streben, während sie Magnus bereits im Eingang des Turmes poltern hörte.
    Von dort erklang nun ein Ausruf des Erstaunens. »Clemens von Hagen, ich dachte, Ihr seid fort?« Dann erklang ein grölendes Lachen. »Wollt Ihr es mit bloßen Händen mit mir aufnehmen?«
    Während Elysa die Zinnen erreichte, hörte sie ein furchtbares Krachen, doch folgte kein Schrei. Voller Furcht sah sie in die Schwärze. Was mochte Clemens gegen ihren zornigen Bruder ausrichten können, der kampferprobt und mit geschärfter Waffe um sich schlug? Beide waren groß und kräftig gebaut, doch Magnus war dem Kanonikus an Muskelkraft weit überlegen.
    Wieder scholl ein Krachen zu ihr hinauf, dann ein Fluchen.
    »Herr, Jesus, steh uns bei«, flüsterte Elysa. Sie stemmte sich gegen die Leiter, versuchte, sie von sich zu stoßen, wie Clemens sie geheißen hatte, doch sie ließ sich nicht lösen, so heftig sie auch rüttelte. Erschöpft sank sie auf die Knie. Was sollte sie auf dem Turm verharren – sie konnte Magnus nicht entkommen. Es wäre ohnehin sinnlos, wenn jener Mann nicht errettet wurde, dessen Nähe sie in Unruhe versetzte.
    Von unten drang Kampfeslärm, offenbar hatte Magnus die Axt im Dunkeln verloren, denn nun erklang das Schlagen von Fäusten und das Stöhnen der Kämpfer, gefolgt von bedrohlicher Stille.
    Wenig später kam jemand die Leiter hinaufgeklettert und ließ sie bei jedem Schritt erzittern.
    »Clemens?«, schrie Elysa. Die Furcht kroch ihr bis ins Mark.Mit aller Kraft versuchte sie, die Leiter zu bewegen, doch sie klemmte fest. Hastig rüttelte sie an dem Ende, das mit dem Ausstieg verwachsen zu sein schien, während das immer stärkere Schwingen der Streben von der Ankunft jenes Mannes kündete, den sie seit ihrer Kindheit fürchtete.
    Fieberhaft suchte Elysa im fahlen Licht des Mondes nach einem Stein oder einem Stück Eisen, einem Stock, nach irgendetwas, das sie ihrem Bruder ins Gesicht rammen konnte, bevor er die Plattform erklomm. Doch sie fand nichts.
    Schon erschien der Kopf ihres Bruders im Ausstieg, mit vor Wut verzerrtem Blick und blutiger Stirn. Sofort sprang Elysa hinzu, versuchte, nach ihm zu treten, doch er griff lachend nach ihrem Fuß und riss sie zu Boden, als er die Plattform erreichte.
    Elysas Schrei wandelte sich in ein heftiges Stöhnen, während sie mit den Fäusten auf ihn einschlug, sich gegen den Griff wehrend, der sie nun eisern umklammerte und jegliche Bewegung unterband.
    »Sieh genau hin«, sagte Magnus keuchend und drückte sie gegen die hüfthohen Zinnen. Unter ihr lag der Graben. Das brackige Wasser glänzte im Schein des Mondes, der faule Gestank drang bis zu ihr hinauf. »Das dort unten ist die Hölle, Elysa, und sie wird dich verschlingen.«
    Im selben Atemzug erklang ein ohrenbetäubendes Knarzen. Mit ruckartigen Bewegungen löste sich die Zugbrücke hinab.
    Magnus erstarrte. Er ließ von Elysa ab und beugte sich vor, um zu sehen, wer die Brücke in Gang gesetzt hatte. »Welcher Tölpel …«
    Weiter kam er nicht. Er hatte Clemens nicht erwartet, der einem Schatten gleich aus dem Ausstieg kam und sich mit ganzer Kraft gegen ihn warf. Magnus fing sich, taumelte zur anderen Seite und griff nach Clemens’ Mantel. Doch er konnte das Gleichgewicht nicht halten.
    In jenem Moment, als Magnus rücklings und mit aufgerissenen Augen über die Zinnen des Turmes in den Burggraben stürzte, spürte Elysa all den Hass, der aus ihrem Innersten emporkroch.
    Magnus fiel mit einem gewaltigen Platschen, das übelriechende Wasser spritzte hoch, doch nicht so hoch wie jenes, das Elysa dereinst in ihrem Gesicht gespürt hatte. Mehrmals noch reckten sich seine Hände gen Himmel, suchten verzweifelten Halt im schlammigen Morast, bis der Untergrund ihn ergriff und ihn erbarmungslos verschlang.
    Elysa weinte, Tränen der Erleichterung rannen über ihre Wangen. Sie spürte Clemens’ wärmende Hände an ihrem Rücken und sah hinaus in die Nacht, zu den Feldern und Wäldern des Besitzes derer von Bergheim.
    Unterdessen schlug die Zugbrücke auf und entließ einen Reiter, der mit weiter cappa und auf die Brust gepresster Hand den Weg
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher