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Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson
Autoren: Die Widerspenstige
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Polizei rufen
wollte ...
    Sie befeuchtete den Rocksaum mit Speichel und wischte sich, so gut
sie konnte, das Gesicht sauber. Dann schüttelte sie die Blätter und Zweige aus
den langen schwarzen Haaren. Als sie sich danach langsam umdrehte und das
Schlafzimmer genauer betrachtete, fiel ihr Blick auf ein breites Federbett mit
einem Baldachin. Die dicke Matratze sah so weich aus, daß sie nicht widerstehen
konnte, sie auszuprobieren.
    Mit einem leisen Seufzen lehnte sie sich gegen die Daunenkissen.
Im Zimmer war es sehr still. Das Rumpeln der Wagen und das Geschrei der
Verkäufer auf der Straße drangen nicht bis hierher.
    Wie wunderbar, dachte sie, so zu leben, und schloß verträumt die
Augen. Wie schön wäre es, eine richtige Dame zu sein und immer in so einem
weichen Federbett zu schlafen ...
    »Mrs. Tyler W. Savitch«, flüsterte sie.
»Mrs. Dr. med. Tyler W. Savitch ...«

2
    Delias Hände glitten über glattes Leinen. Sie streckte und reckte sich
wohlig und seufzte, dann drückte sie das Gesicht fest auf das weiche Kissen.
    Im nächsten Augenblick schlug sie jedoch entsetzt die Augen auf
und richtete sich kerzengerade auf.
    Du meine Güte, dachte sie, ich bin auf dem Bett dieses Mannes
eingeschlafen!
    Sie sah sich um. Es war inzwischen dunkel. Lange Schatten fielen
auf das Bett, aber der Mond stand groß und rund am Himmel. Seine silbernen
Strahlen fielen durch das Fenster und spielten mit dem sanften gelben Licht auf
dem Fußboden, das das das Kaminfeuer im Wohnzimmer verbreitete.
    Delia gähnte, bewegte die Zehen und hob die
Hände über den Kopf, zuckte aber unter dem Schmerz der geprellten Rippen zusammen.
Wie spät mochte es wohl sein? Vermutlich war sie aufgewacht, weil der
Nachtwächter die Stunde ausgerufen hatte. Gott sei Dank war sie wach geworden.
Nicht auszudenken, wenn der Mann zurückgekommen wäre und sie schlafend in
seinem Bett gefunden hätte! Wenn er wirklich die Anzeige in der Zeitung
benutzte, um käufliche Frauen für ein Bordell anzuwerben, dann hätte sie ihm
wohl kaum klarmachen können, daß sie keine Hure war. Schließlich lag
sie in seinem Bett. Der Gedanke trieb ihr die Schamröte auf die Wangen.
    Verschlafen schob sie die Haare aus dem Gesicht und rieb sich die
Augen. Sie lehnte sich zurück, betastete die schmerzenden Rippen und stützte
sich vorsichtig auf den Ellbogen. In diesem Augenblick hörte sie gedämpftes
Lachen und das Rascheln von Kleidern.
    Eine Frau flüsterte mit sanfter, bebender
Stimme: »Tyl, gib mir deine Hand ... hier ... fühlst du das ... ja, hier ...
Tyl, ja genau da ...« Die Frau seufzte, und dann murmelte eine tiefe Stimme:
»Hier?«
    »Ja, hier ...« Die Frau seufzte wieder.
    Delia saß wie erstarrt im Bett und sah sich verzweifelt um. Aber
als sie den Schock überwunden hatte und aus dem Bett springen wollte, war es zu
spät. Der Mann und die Frau näherten sich bereits dem Schlafzimmer.
    Leise lachend erschien die Frau zuerst. Sie zog den Mann an der
Hand hinter sich her. Hinter der Tür blieb sie stehen und lehnte sich an die
Wand. Sie strich ihm über das Rüschenhemd, und er drückte sie an sich. Sie
lehnte den Kopf zurück, und er küßte ihren tiefen Ausschnitt. Sie seufzte
wieder.
    Delia hielt die Luft an. Der Mann suchte nicht nur Huren für sein
Bordell, er probierte sie zuerst selbst aus! Sie mußte sich irgendwie bemerkbar
machen ... irgend etwas tun. Aber sie brachte keinen Ton hervor und war noch
immer wie gelähmt.
    »Tyl, ich bin heute abend vor Eifersucht schier verrückt geworden.
Wie konntest du nur mit all diesen albernen Mädchen tanzen?« fragte die Frau
gespielt vorwurfsvoll. »Sag mir, daß du sie alle häßlich findest, und sie dich
zu Tode gelangweilt haben.«
    »Sie waren alle häßlich«, antwortete er mit tiefer Stimme. »Und
sie haben mich zu Tode gelangweilt ...«
    »Du hast mich den ganzen Abend nicht ein einziges Mal angesehen.«
    »Das stimmt nicht, Priscilla. Das stimmt
nicht ...«
    Die Frau seufzte laut auf, als er sie mit beiden Händen umfaßte
und küßte. »Ah, Tyler Savitch. Was machst du nur mit mir?«
    Als Antwort verschloß er ihren Mund wieder mit seinen Lippen. Er
drückte sie mit den Hüften an die Wand und ließ seine Hände über ihre Schultern
immer tiefer nach unten gleiten.
    Delia bekam eine trockene Kehle. Sie konnte
nicht mehr schlucken. Sie hatte im Goldenen Löwen schon viel gesehen, aber nie
einen Mann und eine Frau, die es wirklich taten. Von ihrem Platz im Bett blieb ihr nichts
verborgen, denn die
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