Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Perfect Copy - Die zweite Schöfung

Titel: Perfect Copy - Die zweite Schöfung
Autoren: Andreas Eschbach
Vom Netzwerk:
schon.«
    »Gut.« Nolting trat ans Fenster, schob es auf, besah sich den schmalen, rings um das Geschoss verlaufenden Feuerbalkon. »Na, das ist doch genial.« Er kletterte hinaus und beugte sich über die Brüstung. »Hallo!«, brüllte er ins Halbdunkel hinab. »Müller? Steinitz? Hier oben!«
    Johannes war schon dabei, das nächste Fenster aufzureißen und ebenfalls hinauszuklettern. Wolfgang folgte ihm, obwohl es ihn draußen schauderte. Der für Notfälle gedachte Balkon war verdammt schmal, sein mickriges Geländer aus fingerdünnem Stahlrohr war alles andere als vertrauenerweckend. Von hier oben betrachtet sah das Institutsgebäude wesentlich höher aus, als es von unten gewirkt hatte.
    Unten, zwischen den von Laternen beschienenen Lichtinseln im Gebüsch und den sanft geschwungenen Fußwegen, war Bewegung zu erkennen. Männer in dunklen Lederjacken, mit Schirmmützen auf dem Kopf.
    »Kommissar Nolting?«, rief einer, kaum zu verstehen vor dem Hintergrundlärm der nahen Schnellstraße. »Sind Sie das?«
    »Ja«, brüllte der Kommissar zurück. »Riegeln Sie alle Ausgänge ab, Steinitz! Wedeberg ist flüchtig und bewaffnet. Schnell!«
    Einer der Männer sprach in sein Funkgerät, die anderen rannten davon, ihre Revolver aus den Koppeln ziehend.
    »Wie viele Zugänge gibt es zu dem Gebäude?«, wandte Nolting sich an die Wissenschaftler, die noch im Labor standen.
    Der Mann, der dünnes blondes Haar, aber erstaunlich buschige Augenbrauen hatte, überlegte hastig. »Vorne der Haupteingang, die Laderampe hinten zur Hans-Spemann-Straße… es gibt einen separaten Zugang zu den Tiergehegen… außerdem die Tiefgarage natürlich. Ja, und die Kellertreppe beim Heizungsraum.«
    »Ein Schweizer Käse, mit anderen Worten. Verdammt«, knurrte der Kommissar. Er fuhr seine Beamten an, die noch immer wartend herumstanden: »Will vielleicht endlich einer von euch diese Tür dort aufmachen?«
    Bewegung kam in die Sache. Bewaffnet mit dem schweren gusseisernen Fuß eines Instrumentenhalters kletterte einer der Polizisten auf den Feuerbalkon hinaus, um einige Meter weiter damit die Fensterscheibe zu einem anderen Raum einzuschlagen, einem Büro.
    Doch dessen Tür war ordnungsgemäß zugeschlossen.
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, fauchte Nolting.
    »Brechen Sie sie auf, verdammt noch mal. Oder probieren Sie es im nächsten Zimmer.«
    Unten kamen weitere Polizeiwagen mit Blaulicht und Sirene an. Uniformierte schwärmten aus. Das zuckende blaue Licht verwandelte die friedliche Parkanlage in eine Szenerie aus einem Albtraum.
    Inzwischen war auch Svenja durchs Fenster geklettert und stand schaudernd neben Wolfgang. Sie warf einen vorsichtigen Blick hinab durch das Gitter, auf dem sie standen. »Kacke, ist das hoch.«
    Johannes beugte sich zu ihnen herüber und sagte leise: »Kommt. Das ist ein Notbalkon für den Fall, dass es brennt; er muss also zu einer Feuertreppe führen. Lasst uns verschwinden. Das ist jetzt Sache der Polizei.«
    »Die machen das schon, oder?«, nickte Svenja bang.
    »Klar. Die machen so was jeden Tag.«
    »Worauf warten wir dann?«
    Johannes eilte vorneweg auf der Suche nach dem Zugang zu der Feuertreppe. Svenja und Wolfgang folgten ihm, kamen aber nicht so rasch vorwärts, weil sie der Sache misstrauten und doch lieber die Hand am Geländer hielten und die andere auf den Fensterbrettern, nur für den Fall, dass die Konstruktion so zerbrechlich war, wie sie aussah.
    Johannes war gerade um die Ecke verschwunden, als Svenja abrupt stehen blieb und auf ein Fenster deutete, das einen Spalt weit offen stand. »Schau mal, hier«, meinte sie und drückte dagegen. »Es lässt sich aufschieben.«
    »Das hat doch keinen…«, begann Wolfgang, unterbrach sich aber, als er sah, dass in dem Raum dahinter, eine Art Teeküche, die Tür zum Flur einen Spalt weit offen stand. »Ja, genial. Lass uns hier reingehen.«
    Sie kletterten in den kahlen, mit einer uralten, ramponierten Küchenzeile möblierten Raum, in dem es so durchdringend nach Zigarettenrauch stank, als sei es einziger Treffpunkt aller Raucher des gesamten Instituts. Womöglich war das sogar der Fall; jedenfalls erklärte es, dass das Fenster offen gestanden hatte.
    Sie rannten den Flur zurück, der von den Schlägen widerhallte, mit denen die Polizeibeamten versuchten, eine der verschlossenen Bürotüren aufzubrechen. Die Türrahmen aus lackiertem Stahlrohr waren offenbar stabiler als vermutet, und die Türen desgleichen. Wolfgangs Vater hatte in der Tat den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher