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Paul's Blog

Paul's Blog

Titel: Paul's Blog
Autoren: Katrin Bongard
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plötzlich ist da mein bester Freund und presst seine Lippen auf die Lippen eines mir vollkommen fremden Mädchens. Das hat schon etwas Traumatisches. Ich meine: Theo und ich haben uns noch nie geküsst, noch nie Körperflüssigkeiten ausgetauscht, noch nicht mal Blutsbrüderschaft geschlossen und auf einmal ist Resas Speichel mit seinem verbunden, als wäre das normal. Aber ich habe da auch etwas verstanden. So ist das nämlich. Beste Freunde - schön und gut, - aber eine Beziehung ist anders. Enger. Und nicht nur wegen der Körperflüssigkeiten. Ich war dann wohl etwas blass.
    - Alles okay?, fragt Feli.
    Ich sehe sie an und auf einmal weiß ich es. Ich meine, ich habe es die ganze Zeit gewusst, aber erst dachte ich, sie mag mich nicht, dann dachte ich, sie findet den Philosophie-Heini besser, dann - habe ich wohl aufgehört, nachzudenken. Abi und Eltern und Stress und so. Und ich denke, heilige Scheiße , jetzt werden wir uns nie mehr in der Schule treffen. Und wenn du nicht das Gleiche wie sie studierst oder ihr Haus belagerst, um sie zufällig zu treffen (zu so etwas bin ich durchaus fähig), dann werden sich unsere Wege einfach trennen. Adios . Mich überkommt also die totale Panik, dass ich jetzt etwas machen muss, aber während Theo und Resa sich küssen, fällt mir absolut nichts ein. Wenn ich ein Mädchen wäre, könnte ich in Ohnmacht fallen, das wäre romantisch, aber wenn ein Typ das macht, ist es einfach nur dämlich.
    - Paul?, fragt Feli wieder und ich höre ihre Stimme wie von ganz weit weg.
    - Äh, ich muss mal raus ...
    Eigentlich fehlt bei diesem Satz: ... eine rauchen, aber dummerweise rauche ich nicht, daher macht der Satz irgendwie keinen Sinn. Draußen stehe ich rum und zittere. Ich sollte sofort nach Hause gehen. Feli kommt hinterher. Sie sieht mich an.
    - Ist es wegen Theo und Resa?
    Nein, natürlich nicht. Oder doch, aber anders.
    - Nein, ich hab nur so'n Stress mit meinen Eltern und so. Die sind doch geschieden. Sind deine Eltern eigentlich ... also, die wollten sich doch auch?
    Feli schaut mich skeptisch an. Den Blick habe ich nicht so gerne, weil ich mir dann immer etwas beschränkt vorkomme.
    - Ja, die wollen sich jetzt scheiden lassen.
    Ich überlege, ob man da Beileid sagt oder gratuliert. Ganz allgemein, und natürlich speziell in diesem Fall.
    - Findest du das gut?, frage ich also vorsichtig.
    Feli lächelt. Gott , bin ich erleichtert.
    - Na ja, ist besser so, wenn sich zwei Leute nicht verstehen, oder?
    Okay, das ist wieder diese Art von Gespräch, die mich sofort verunsichert. Irgendwie schwingt da noch was mit. Trennen - Zusammenkommen. So in der Art. Dass man sich das Zusammenkommen auf jeden Fall gut überlegen sollte. Und das Kinderkriegen erst recht. Also als Eltern, weil man dann für immer ein Kind zusammen hat. Wobei: Feli ist kein Kind mehr. Im Gegenteil. Ich möchte sie küssen. Allerdings fehlt mir die Überleitung. Und am Ende sage ich.
    - Ja.
    Und klar, versteht sie das wieder falsch. Weil ich mir schon Gedanken gemacht habe. Aber so kommt es halt nicht richtig rüber.
    Wir gehen wieder rein und ich hasse mich. Und Theo, der einen roten Kopf hat und bestimmt demnächst Sex. Ich hasse ihn wirklich und Resa auch.
     
    Feste feiern
    July 5, 2009 at 9:16pm
    Manche Tage sollte man rot in seinem Kalender eintragen. Um sich zu erinnern. Oder schwarz, um sie aus seinem Gedächtnis zu löschen. Heute zum Beispiel. Nein, natürlich nicht wegen der Abiturfeier. Ich meine, langsam müsstet ihr mich eigentlich kennen und das wissen. Ich meine etwas Wichtigeres. Ich weiß ja, dass ich noch ein paar Jahre leben werden (obwohl die Vorstellung gerade sehr schwer fällt), aber ich denke nicht, dass diese Geschichte in den nächsten Jahren zu toppen ist. An Peinlichkeit, an Grausamkeit.
    Ich glaube, dass ich darüber wegkomme, aber ich muss das bloggen und, ja, es muss mir auch egal sein, wer das liest. So ist das nun mal. Ich muss es bloggen, um es loszuwerden und damit ich überhaupt weiter leben kann. Weil es aufzuschreiben, hoffentlich hilft. Wobei mir einfällt, eigentlich sollte ich Theo töten, für das, was er mir angetan hat.
    Okay. Kommt noch was, Paul? Vermutlich klicken sich gerade die vorletzten Besucher meines Blogs weg. Diese Memme . Stimmt ja. Aber euch allen ist schon klar, dass dies eine Art finaler Blogbeitrag wird? Praktisch Selbstmord. Aber vielleicht habe ich auch gar nichts dagegen.
    Also gut. Ich erzähle es euch einfach. Die Abiturfeier. Am Abend bei
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