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Paula geht

Paula geht

Titel: Paula geht
Autoren: Martina Nohl
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Mutter da?“
    Das Kind drehte sich um und rief: „Mama, komm mal.“
    Schritte polterten die Treppe herab. Paula hoffte inständig, dass Carmen ihr sympathisch sein würde und andersherum. Das Mädchen verschwand. Eine hochgewachsene Frau um die vierzig trat an die Tür und Paula fiel ein Stein vom Herzen. Sie sah wirklich aus wie eine ältere, weibliche Ausgabe von Sven. Ihre blonden Haare hatten graue Strähnen und waren zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengefasst. Jetzt schaute sie etwas verwirrt auf Paula und strich sich einige Haare aus dem Gesicht.
    „Es tut mir leid, dass ich Sie hier so unangekündigt überfalle, aber wenn ich erst angerufen hätte, hätte mich bestimmt der Mut wieder verlassen. Ich bin Paula, vielleicht hat Sven mal was von mir erzählt?“ Sie hoffte es inständig.
    Da glitt ein Lächeln über Carmens Gesicht. „Mensch Paula, das ist aber toll, dass du vorbeikommst. Komm rein und stör dich nicht an dem Chaos. Ich bin beim Putzen. Wenn ich oben fertig bin, kann ich unten wieder anfangen.“
    Paula folgte ihr in die Küche.
    „Setz dich. Trinkst du einen Kaffee? Klar, du bist doch so eine Kaffeetante. Ich weiß alles über dich!“ Sie grinste und machte sich an der Kaffeemaschine zu schaffen. Paula war fast eingeschnappt. Da schien Sven bei seiner Schwester ja wesentlich gesprächiger zu sein als bei ihr.
    Ein anderes, etwas größeres Mädchen kam hereingepoltert. „Ma, wo ist mein Tischtennisschläger?“
    „Vermutlich unter deinem Bett. Schau mal, wir haben Besuch, das ist Paula, die Freundin von Sven.“
    Da Mädchen bekam große Augen. „ Die Paula?“ Paula tat es so gut, dass Carmen sie ganz unkompliziert als Svens Freundin bezeichnet hatte. Das hörte sich so köstlich normal an.
    „Willst du dich zu uns setzen?“, fragte Carmen.
    „Nein, ich geh zu Pia. War schön, dich mal gesehen zu haben, Paula.“ Und weg war sie.
    Carmen ließ sich auf den Küchenstuhl gegenüber von Paula fallen und schob ihr den Kaffeebecher und eine Zuckerdose zu. „Wir sind alle höllisch neugierig auf dich, musst du wissen, und ziemlich sauer, dass Sven dich noch nie mit zu uns gebracht hat.“
    Sven, das war ihr Stichwort. „Ja, eigentlich wollte ich gar nicht lange stören. Ich dachte nur, ich frag mal, ob ihr was Neues von Sven gehört habt.“
    „Vorgestern hat er kurz angerufen. Das Ganze ist ja wirklich ein Ding! Er ist immer noch in Paris. Er hat Amélie getroffen und meint, sie wäre immer noch drogensüchtig und gerade noch ein Strich in der Landschaft. Allerdings muss sie jemanden haben, der sie finanziert und unterstützt, sie wirkt krank, aber nicht heruntergekommen. Vielleicht ist es dieser Anwalt, der den Brief geschrieben hat, das weiß er noch nicht. “ Nachdenklich betrachtete sie Paula. „Habt ihr euch gestritten, oder warum ruft er nicht bei dir an?“ Carmen schien keine Frau zu sein, die um den heißen Brei herumredete.
    „Hm.“ Paula kämpfte mit den Tränen. „Er hat die fixe Idee, dass er erst sein vorheriges Leben in Ordnung bringen muss, bevor er sich wieder bei mir meldet.“
    „Oh nein, davon hat er mir gar nichts gesagt.“
    „Und nachdem ich jetzt über eine Woche nichts von ihm gehört habe, konnte ich es nicht mehr aushalten und dachte, ich frage mal bei euch nach.“
    „Klar, dass du dir Sorgen machst. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich ihm aber am Telefon die Meinung gegeigt.“ Carmen pustete in ihren Kaffee. „Er ist stur wie ein Holzbock, aber das weißt du wahrscheinlich.“ Sie streckte die Hand über den Tisch und legte sie auf Paulas Unterarm. Jetzt konnte Paula nicht mehr an sich halten und die Tränen liefen ihr die Wange hinunter. „Es tut mir wirklich leid, dass wir uns jetzt so kennenlernen, ich bin sonst keine Heulsuse“, schluchzte sie.
    In dem Moment stürmte Bene in die Küche. „Kann ich was zu essen haben, ich sterbe vor Hunger.“ Er bremste abrupt ab, als er Paula sah. Paula konnte erkennen, wie es in seinem Gehirn ratterte. Dann schlich er auf seinen Wollsocken langsam auf sie zu, legte ihr die Arme um den Hals. „Hey, du musst nicht traurig sein. Papa kommt bald zurück, er hat’s versprochen.“
    Carmen wandte sich ab, um ihre Rührung zu verbergen, und flüsterte: „Das hat er bei mir noch nie getan.“
    Paula schniefte. So weit war es schon gekommen, dass sie sich von so einem kleinen Kerl trösten lassen musste. Sie räusperte sich. „Kann ich dich nachher mal sprechen, bevor ich gehe?“
    „Klar, ich bin
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