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Paul's Blog

Paul's Blog

Titel: Paul's Blog
Autoren: Katrin Bongard
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nicht mehr gezeigt werden, damit er nicht heroisiert werden kann, Nachahmer kommen. Yeah, das finde ich gut. Und ich kann diese Eltern nur bewundern, dass sie in einer solchen Zeit schaffen, sich zusammen zu tun und einen klaren Kopf zu behalten.
    Ostern fahre ich wieder zu meinem Vater nach Paris. Als ich es Feli erzähle, ist sie vollkommen begeistert, sie will in Paris studieren (wusste ich gar nicht) und ich soll mir unbedingt die Mona Lisa ansehen und ihr berichten, ob das tatsächlich so ein grandioses Bild ist. Ich denke, es wird meinen Vater begeistern, wenn ich vorschlage, dass wir in den Louvre gehen könnten. Seine Freundin ist jedenfalls nicht da, sie macht Urlaub mit ihren Kindern (oh–mein–Gott, sie hat selber Kinder ... ich will da überhaupt nicht drüber nachdenken!).
    Feli war noch nie in Paris und ich erzähle ihr die paar Dinge, die mir vom letzten Besuch in Erinnerung geblieben sind. Enge, kleine Straßen, Restaurants in denen es Weinbergschnecken gibt, riesige Parks, die aussehen, als ob Marie Antoinette einem gleich entgegenkommen könnte, fette Gebäude, Theater und der Eiffelturm – aus der Ferne. Ich kann weder bestätigen, dass die Pariser besonders chic sind, noch dass sich an jeder Ecke jemand küsst. Alles Klichees. Ich kann aber eindeutig sagen, dass man auf Englisch noch nicht mal einen Kaffee bestellen kann, weil die Franzosen, was ihre Sprache angeht, unglaublich arrogant sind.
    Ich frage Feli, ob ihr Bruder eine Freundin hat und sie guckt mich an, als wäre ich schwul. Als mir klar wird, dass sie da gerade was falsch versteht, werde ich auch noch rot. Theo lacht sich halbschlapp darüber und am Ende habe ich die Sache noch nicht mal geklärt. (Oder bin ich vielleicht schwul? Das hat mir ja gerade noch gefehlt, ich finde diese Beziehungssachen sind so schon schwer genug) Theo fährt voll auf das Thema ab. Er und Max suchen den idealen Partner für mich. Aber - hej – warum suchen sie immer große muskulöse Typen für mich aus? Als es mich anfängt zu nerven, sage ich:
    - Warum denn in die Ferne schweifen, Theo, wie wär's mir uns beiden? Da kriegt Theo echt für einen Moment Schiss und findet, wir sollten die Sache mal ganz schnell lassen.
     
 
    Back again
    April 29, 2009 at 5:05pm
    Der Frühling hat mich überrascht. Ich habe das Gefühl, dass es noch nie so schnell gegangen ist und schon laufen die Leute in T-Shirts und Shorts rum und man stellt sich schon wieder die Frage, ob man sich endlich mal entschließen sollte, diese Flipflops zu tragen oder ob die einfach zu weibisch sind und man daher besser in seinen Turnschuhen schwitzt und Schweißfüße produziert, was vielleicht männlicher ist, aber nicht unbedingt angenehmer.
    Paris war geil. Obwohl die Stadt so voll von Touristen war (und ich habe mich einfach mal nicht dazu gezählt, schließlich war ich mit meinem Vater unterwegs und der lebt schließlich dort) und man nirgendwo hingehen konnte, wo eine Sehenswürdigkeit stand, ohne zwei Japaner zu zertreten. Ein paar Sachen wollte ich aber doch sehen.
    Vielleicht ist es ja auch meine morbide Ader und mittlerweile glaube ich wirklich, dass da etwas nicht mit mir stimmt, was interessiert mich denn am Tod so? Andererseits: Schließlich ist es das einzige, was wir definitiv alle erleben werden.
    Es mussten also die Katakomben von Paris sein. Mein Vater protestierte, als klar war, dass wir sogar hier zwei Stunden in der Schlange stehen würden, aber ich habe mich durchgesetzt. Trotz Nieselregen und dem Gefühl, nun doch ein dämlicher Tourist geworden zu sein, der tatsächlich nichts Besseres zu tun hat, als zwei Stunden für eine Sache anzustehen, von der er keine genauen Vorstellungen hat. Als wir dann endlich dran kamen und die Stufen hinunter in die Unterwelt von Paris stiegen, da hatte ich im ersten Augenblick das Gefühl, dass das eine ziemliche Schummelpackung wird. In Stein gehauene Gänge entlangzulaufen ist zwar interessant, aber nicht unbedingt wert, dass man dafür zwei Stunden ansteht. Aber dann kamen die ersten interessanten Sachen. Kunstwerke, die die Leute vor 300 Jahren in den Stein gehauen hatten. Irre. Und danach:

    Offenbar haben sämtliche Friedhöfe irgendwann einmal beschlossen, dass sie Platz brauchen und haben die Knochen der Toten ausgegraben, um sie dann in den Katakomben zu lagern. Man durfte nicht mit Blitz fotografieren, um die Ruhe der Toten nicht zu stören oder was auch immer, denn obwohl nur immer 140 Leute unter die Erde durften, war es
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