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Peinlich peinlich Prinzessin

Titel: Peinlich peinlich Prinzessin
Autoren: Meg Cabot
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idiotischerweise meine Schneeflockenkette vom Hals GERISSEN und dem Jungen vor die Füße GESCHLEUDERT habe, der sie mir geschenkt hat? Denkt er etwa, man erholt sich von so einem traumatischen Erlebnis automatisch, indem man sich ein Musical mit tanzenden Teetassen anschaut?
    JP ist zwar total süß, aber manchmal echt auch ein bisschen beschränkt.
    Wobei Tina absolut recht hatte. Sie hat nämlich irgendwann mal gesagt, dass JP ihr wie ein schlafender Vulkan vorkommt: In seinem tiefsten Inneren brodelt das Magma der Leidenschaft. Die Träne vorhin ist der Beweis. Tina glaubt, dass er nur der richtigen Frau begegnen muss, die den Schlüssel zu seinem Herzen besitzt - das er zu seinem eigenen Schutz mit einem kalten, steinernen Panzer umhüllt hat -, und dann wird er mit einem Riesenknall explodieren, genau wie der leise vor sich hin köchelnde Supervulkan im Yellowstone National Park.
    Und Lilly (die übrigens seit unserem letzten Telefongespräch weder gemailt noch angerufen hat, noch nicht mal um mich eine »verräterische Freundwegschnapperin« zu schimpfen, was für sie völlig untypisch ist) war ganz offensichtlich nicht die Richtige für ihn.
    Vielleicht ist JP doch nicht beschränkt. Vielleicht liegt es einfach nur daran, dass er ein Junge ist.
    Na ja, es kann eben nicht jeder wie das Biest sein.

Freitag, 10. September, 23.45 Uhr, wieder zu Hause
    Posteingang: 0
    Auch keine Nachricht auf dem AB.
    Aber Michaels Flugzeug ist auch noch elf Stunden und dreißig Minuten in der Luft. Nach der Landung ruft er mich bestimmt gleich an.
    Er muss mich doch anrufen, oder?
    Okay, darüber denke ich jetzt lieber gar nicht nach. Weil mein Herz dann nämlich sofort anfängt, so komisch unregelmäßig zu schlagen und meine Handflächen ganz feucht werden.
    Es kam zwar kein Anruf und auch keine Mail, während ich im Theater war, aber dafür hab ich etwas anderes bekommen. Und zwar einen Brief, der per Kurier zugestellt wurde. Mom hat ihn mir (mit ziemlich grimmiger Miene) überreicht, als ich sie geweckt hab, um zu fragen, ob Michael in der Zwischenzeit vielleicht angerufen hat. (Ganz ehrlich, ich hab nicht gewusst, dass sie schon schlief. Normalerweise bleibt sie immer so lange wach, bis bei David Letterman in der »Late Show« der musikalische Gast auftritt, und das ist meistens gegen halb eins. Woher hätte ich denn wissen sollen, dass heute Fergie eingeladen war und Mom deshalb früher ins Bett ist?)
    Der Brief war eindeutig nicht von Michael, das hab ich sofort gesehen. Er steckte in einem Umschlag aus elegantem cremefarbenem Büttenpapier mit einem großen roten Siegel
in der Mitte, in das die Buchstaben D und R eingeprägt waren. Ich weiß nicht wieso, aber irgendwie musste ich bei diesem Umschlag sofort an Grandmère denken.
    Deswegen war ich auch nicht sonderlich überrascht, als Mom ziemlich gereizt sagte: »Deine Großmutter hat angerufen und gesagt, du sollst ihn sofort aufmachen.«
    Dagegen überraschte mich das, was sie danach sagte. »Und du sollst sie sofort anrufen. Ganz egal wie spät es ist.«
    »Ich soll Grandmère nach elf Uhr nachts anrufen?«, fragte ich verblüfft. Falls Grandmère nicht gerade mit Henry Kissinger oder irgendeinem anderen Uraltpolitiker zum Essen verabredet ist, geht sie jeden Abend ohne Ausnahme kurz vor den Elf-Uhr-Nachrichten ins Bett. Sie sagt immer, wenn sie nicht ihre acht Stunden Schönheitsschlaf bekommt, hat sie am nächsten Morgen ganz schlimme Augenringe, die sie mit nichts wegbekommt - noch nicht mal mit Hämorrhoidensalbe.
    »Ja, hat sie gesagt«, knurrte Mom und zog sich die Bettdecke wieder über den Kopf. (Wie sie überhaupt schlafen kann, während Mr Gianini neben ihr schnarcht, ist mir ein Rätsel. Das muss wahre Liebe sein.)
    Irgendetwas an diesem Umschlag gefiel mir ganz und gar nicht, und die Vorstellung, dass ich Grandmère nach halb zwölf noch anrufen sollte, gefiel mir noch viel weniger. Als ich in meinem Zimmer war, riss ich den Briefumschlag auf, zog den Brief heraus, begann, ihn zu lesen …
    … und bekam fast einen Herzinfarkt.
    Zwei Sekunden später hatte ich Grandmère am Telefon.
    »Ah, Amelia!« Sie klang hellwach. »Gut. Endlich. Hast du den Brief bekommen?«
    »Den von Lana Weinbergers MUTTER?«, hätte ich um ein Haar gebrüllt. Zum Glück fiel mir noch rechtzeitig ein, dass wir in einem Loft mit sehr dünnen Rigipswänden wohnen und dass mein kleiner Bruder direkt nebenan schläft. Deshalb
war es klüger, nicht zu brüllen, um ihn nicht aufzuwecken
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