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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition)
Autoren: S. G. Browne
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»Es gibt nur einen Mann in San Francisco, der Glück stehlen kann.«
    Er hat schon recht, es gibt nicht viele von uns in der Gegend. Eine Mutter und ihre Tochter in Seattle, eine vierköpfige Familie in Los Angeles, zwei Brüder und ihr Großvater im San Joaquin Valley. Das sind die an der Westküste, von denen ich weiß. Ich habe auch schon von Wilderern in Chicago, Miami, Las Vegas, Phoenix, St. Louis, Denver, Memphis, Boston und New York gehört. Sogar von welchen in Kanada und einigen, die über ganz Europa verstreut sind. Wir übernehmen bestimmt in nächster Zeit nicht die Weltherrschaft, aber es gibt doch mehr von uns, als man denken mag.
    Doch Tommys Schläger liegt trotzdem falsch. Ich bin nicht der Einzige in San Francisco, der Glück stehlen kann.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sage ich. »Ich bin Privatdetektiv.«
    »Ich habe Verständnis dafür, dass Sie Ihre Fassade aufrechterhalten wollen«, entgegnet Schläger eins. »Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass Mr. Wong Ihre Dienste regelmäßig in Anspruch nehmen möchte.«
    »Sie meinen, als unabhängiger Zulieferer?«
    »Eher als Angestellter«, sagt er, während Schläger zwei meine Bürotür öffnet und mich auffordernd ansieht. »Aber die Details können Sie mit Mr. Wong besprechen.«
    Dass die chinesische Mafia weiß, wer ich bin, ist nicht sehr überraschend, wenn auch etwas beunruhigend. Nicht ganz so schlimm wie eine Enttarnung für Clark Kent, aber dass meine Deckung auffliegt, ist so ziemlich das Letzte, was ich gebrauchen kann. Dennoch ist die Vorstellung, fest für jemanden zu arbeiten, ungefähr so anziehend wie eine vollgeschissene Windel.
    »Danke für das Angebot, aber ich muss leider ablehnen.«
    »Offenbar haben wir uns missverstanden«, sagt Schläger eins. »Es handelt sich nicht um ein Angebot, das Sie ablehnen können.«
    »Ich habe Sie sehr gut verstanden. Aber ich möchte es trotzdem dabei belassen.«
    Was nicht ganz der Wahrheit entspricht. Natürlich würde ich gern mehr Geld verdienen, in Kauai mit Aussicht auf Hanalei Bay leben, und gegen eine Privatmasseuse hätte ich auch nichts einzuwenden. Aber nur weil irgendjemand einem ein Angebot macht, das man nicht ablehnen sollte, bedeutet das noch lange nicht, dass es eine gute Idee wäre, es anzunehmen.
    »Das ist Ihre letzte Chance, Ihre Meinung zu ändern«, erklärt Schläger eins.
    »Nein«, sage ich und hoffe, dass er keine Knarre zieht und mich erschießt. Das wäre ein echter Dämpfer für den heutigen Tag. »Danke, aber ich bin mir sicher.«
    Statt mich zu erschießen, schenkt er mir zum Abschied einen finsteren Blick, dreht sich um und verlässt das Büro. Schläger zwei hingegen lächelt.
    »Wir sehen uns, Mr. Monday«, sagt er und schließt die Tür hinter sich.

Kapitel 4
    I ch möchte dieses Begrüßungskommitee der chinesischen Mafia nie wiedersehen. Nicht dass ich mir ernsthaft Sorgen mache, erschossen zu werden, aber ich schätze, dass die nächste Begegnung nicht so angenehm verlaufen wird.
    So viel zu meinem langweiligen Leben als Privatdetektiv.
    In Momenten wie diesem lernt man zu schätzen, dass man nichts hat, das einen hält, und dass man jederzeit in Windeseile einpacken und abhauen kann. Auch wenn wir im Gegensatz zu früher eher die Möglichkeit haben, sesshaft zu werden, müssen Glückswilderer doch ein Nomadenleben führen. Man kann schließlich nicht seine Nachbarn bestehlen und gleichzeitig erwarten, dass sich irgendeine Form von gegenseitiger Verbundenheit entwickelt. Deshalb mieten die meisten Wilderer, statt zu kaufen. Und deshalb leben wir allein.
    Wenn man jeden, dem man begegnet, nur als potenzielles Einkommen betrachtet, ist es schwer, Freunde zu finden.
    Auch wenn Glückswilderer in der Regel keine langfristigen Beziehungen eingehen, heiraten sie doch manchmal und vermehren sich mit Nichtwilderern. Ansonsten gäbe es mich nicht. Aber Menschen, die nicht mit dieser Fähigkeit geboren wurden, verstehen nicht, wie wir ticken. Sie wissen nicht, wie man mit unserer genetischen Anomalie umgeht. Die ultimative unvereinbare Differenz.
    Obwohl meine Mutter sich weigerte zu wildern, konnte mein Vater einfach nicht akzeptieren, dass sie ihre Fähigkeit an seine Nachkommen weitergegeben hatte. Meine Großmutter hat meinen Großvater verlassen, als meine Mutter noch ein kleines Mädchen war. Und mein Urgroßvater verließ meine Urgroßmutter, ehe mein Großvater auf die Welt kam.
    Das Muster ist nicht zu übersehen. Wenn man seinen
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