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Per Saldo Mord

Per Saldo Mord

Titel: Per Saldo Mord
Autoren: A. A. Fair
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Wasser, um sich innerlich abzukühlen. Die Kur half jedoch nicht viel.
    Als Chris auf der Bildfläche erschien, verstand ich Bernices Zögern. Er musterte sie mit dem Blick eines Viehhändlers, der ein Mastkalb kaufen möchte. Für ihn war Bernice nur eine Ware.
    Die Uniform paßte mir, als wäre sie mir auf den Leib geschnitten gewesen. Dann drückte ich Chris die vereinbarten fünfzig Dollar in die Hand. Er war im eigenen Wagen gekommen.
    »Ich möchte mir zwei Koffer ausleihen«, sagte ich zu Ernestine.
    Sie kramte bereitwillig zwei Koffer hervor; der eine gehörte ihr, der andere Bernice.
    »Kriegen wir sie auch bestimmt wieder?« erkundigte sich Bernice mißtrauisch.
    »Natürlich, Bernice«, antwortete Ernestine für mich. »Mr. Lam ist ein...«
    Ich warf ihr einen warnenden Blick zu.
    »... ist ein bekannter Journalist«, schloß sie geistesgegenwärtig. »Seine Berichte erscheinen in allen möglichen Zeitungen. Dein Koffer ist bei ihm genauso sicher wie da drinnen im Wandschrank.«
    Ich packte die Koffer voller Zeitungen, damit sie das entsprechende Gewicht bekamen, verabschiedete mich von den beiden Mädchen und zog los. Auf der Fahrt zum Hotel sagte ich zu Chris: »Übrigens brauche ich auch einen Hauptschlüssel...«
    »He, halten Sie die Luft an. Ein Hauptschlüssel war im Preis nicht inbegriffen.«
    »Ich dachte, für siebzig Dollar...«
    » Siebzig! Sie haben mir nur fünfzig gegeben.«
    »Okay. Dann hätten’s eigentlich siebzig sein müssen, und da ist der Hauptschlüssel natürlich inbegriffen.«
    Chris sah mich von der Seite an. »Sie sind ein heller Bursche, was?«
    »Während ich die Koffer reintrage, besorgen Sie mir den Schlüssel und...«
    »Er hängt an einem großen Messingring. Man kann ihn nicht einfach in die Tasche stecken.«
    »Woran er hängt, ist mir schnuppe. Ich hab’ sowieso nicht die Absicht, ihn in der Hosentasche spazierenzutragen.«
    »Das kann mich meine Stellung kosten.«
    »Mir scheint, ich hatte recht. Es ist doch nur ein Fünfzigdollarjob.«
    »Okay. Ich mach’s. Geben Sie mir die zwanzig Dollar.«
    Ich gab sie ihm.
    Wir langten vor dem Hotel an, und ich sauste durch die Drehtür, die zwei Koffer in der Hand, mit gesenktem Kopf und vorgeneigten Schultern, als bräche ich unter dem Gewicht der beiden Gepäckstücke fast zusammen. Chris begab sich hinter den Empfangstisch, sprach ein paar Worte mit dem Nachtportier, der zustimmend nickte, kam mit dem Hauptschlüssel zurück und reichte ihn mir.
    Ich schleppte mich zu den Fahrstühlen hinüber, gondelte in die siebte Etage hinauf, stieg aus und begann die Zimmer abzuklappern.
    Die erste Tür, an die ich klopfte, wurde von einem großen Mann in Hemdsärmeln und auf bloßen Strümpfen geöffnet. Er starrte mich griesgrämig an.
    »Verzeihen Sie, Sir; aber haben Sie nicht eben unten angerufen und darum gebeten, daß man Ihr Gepäck herauf bringt?«
    »Nein!« Er zog sich zurück und machte mir die Tür vor der Nase zu.
    Ich probierte es noch an zwei weiteren Türen und hörte hinter der einen ein verschlafenes Grunzen und hinter der zweiten einen Fluch und ein leises Gicksen. Hinter der dritten meldete sich niemand auf mein Klopfen. Ich wartete eine Minute, klopfte noch einmal, um mich zu vergewissern, daß das Zimmer frei war, und ließ mich mit dem Hauptschlüssel ein.
    Ein frisch überzogenes Bett, neue saubere Handtücher, aber kein Gepäck. Alles okay. Ich parkte meine Koffer und den Schlüssel, der an einem unhandlichen Messingring baumelte, überzeugte mich, daß das Türschloß nicht einschnappen konnte, schlüpfte wieder auf den Korridor hinaus und begab mich zu Evelyns Zimmer.
    Ich horchte an der Tür, um festzustellen, ob sie Besuch hatte, hörte nichts und klopfte.
    Evelyn kam sofort an die Tür. Sie trug ein Neglige aus irgendeinem durchsichtigen gemusterten Stoff, der ihren nackten Körper wie eine Art Aura umgab, als sie mit dem Rücken zum Licht vor mir haltmachte. Anscheinend hatte sie ihre verführerischsten Klamotten angezogen, um einem männlichen Wesen den Kopf zu verdrehen. Mit mir hatte sie allerdings nicht gerechnet.
    »Sie, schon wieder?« japste sie und wollte die Tür zuschlagen.
    Ich zwängte mich an ihr vorbei und drehte mich um. »Allerdings. Ich schon wieder.«
    Sie starrte mich haßerfüllt an. »Sieh mal an! Sie sind also inzwischen zum Hotelboy anvanciert! Verschwinden Sie augenblicklich, Mr. Lam, oder ich alarmiere die...«
    »Die Polizei?« erkundigte ich mich höflich. »Wie
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