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Pechvogel: Roman (German Edition)

Pechvogel: Roman (German Edition)

Titel: Pechvogel: Roman (German Edition)
Autoren: S. G. Browne
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dass sie versucht, sich zu erinnern. Dann wird mir jedoch klar, dass sie nicht vorhat, mir den Namen mitzuteilen.
    Aber mir fällt ein Name ein. Ein guter. Fängt mit Sch an und reimt sich auf Lampe.
    Was nicht bedeutet, dass ich nicht immer noch daran interessiert bin, was sie unter dieser kühlen, humorlosen Hülle versteckt. Ich bin schließlich auch nur ein Mann. Die Persönlichkeit einer Frau hat keinen Einfluss darauf, ob ich mit ihr schlafen würde.
    »Also, was hat dieser Freund eines Freundes denn gesagt, das ich für Sie tun könnte?«, will ich wissen.
    »Mir dabei helfen, etwas zu finden, das verlorengegangen ist«, sagt sie und blinzelt einmal langsam und kontrolliert. Fast so, als hielte sie ein Mini-Nickerchen.
    Mir fällt auf, dass ihre Augenbrauen heller sind als das Haar. Fast blond. Ich frage mich, ob sie ihr Haar färbt. Und wie es wohl mit der Farbe eine Etage tiefer aussieht.
    »Und was genau ist verlorengegangen?«, frage ich.
    Deine Jungfräulichkeit? Deine Herzlichkeit? Dein Sinn für Humor?
    Sie sitzt weiterhin nur da und starrt mich an. Als hätte sie meine Gedanken gelesen und wäre darüber alles andere als erfreut.
    Schließlich sagt sie: »Sie sollen mir dabei helfen, etwas Glück zu finden.«
    Ich bin mir nicht sicher, ob sie mich um Hilfe beim Wiederfinden von gestohlenem Glück bittet oder ob sie mich anheuern will, um andere zu bestehlen. Im ersten Fall muss ich mir die Frage stellen, wie ich jemals hätte vergessen können, ausgerechnet dieser Frau Glück gestohlen zu haben. Doch falls die zweite Möglichkeit zutrifft, sollte ich definitiv meine Sachen packen und mir eine neue Bleibe zu suchen – denn dann haben die heutigen Ereignisse mehr als deutlich gezeigt, dass meine Deckung komplett aufgeflogen ist.
    Sie scheint mein kurzes Schweigen als ein ungläubiges Zögern zu deuten. Bevor ich meine Stimme wiederfinden und eine Antwort stammeln kann, fügt sie hinzu: »Es geht nicht um mein Glück.« Als wäre es eine furchtbar peinliche Angelegenheit, wenn es wirklich sie betreffen würde. »Es ist für jemand anderen.«
    »Für jemand anderen?«
    »Für meinen Vater«, erklärt sie. »Jemand hat ihm sein Glück gestohlen, und ich möchte, dass Sie mir dabei helfen, es zurückzuholen.«
    Situationen wie diese sind immer ziemlich unangenehm: Wenn das Glück ihres Vaters tatsächlich gestohlen wurde, stehen die Chancen nicht schlecht, dass ich selbst für diesen Diebstahl verantwortlich bin. Und ich kann gut darauf verzichten, etwas wiederzubeschaffen, das entweder niemals da gewesen ist oder unmöglich zurückgebracht werden kann.
    Ich beuge mich zu ihr hinüber. »Tuesday …«
    »Miss Knight.«
    Ist die Raumtemperatur gerade spontan um mehrere Grad gefallen, oder kommt mir das nur so vor?
    »Miss Knight. Was auch immer dafür verantwortlich sein mag, dass Ihr Vater harte Zeiten durchmacht: Ich bin mir sicher, dass Glück damit nichts …« Und schließlich geht mir doch noch ein Licht auf. »Moment mal. Sprechen wir von Gordon Knight?«
    Gordon Knight ist der Bürgermeister von San Francisco und der neueste Liebling der Lokalpolitik. Er hat sich so rasant in die Herzen aller gespielt wie ein Sommerhit mit einem unwiderstehlichen Refrain, den einfach jeder mitsummen muss. Kaum einer, der nicht ein Loblied auf ihn singt und seinen Namen in einem Zug mit Ämtern vom Senator bis zum Gouverneur von Kalifornien nennt.
    Vielleicht sollte ich lieber sagen: nannte.
    Vor ein paar Wochen stahl ich Gordon Knights Glück und verkaufte es für fünfzehn große Scheine auf dem Schwarzmarkt.
    Seitdem sind mehreren seiner Programme die Unterstützer abgesprungen – von dem Sexskandal mit einer Stripperin ganz zu schweigen. In den letzten acht Wochen sind seine Popularitätswerte schneller gefallen als die Klamotten in einem Porno.
    Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sind die leichtesten Ziele für Glückswilderer.
    Finanzbosse und Filmstars. Bonzen und Berühmtheiten. Politiker und Profisportler.
    Man kommt natürlich nicht immer leicht an sie heran, aber sie bieten dennoch solides Einkommen. Und sie sind seit Jahrzehnten das Ziel von Wilderern. Schon mein Großvater hat mir Geschichten über all die berühmten Leute erzählt, denen das Glück gestohlen wurde.
    Amelia Earhart. Harry Houdini. James Dean.
    Buddy Holly. John Belushi. Marilyn Monroe.
    Um nur ein paar zu nennen.
    Auch heutzutage sind die Zeitungen voller Berühmtheiten, die durchdrehen, Politiker, die in Ungnade fallen,
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