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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht
Autoren: Martina Nohl
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versucht, ihm weiterzuhelfen, oder ihm auch nur die relevanten Informationen, wie er weiter verfahren sollte, gegeben. Vermutlich was das auch Neuland für sie und Behörden liebten nichts weniger als neue Ideen für die sie noch keine Prozesse hatten.
    Immerhin hatte er mit Christel ein Gespräch geführt. Sie war der perfekte Oma-Typ, hatte aber selbst nur zwei Enkel, was ihr viel zu wenig war, und so hatte sie sich gleich für seine Idee begeistert. Sie hatte ihm sofort angeboten, einen bisher ungenutzten Bereich des Stalls als Werk- und Aufenthaltsraum umzugestalten, aber das ging jetzt selbst ihm zu schnell.
    Paula hielt gerade ein Fläschchen mit Kügelchen hoch und erklärte die unterschiedlichen Abstufungen der Potenzen. Er seufzte. Er hoffte wirklich für sie, dass sie glücklich wurde mit ihrem Job, mit Sven und mit Bene und natürlich mit ihrem Haus, das jetzt nach der Malaktion wie ein ernstzunehmendes Haus wirkte. Er war sehr überrascht gewesen, als er bei dem Fest erfuhr, dass Bene Svens Sohn war. Tja, was es nicht alles gab. Und er war verflixt eifersüchtig auf Sven. Jetzt hatte dieser Kerl einen Sohn und dann bekam er auch noch Paula. Das Leben war ungerecht.
    Alle schauten aufmerksam zu ihm. Hatte sie ihm etwa eine Frage gestellt? Wie peinlich. „Ähm, Paula kannst du es bitte wiederholen, ich höre schon ein wenig schlecht?“ Alle lachten.
    „Ich wollte deine Unterstützung als Biolandwirt, dass auch schon kleinste Spuren von Antibiotikum im Fleisch gesundheitsschädliche Auswirkungen haben können. Soll nur heißen, dass kleine Mengen dennoch große Wirkungen haben können, oder nicht?“
    „Klar, da hast du recht und auch große Mengen des Falschen können gar keine Wirkung haben. Nicht immer stimmt die Strategie ,viel hilft viel‘.“ Das war jetzt eher ein Insider-Statement, aber Paula würde ihn schon verstehen.
    Die Fragerunde dauerte lange und Paula stand am Schluss noch an der Tür, um jede Dame persönlich zu verabschieden. Annemarie stand ihr gegenüber und verteilte Flyer und Visitenkarten. Die beiden waren ein perfektes Team.
    Paula umarmte ihn „Danke, dass du da warst, ich habe mich gefreut.“
    „Gerne doch, es war richtig interessant. Wir reden dann nochmal weiter über Homöopathie für Tiere. Aber jetzt bin ich erst mal gespannt auf die Praxiseröffnung.“
    Das Verhältnis zwischen ihnen schien sich wirklich zu normalisieren, darüber freute sich Ralf aufrichtig.
    „Ja, drück mir die Daumen. Wir haben vorsichtshalber keinen Termin in die Flyer geschrieben. Aber übernächsten Montag habe ich Prüfung.“
    „Hey, es wird alles gut“, sagte er und umarmte sie nochmal. Aber das waren vielleicht die falschen Worte gewesen, denn plötzlich standen Tränen in ihren Augen.
     
    Abends lief Paula noch eine Runde durch die Gassen. Sie war stolz auf sich, dass sie das mit dem Vortrag so gut hinbekommen hatte. Und ja, ihre eigene Motivation hatte dadurch nochmal einen ordentlichen Schub bekommen. Sie wollte jetzt endlich loslegen. Es war doch etwas anderes, im stillen Kämmerlein zu lernen, als zu sehen, dass Menschen auf ihre Heilkünste warteten. So hatte sie sich das immer vorgestellt, wirklich etwas Sinnvolles tun zu können. Jetzt musste sie nur noch diese blöde Prüfung schaffen.
    Im Stillen hatte sie gehofft, etwas von Sven zu hören. Dass er ihr wenigstens viel Erfolg bei ihrem Vortrag wünschen würde oder so. Vermutlich hatte er den Termin einfach vergessen. Ob er immer noch weg war? Immerhin, Ralf war da gewesen, obwohl er sich sichtlich unwohl gefühlt hatte unter den ganzen Müttern und Hausfrauen. Sie vermisste Sven so, dass sie manchmal aus der Haut hätte fahren können, und stellte sich unwillkürlich vor, wie es wäre, wenn sie ihm spontan über den Weg liefe. Sie wüsste wirklich gerne, wie es ihm ging. Aber nach dem Gespräch mit Annemarie hatte sie verstanden, dass das Einzige, was sie wirklich gerade für ihn tun konnte, war, ihm Zeit zu schenken.
    Und sie selbst? Wie ging es ihr damit? Jetzt hatte sie so lange ohne Mann gelebt und tatsächlich nichts vermisst. Und kaum hatte sie sich verliebt, merkte sie, was ihr da all die Jahre gefehlt hatte. Es war grausam. Und wenn sie ihn nicht so lieben würde, dann wäre sie jetzt stinkesauer. Tatsächlich war sie beides gleichzeitig. Doch, das war möglich – hätte sie auch nicht gedacht.
    Sie bog um die nächste Ecke und schaute in eine Hofeinfahrt. Hier war sie noch nie gewesen. Dabei war dieses Dorf wirklich
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