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Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg

Titel: Paul Flemming 04 - Die Meisterdiebe von Nürnberg
Autoren: Jan Beinßen
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SMS . . .«
    »Geben Sie doch endlich zu, dass Sie sie nicht mehr lieben.«
    »Was hat das denn mit diesem Mordfall zu tun? – Außerdem werde ich das ganz bestimmt nicht zugeben, weil es nicht wahr ist.«
    »Ach, Flemming!« Hannah wirkte plötzlich sehr verletzlich. »Sie sind unmöglich.« Sie stützte sich auf dem Fahrradlenker ab. »Eigentlich sollte ich jetzt wegfahren und Sie hier stehen lassen.«
    »Und uneigentlich?«, hakte Paul vorsichtig nach.
    Hannah zögerte. Sie musste sich überwinden, um ihm zu antworten: »Uneigentlich glaube ich Ihnen.«
    Paul atmete auf.
    Doch Hannah dämpfte sofort seine Erwartungen: »Ich glaube Ihnen, dass Sie dieses Mädchen nicht aus böser Absicht getötet haben. Das ist aber auch alles. Ihre Unschuld müssen Sie mir erst beweisen.«
    Paul rang mit sich selbst, ob er weiter um Hannahs Gunst buhlen sollte, denn es schien beinahe aussichtslos. Doch was blieb ihm schon anderes übrig: »Wenn ich meine Unschuld beweisen soll, brauche ich Hilfe – deine Hilfe.«
    Hannah kaute mit ihren schönen weißen Schneidezähnen auf der Unterlippe, bevor sie fragte: »Wie soll diese Hilfe aussehen? Die Flucht nach Südamerika werde ich ganz sicher nicht für Sie organisieren.«
    Paul weihte sie in sein Vorhaben ein.
    »Nadine Schneider? So heißt die andere Schickse also?«, vergewisserte sich Hannah mit nachdenklichem Blick. »Ich soll Ihnen sozusagen als Türöffner dienen?«
    Paul nickte. »Wenn ich bei der Agentur auftauche, schlagen die mir sicher sofort die Tür vor der Nase zu. Zu dir haben sie vielleicht mehr Vertrauen.« Er bot all seine mimischen Fähigkeiten auf, um sie mitleiderregend anzusehen: »Ich weiß, dass ich auf dich zählen kann. Und ich bin ganz sicher, dass sich alles aufklären wird. Bitte hilf mir dabei, die verlorenen Stunden wiederzufinden.«
    »Das haben Sie gerade schön gesagt.« Hannah rang sich ein winziges Lächeln ab. »Wollen wir gleich hinfahren?«
    »Ja«, sagte Paul entschieden. »Bringen wir es hinter uns. Wir radeln zum Weinmarkt und nehmen dann meinen Wagen.«

5
    Die Agentur logierte in einer fein herausgeputzten Villa im Ortsteil Mögeldorf. Ruhige Seitenstraßenlage. Der Vorgarten war tipptopp in Ordnung, die Fassade schneeweiß, ebenso wie die Haustür. Paul blieb sicherheitshalber außerhalb des schmiedeeisernen Zaunes zurück. Er wollte in seinem Renault sitzen bleiben, während Hannah ihr Glück bei der Agenturchefin versuchen sollte, um an das zweite Model Nadine Schneider heranzukommen.
    Paul war sich vollkommen im Klaren darüber, welch großen Vertrauensbeweis Hannah ihm gegenüber erbrachte. Sie half ihm, ohne wissen zu können, ob Paul unschuldig war oder nicht. Sie setzte sich auch über das momentan spannungsgeladene Verhältnis zwischen Paul und ihrer Mutter hinweg. Hannah half ihm wie ein Freund – ein sehr guter Freund.
    Paul beobachtete, wie Hannah die altmodische Zugklingel neben der Haustür bediente. Wenig später öffnete eine sehr schöne und schick gekleidete Frau. Paul verfolgte aus sicherer Distanz ein kurzes Begrüßungsgeplänkel. Er wusste nicht, welchen Grund Hannah für ihren Besuch bei der Agentur vorgab. Wahrscheinlich spielte sie die Rolle eines Models auf der Suche nach Aufträgen. Vielleicht sagte sie aber auch ganz einfach die Wahrheit und erkundigte sich nach Nadine Schneider.
    Was auch immer Hannah da tat, sie tat es erfolgreich. Keine Minute später war sie im Inneren der Villa verschwunden. Die stolze weiße Tür wurde hinter ihr zugezogen.
    Paul beobachtete dies erleichtert – doch war er vorläufig nun wieder allein mit seinen Gedanken, den Selbstvorwürfen und den vielen offenen Fragen.
    Ja, dachte Paul bitter, Hannah hatte völlig recht gehabt: Er war ein Idiot. Seine Beziehung zu Katinka lief tatsächlich völlig aus dem Ruder, und er konnte kaum abstreiten, dass er mit seinem trotzigen Festklammern an Nürnberg einen gehörigen Teil der Schuld daran trug. Hatte Katinka vielleicht doch den besseren Weg gewählt, indem sie ihre Zelte hier abgebrochen hatte, um neue Herausforderungen in der Hauptstadt zu suchen? Und war ihre Bitte, ihr dorthin zu folgen, womöglich die Chance seines Lebens gewesen, die er leichtfertig vertan hatte?
    Paul schüttelte sich bei dem Gedanken daran, dass er in letzter Zeit allen Klischees eines Mannes in der Midlifecrisis entsprach: Er weigerte sich beharrlich, in bürgerlichen Normen zu denken oder einen wenigstens ansatzweise geregelten Lebenswandel zu führen. Er hatte
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