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Pendragon - Der Anfang

Titel: Pendragon - Der Anfang
Autoren: D J MacHale
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Lebens geschmissen, meine Mannschaft wird mich morgen kreuzigen, und du möchtest, dass ich dir in die U-Bahn in einem der übelsten Viertel New Yorks folge? Ich finde, du schuldest mir eine Erklärung!« Ich hatte die Nase voll und beschloss, sofort zu verschwinden, wenn er keine Antworten lieferte. Natürlich war ich nicht sicher, wohin ich gehen sollte, falls er mich einfach stehen ließ. Allerdings rechnete ich nicht ernsthaft damit. Schließlich war er mein Onkel.
    Er ließ sich erweichen. Sekundenlang sah ich das Gesicht des Menschen, den ich mein Leben lang gekannt hatte. »Du hast recht, Bobby, ich verlange ziemlich viel von dir. Aber wenn wir hier stehen bleiben und ich lange Erklärungen abgebe, ist es vielleicht zu spät.«
    »Zu spät wofür?«
    »Es gibt ein paar Leute, die in Schwierigkeiten stecken. Sie verlassen sich darauf, dass ich ihnen helfe, und ich verlasse mich darauf, dass du mir hilfst.«
    Ich fühlte mich geschmeichelt und hatte gleichzeitig Schiss. »Echt? Was für Schwierigkeiten?«
    »Es würde ewig dauern, es dir zu erklären. Ich zeige es dir lieber.«
    Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte. Selbst wenn ich abgehauen wäre, hätte ich nicht gewusst wohin. Und hier stand dieser Typ – mein Onkel -, sah mir in die Augen und sagte, er brauche mich. Ich hatte wenig Auswahl. Endlich entschloss ich mich, ihm meine immer drängender werdenden Gefühle mitzuteilen.
    »Ich hab Angst.« Da, ich hatte es gesagt.
    Onkel Press lächelte und antwortete: »Ich weiß. Doch bitte glaube mir, Bobby, solange es in meiner Macht steht, lasse ich nicht zu,
dass dir etwas geschieht.« Er sagte es mit so ehrlicher Überzeugung, dass es mir sofort besser ging … etwa eine Sekunde lang.
    »Was passiert, wenn es nicht mehr in deiner Macht steht?«, fragte ich.
    Onkel Press lächelte wieder und meinte: »Das wird vorläufig nicht geschehen. Bist du dabei?«
    Man sagt, kurz bevor einen das Verderben ereilt, würde sich das ganze Leben noch mal vor dem inneren Auge abspulen. Komischerweise passierte das bei mir nicht. Ich dachte nicht an das Spiel. Ich dachte auch nicht an meine Familie. Ich dachte nicht einmal an Courtney Chetwynde. Ich dachte bloß an mich und Onkel Press. Hier und jetzt. Das empfand ich als gutes Omen. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte: »Gut, alles klar! Gehen wir.«
    Onkel Press lachte, wie ich es seit Ewigkeiten nicht mehr von ihm gehört hatte. Dann machte er kehrt und lief die Treppen hinunter. Ich sah, wie er in dem dunklen Loch verschwand, gab mir einen Ruck und folgte ihm, um ihm zu zeigen, dass ich ihm vertraute. Als ich die letzte Stufe hinter mich brachte, stand er vor einer mit Graffiti bedeckten Bretterwand, die den Eingang versperrte. Die U-Bahn-Station war stillgelegt, und so wie die alte Holzwand aussah, war sie das schon lange.
    »Jetzt haben wir ein Problem«, sagte ich lässig. »Hier geht’s nicht weiter, wie?«
    Onkel Press wandte sich mir zu und erklärte mit der geduldigen Miene eines Lehrers, der goldene Lebensweisheiten zu verbreiten hat: »Es gibt keine Probleme, nur Herausforderungen.«
    »Na, wenn die Herausforderung darin besteht, eine U-Bahn in einer stillgelegten Station zu kriegen …« Ich gab mich nicht so schnell geschlagen! »… dann würde ich das als Problem bezeichnen.«
    Aber Onkel Press sah das anders. Lässig streckte er die Hand
aus, packte eines der Bretter und zerrte daran. Es sah nicht so aus, als würde er viel Kraft einsetzen, aber sofort lösten sich gleich vier Bretter in einem Stück und gaben den Blick auf einen finsteren Korridor in den U-Bahnhof frei.
    »Wer redet denn davon, mit der U-Bahn zu fahren?«, meinte er ironisch grinsend.
    Mühelos warf er das Stück der Bretterwand auf die Treppe und ging weiter. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er so stark war. Außerdem fragte ich mich immer noch, warum wir mitten in der Nacht im übelsten Viertel New Yorks in einen stillgelegten Bahnhof eindrangen.
    Onkel Press steckte den Kopf durch die Öffnung. »Kommst du?«
    Um ein Haar hätte ich doch noch kehrtgemacht, wäre die Treppe hinaufgerannt und hätte mir einen Crashkurs im Motorradfahren gegönnt. Aber ich tat es nicht. Wahrscheinlich war das Ding sowieso längst geklaut worden. Ich hatte keine andere Wahl und folgte ihm.
    Der Bahnhof war ewig nicht benutzt worden. Die einzige Helligkeit stammte von den Straßenlampen, deren Licht von oben durch die Lüftungsgitter fiel. Der schwache Schimmer zeichnete das Gittermuster
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