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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
Autoren: Jan Beinßen
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dargebrachten Bitte um Verständnis dafür, dass Paul als Fotograf diesmal ausschied, verabschiedete sich Blohfeld und legte auf.
    Paul saß immer noch auf seinem Sofa und hielt sich am Telefon fest.
    Blohfeld konnte ein hundsgemeiner Kerl sein, eiskalt und mitleidlos. Doch immerhin konnte sich Paul mit dem Wissen trösten, dass unter der rauen Schale des alten Haudegens ein weicher Kern schlummerte. Ab und zu trat er zum Vorschein und vollbrachte wahre Wunder.
    Ein Wunder konnte Paul in seiner jetzigen Situation gebrauchen. Mit Blick auf sein Telefon wusste er aber, dass so ein Wunder nicht von selbst des Weges kommen würde. Daher wählte er die nächste Nummer, die sich anbot.
    Hannah meldete sich nicht. Doch immerhin schaltete sich ihr Anrufbeantworter ein.
    Paul lauschte der aufgezeichneten Mitteilung und sah Katinkas Tochter dabei vor sich: ihre strahlend blauen Augen, die Korkenzieherlocken, die sich um ihr jugendlich freches Gesicht kringelten. . .
    »Hallo, Hannah Blohm ist leider nicht zuhause«, hörte er ihre etwas blechern klingende Stimme vom Band. »Ich bin entweder beim Shoppen, in der Disco, in der Uni oder. . . – das geht Sie nichts an! Sollten Sie etwas Wichtiges auf dem Herzen haben, sprechen Sie nach dem Piepton. Ansonsten lassen Sie es bleiben.«
    Paul verzichtete darauf, ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Er blickte auf seine Armbanduhr. Für die Disco war es viel zu früh. Zum Shoppen hatte Hannah – soviel er wusste – kein Geld. Also blieb nur die Uni.
    Paul beschloss nun doch, das geschützte Territorium seiner Wohnung aufzugeben und sich wieder unter Menschen zu wagen. Er wollte Hannah vor der WiSo, der wirtschafts-und sozialwissenschaftlichen Fakultät, abfangen. Denn wenn jemand imstande war, ihm den Weg zu dem anderen Model zu ebnen, dann war es Hannah mit ihrer erfrischend direkten Art.
    4
    Paul legte die kurze Strecke mit dem Rad zurück. Die sommerlich milde Luft tat ihm gut, und er genoss den Fahrtwind, der ihm auf dem Weg den Burgberg hinunter ins Gesicht blies und seine düsteren Gedanken wenigstens für kurze Zeit verscheuchte.
    Doch seine Unbeschwertheit war nicht von langer Dauer. Schon während er sich vor der Uni unter der Masse der Fahrräder nach Hannahs Rad umsah, um dort auf sie zu warten, kamen ihm wieder Zweifel. Wer sagte ihm denn, wie Hannah auf den Mordvorwurf gegen Paul reagieren würde? Woher nahm er die Zuversicht, dass sie ihm helfen würde – wenn er doch selbst nicht wusste, was er in der Mordnacht getan hatte?
    Paul war klar, dass es für ihn nur eine Möglichkeit geben würde, Hannah für sich zu gewinnen: absolute Offenheit!
    Er sah auf die Uhr. Zwanzig Minuten wartete er nun schon. Vielleicht wäre es das Beste, direkt in der Uni nach Hannah zu suchen, überlegte Paul. Vielleicht konnte eine ihrer Kommilitoninnen ihm den Weg zu Hannahs Seminar zeigen.
    Er wollte gerade sein Rad abschließen, als er Hannahs unverkennbaren Lockenkopf in einer Gruppe von Studenten wippen sah.
    »Hannah!«, rief Paul.
    Hannah Blohm reagierte sofort. Sie verabschiedete sich mit knappen Gesten von ihren Begleitern und ging geradewegs auf Paul zu.
    Ihre Augen waren heute besonders blau und ihre Wangen gerötet, bemerkte Paul. In ihrem Ausdruck lagen eine Spur Aggressivität und – da war sich Paul sicher – ein Hauch von Verachtung.
    Er war irritiert und hatte Schwierigkeiten, die richtigen Worte zu finden. Unsicher stand er dem Mädchen gegenüber, gestikulierte hilflos und konnte keinen Anfang finden. »Wie geht es dir?«, fragte er schließlich, um Zeit zu gewinnen.
    »Die Frage lautet ja wohl eher: Wie geht es Ihnen, Flemming?«, sagte Hannah mit ungewohnt rauer Stimme.
    »Mir?« Pauls Verblüffung wuchs. Sollte Hannah etwa auch schon Wind von der Sache bekommen haben? Aber das war doch unmöglich! In der Presse hatte noch nichts darüber gestanden, und die Polizei war vorerst zum Stillschweigen verpflichtet. Jedenfalls, solange keine Beweise gegen ihn Vorlagen.
    »Mama hat mir heute früh am Telefon gesagt, in was für einem Schlamassel Sie stecken«, lüftete Hannah das Geheimnis und blickte ihn so kalt an, dass Paul eine Gänsehaut bekam. »Sie hat durch ihre alten Connections zu den Kollegen der Nürnberger Justiz natürlich sofort davon erfahren – und sie ist nicht gerade begeistert.«
    »Hör mal, Hannah«, beeilte sich Paul zu sagen. »Es ist überhaupt nicht bewiesen, dass ich etwas mit dem Tod dieses Models zu tun habe.« Er blickte sie beschwörend an. Als
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