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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson
Autoren: Wagnis des Herzens
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Zifferblatt
der Bahnhofsuhr.
    »Anstatt
deine Sätze zu beenden, Seamus, solltest du dir lieber den Atem sparen, damit
du etwas schneller rennen kannst«, sagte Donagh. »Ich meine, für den Fall, daß
du rechtzeitig zur Trauung dort sein willst.«
    Shay
verlagerte das Gewicht von einem Fuß zum anderen, als sei er bereits
losgelaufen, noch bevor er im Herzen und in Gedanken den Mut dazu aufgebracht
hatte. »Aber was ist, wenn ...«
    »Dann hast
du nur deinen Zug verpaßt.« Dona gh schob ihn an der Schulter vorwärts. »Los, geh, Mann, geh! Wir drei warten
in der Zwischenzeit bei Hardy und trinken ein paar Eiscreme-Sodas.« Donagh sah
ihm nach, als er endlich davonrannte. Seamus McKenna rannte, als wolle er den
Zug zum Himmel erreichen. Vielleicht ist es auch so, dachte Donagh und drehte
sich um, vielleicht ist es tatsächlich so. Er sah, wie sich Shays Töchter
zufrieden anlächelten. Donagh legte den Kopf zurück, blickte zum Himmel hinauf
und blinzelte, um die Tränen zu unterdrücken. »Ach, Bria, du hast immer einen
Weg gefunden, um dir deine Herzenswünsche zu erfüllen.«
    Emma betrachtete sich mit sehr gemischten Gefühlen im bodenlangen
Spiegel. Dort stand die Braut, auf die alle warteten – Miss Emma Tremayne in
einem Hochzeitskleid, das über und über mit Spitze und winzigen Perlen besetzt
war. Die lange Schleppe umgab sie wie eine weiße Glocke. Ein mit Orangenblüten
befestigter Tüllschleier verhüllte ihr Gesicht.
    Doch sie
spürte plötzlich, wie in ihrer Brust in der Herzgegend ein seltsames schwaches
Glücksgefühl erwachte und stärker und stärker wurde. Emma wußte noch immer
nicht genau, wie alles gekommen war. Es hatte an dem Tag angefangen, als Bria
McKenna mit dem toten Kind bei der letzten Fuchsjagd der Saison erschienen war.
Nun war der Hochzeitstag da und mit ihm die Entscheidung, die sie jetzt
endgültig treffen mußte.
    Eine
Entscheidung, die sie längst getroffen hatte.
    Irgendwie war sie eine Weile
vom Weg abgekommen und hatte zu lange nichts dagegen unternommen. Sie hatte
beinahe so lange nichts unternommen, bis es schon fast zu spät war.
    Das Haus
war still, als sie die breite Eichentreppe hinunterging. Mama und Maddie waren
in ihren Zimmern und kleideten sich an. Papa war in der Bibliothek. Der mit
Rosen umwundene Bogen, unter dem sie mit Geoffrey hindurchschreiten sollte, das
gelbgestreifte Zelt und die Eiskübel mit Champagner – alles war bereit, doch
die Gäste würden erst in einer Stunde erscheinen. Sie wußte, daß Geoffrey
bereits da war, denn sie hatte vom Fenster ihres Zimmers seinen Landauer
vorfahren sehen.
    Zum
Glück für sie beide fand Emma ihn allein am Felsvorsprung über der Bucht.
    »Geoffrey?« rief sie und erreichte ihn atemlos, als sei
sie gerannt. Er drehte sich um und lächelte. Er sah sie mit dem glücklichen
Grinsen eines kleinen Jungen an, und das tat ihr weh, denn sein Lächeln hatte
sie immer am meisten an ihm gemocht.
    »Emma! Was
machst du hier draußen? Ich darf dich vor der Trauung doch nicht im Hochzeitskleid
sehen. Das bringt Unglück.«
    »Geoffrey«,
wiederholte sie und ließ den Kopf sinken. »Es fällt mir sehr schwer, das zu
sagen. Ich hätte es früher sagen, früher tun sollen, und es tut mir leid, sehr
leid ..., aber ich kann dich nicht heiraten.«
    Sein Lächeln
erstarb. Sie sah, wie er darum kämpfte, es wieder aufzusetzen. »Emma, es ist
nicht der Zeitpunkt für Späße.«
    »Du hättest
mich unglücklich gemacht, und ich will nicht unglücklich sein. Ich weiß, das
ist egoistisch, und ich kann zu meiner Entschuldigung nur sagen, daß ich dich
ebenso unglücklich gemacht hätte.«
    Geoffrey sah sie stumm an, als
sei er wie betäubt von einem unaussprechlichen Schmerz. Emma dachte, sie müsse
mehr sagen, alles besser erklären.
    »Dies ist dein Leben, Geoffrey ... ich will nicht dein
Leben führen.« Plötzlich schlug etwas über ihm zusammen, ein unermeßlicher
Schmerz. An seinen Augen erkannte sie, daß er abgrundtief verletzt war. Sie sah
die Leere darin und die Niederlage. Sie hatte das Gefühl, daß er im tiefsten
Innern damit gerechnet hatte.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
    »Aber du
kannst nicht einfach ...« Seine Stimme brach, und er mußte neu beginnen. »Was
hast du vor?«
    Sie
lächelte. Sie konnte es nicht verhindern. Sie mußte lächeln, obwohl sie auch
weinen wollte. »Ich weiß nicht. Vielleicht segle ich nach Viano do Castelo.«
    »Er ist es, nicht wahr?« Sein
Gesicht wurde hart. »Ich habe vermutet, daß es
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