Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Penelope Williamson

Penelope Williamson

Titel: Penelope Williamson
Autoren: Die Widerspenstige
Vom Netzwerk:
beiden standen im Profil zu ihr, und das Mondlicht beleuchtete
die Szene hell genug. Die Frau war klein und zierlich und trug ein elegantes
Abendkleid. Der Mann hatte nur noch Hemd und Hose an. Mit ihren blassen Händen
knöpfte die Frau ihm langsam das Hemd auf. Als sie seinen nackten Oberkörper
berührte, zog er mit heftigen Bewegungen das Hemd ganz aus, ließ es zu Boden
fallen und öffnete seine Hose. Sie umarmte ihn leidenschaftlich, und Delia
sah, wie sie seine gespannten Rückenmuskeln umklammerte. Er hatte ihre Brüste
aus dem Mieder gehoben, und seine Zunge glitt abwechselnd um beide Brustwarzen.
Die Frau ließ den Kopf zurücksinken und stöhnte.
    Delia hätte beinahe miteingestimmt. Eine seltsame Hitzewelle
durchflutete sie, und glühendes Eisen schien sich um ihre Brust zu legen. Der
Atem der beiden ging schwer und klang inzwischen wie ein Sturm, den die Stimme
der Frau wie ein Vogelschrei durchdrang: »O Gott, Tyl ...«
    Delia wagte nicht, sich zu bewegen, denn sie fürchtete, sie könnte
durch ein Geräusch ihre Anwesenheit verraten. Sie wußte, es war nicht richtig
zuzusehen, und sie schloß die Augen, riß sie aber beinahe gegen ihren Willen
sofort wieder auf.
    Die Hände des Mannes umfaßten die schmale Taille der Frau, und er
hob sie hoch. Sie klammerte sich mit ihren schlanken Armen an ihn. Ihre
zitternden Hände griffen nach seinen dunklen Haaren, sie zog sein Gesicht hoch
und drückte ihren Mund auf seine Lippen. Delia erkannte, daß der Mann mit der
Frau auf das Bett zukam. Die beiden ineinanderverschlungenen Gestalten
verschwanden aus dem Gegenlicht. Delia sah es, konnte sich aber nicht bewegen
... sie konnte nicht.
    Der Mann und die Frau sanken noch immer küssend auf das Bett ...
genau auf Delia McQuaid.
    Delia schrie nur einmal, denn der Schmerz war zu groß, als die
breiten Schultern des Mannes gegen ihre verletzten Rippen stießen. Die Frau
sprang mit einem durchdringenden Schrei vom Bett. Sie hörte überhaupt nicht
mehr auf zu schreien, während der Mann keinen Laut von sich gab. Aber Delia
spürte im nächsten Augenblick die Spitze einer Klinge an ihrer Kehle.
    »Bei allen Heiligen, Priscilla, hör auf! Willst du ganz Boston mit
deinem Geschrei aufwecken? Wer zum Teufel bist du?«
    Im ersten Augenblick begriff Delia nicht, daß
die Frage ihr galt. Als sie keine Antwort gab, drückte er das Messer fester
gegen ihren Hals.
    »Bitte ... bringen Sie mich nicht um«, stieß Delia hervor, und die
Angst ließ ihre ohnehin tiefe Stimme noch tiefer klingen.
    Die Frau war inzwischen verstummt. Jetzt stieß sie ein hysterisches
Lachen aus. »Ach, Tyl, es ist nur ein Junge.«
    »Ich bin kein Junge!« widersprach Delia empört. Da sie feststellte,
daß das Messer sie nicht mehr bedrohte, setzte sie sich ärgerlich auf. Aber als
sie das Bett verlassen wollte, umfaßte eine feste Hand ihre Schulter und
drückte sie zurück.
    »Du rührst dich nicht von der Stelle ...
Priscilla, hol die Lampe.«
    Die Frau zögerte, bis ihr der Mann mit Nachdruck befahl: »Priscilla
...« Dann verließ sie unter dem Rascheln ihres langen Kleides das Zimmer.
    Der Mann ging zur Tür, hob sein Hemd vom Boden auf und zog es an.
Delia mußte daran denken, daß sie stumm mitangesehen hatte, was die beiden
miteinander trieben. Beinahe hätte sie vor Scham laut geweint.
    Im Schlafzimmer schien es plötzlich
unnatürlich still zu sein. Delia glaubte, irgendwo das Ticken einer Uhr zu
hören. Sie hatte das Gefühl, es sei angebracht, irgend etwas zu sagen, sich
vielleicht vorzustellen. Aber unter diesen Umständen war ein: »Guten Abend, Dr.
Savitch!« schlecht möglich. Sie überlegte, was eine Dame in dieser Situation
wohl getan hätte, mußte sich aber verzweifelt eingestehen, daß eine Dame wohl
kaum in eine so unmögliche Lage geraten wäre.
    Die Frau kam mit einer Tischlampe zurück. Auch sie hatte die Zeit
genutzt, um sich wieder richtig anzuziehen.
    Ihr Abendkleid muß sündhaft teuer sein, dachte
Delia beeindruckt.
    Ein moosgrüner Satinrock fiel über eine Krinoline. Ein mit Silberbrokat
bestickter Oberrock betonte anmutig die Hüften. Der tiefe, spitzenbesetzte
Ausschnitt des kostbar bestickten und mit Spitzenrüschen übersäten Mieders
verhüllte nur wenig von den schneeweiß schimmernden Brüsten. Ein
pailettenbesetzter und mit Straußenfedern geputzter Turban unterstrich die Eleganz
der Garderobe. Die Frau hatte goldblonde Haare, blaue Augen und eine wahrhaft
schneeweiße Haut. Ein winziges silbernes und wie ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher