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Per Anhalter (German Edition)

Per Anhalter (German Edition)

Titel: Per Anhalter (German Edition)
Autoren: Oke Gaster
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abgezischt. Auf sein Zimmer, wohin auch sonst?!
    Es war ein kleines, ein winzig kleines Stück Genugtuung für sie gewesen, von dem sie jetzt schon nichts mehr spürte, rein gar nichts .
    Die Genugtuung war der Inhalt einer geknackten Nuss, ihre Verzweiflung war die Schale.
    Die Genugtuung war aufgezehrt, die Verzweiflung war geblieben.
     
    Die Sache mit Lena lief jetzt schon ungefähr drei Monate, vielleicht auch schon länger oder kürzer, so genau wusste sie das nicht, und sie hatte David versprochen, ihm ein Zugticket nach Flensburg zu bezahlen.
    Das war ungefähr eine Woche nach der Vertragsunterzeichnung bei Bahmsen.
    Von Rendsburg nach Flensburg war keine weite Strecke und sicher würde das Zugticket auch nicht die Welt kosten, doch David allein hatte nie Geld übrig (sie hatte selbst nicht einmal genug, um ihren Kindern von den paar Kröten noch Taschengeld zu zahlen) und an die Ersparnisse für den Führerschein sollte er nun wirklich nicht ran gehen. Das Konto hatten die Großeltern für ihn und Nadja eingerichtet und sie zahlten Monat für Monat Geld darauf ein. Schlimm genug, dass sie sich in manchen Monaten daran gütlich tun musste, auch wenn sie es immer wieder zurückzahlte.
    Sie hatte etwas Geld beiseite gelegt. Als Verkäuferin an einer Tankstelle verdiente sie kaum mehr als 1000 Euro, und das auch nur, wenn sie sich Überstunden auszahlen ließ. Es war schwer sich selbst und zwei Kinder davon zu ernähren. Und doch war sie so stolz auf David gewesen, dass sie sich das Geld für das Zugticket mühevoll vom Munde abgespart und zur Seite gelegt hatte.
    Für David schien dieses Versprechen auch nach wie vor überhaupt gar nicht in Frage zu stehen.
    Mama hat gesagt sie zahlt, also zahlt sie auch.
    Und nun waren Sommerferien und David wollte zu Lena.
    Am liebsten gleich morgen. Daraus machte er gar keinen großen Hehl.
    Der Junge war 16 und noch immer nicht dazu in der Lage genügend Empathie aufzubringen um zu spüren, dass seine Mutter jegliches Interesse an der Freundin ihres Sohnes verloren hatte, nachdem er sie so enttäuscht hatte. Er war sowas von dickfellig. Er stand da und hätte wahrscheinlich am liebsten direkt die Hand aufgehalten.
    Aber das ließ sie nicht auf sich sitzen, oh nein. Sie hatte ihn ausgezählt, für alt und für neu. Vielleicht war es gemein gewesen was sie sagte, aber er hatte es verdient.
    „Weißt du was mein Freund, ich werde mir das Geld nehmen und mir mit Nadja davon einen schönen Tag machen. So sieht die Sache nämlich jetzt aus. Fertig!“
    Das war fies, oder? Natürlich war es das, aber sie hatte es genau so gemeint wie sie es gesagt hatte.
    Natürlich war David dann explodiert, war doch klar (genau wie sein Vater halt und doch wie ein kleiner Junge), und er hatte sie angeschrien: „Ist dir wohl egal was aus mir wird, oder? Dann geht meine Beziehung eben kaputt, das ist dir doch egal, nä?“
    „Ja!“ hatte sie trocken geantwortet. Und ja , tatsächlich, das war ihr sowas von scheißegal !
    „Solange du deine Sachen nicht geregelt kriegst und hier auf der faulen Haut sitzt, wirst du von mir gar nichts bekommen. Nothing! Und jetzt: tschüss, lass mich in Ruhe und nerv mich nicht.“
    „Dann hau ich eben ab. Ist mir auch egal.“
    Das war eine feine Vorlage, idealer Boden für sie, genau richtig.
    „Oooh ja, ich bitte dich darum. Geh mit Gott, aber geh. Das mach du man.“
    „Mach ich auch. Ich hab kein Bock auf ne Mutter die lügt!“
    „Ja, hau nur ab! Und vergiss nicht dein Zimmer auszuräumen!“
    Sie wusste nicht, ob David die letzten Worte noch gehört hatte, aber das war eigentlich auch Nebensache. Wie oft hatte David schon gesagt, dass er dann eben geht ? An einer Hand konnte man das ganz bestimmt nicht abzählen. Selbst an zwei Händen dürfte es schwer werden.
    Das war eine seiner Maschen, aber mit der konnte er bei ihr gar nichts auslösen, nicht das Geringste. Er würde ja doch nicht gehen. Vermutlich konnte sie froh sein, wenn sie ihn nicht noch an der Backe kleben hatte, wenn er 30 war.
    Sie löschte die Zigarette im Aschenbecher, trank den letzten Schluck aus ihrem Sektglas aus und putzte sich die Nase.
    Manchmal war es wirklich erschreckend, wie ähnlich David seinem Vater war.
    Speziell heute Abend hatte sie es wieder mehr als deutlich gemerkt. Selbst an seiner Körperhaltung war unzweifelhaft feststellbar, mit wem sie David gezeugt hatte. Auch Arno, Davids Vater, war in Streitsituationen schnell hilflos, wurde laut und fing an, leere
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